Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
wird er es auch nicht erfahren.“
„Er hält dich nicht sehr fest mit dem Bann.“
„Er hält mich fest genug“, entgegnete Meister Raiden mit Bitterkeit.
„Sei’s drum, ich glaube ohnehin nicht, dass du den Schlüssel findest. Ich habe ihn über all die Jahre nicht finden können, warum sollte es dann ausgerechnet dir gelingen?“
„Ich möchte es trotzdem versuchen und ich würde behaupten, dass er hier im Nimrod zu finden ist. Die Reste des Goldenen Turmes zu durchsuchen, wäre ein Anfang.“
„Dann wappne dich gut, denn in diesem Teil des Mittellandes leben nicht so zahme Kreaturen wie in meinem kleinen Garten.“
„Ich bräuchte mehr Informationen über das Land, die Lebewesen, die Geschichte – einfach alles. Gibt es Aufzeichnungen darüber, Erhabener?“
„Meine Ameisen werden dir dabei behilflich sein und ich sehe zu, wie lang du hier im Mittelland überlebst.“
„Ich bin zäher, als Ihr vermutet. Wer sind Eure Ameisen?“
„Meine kleinen, schwarzen, emsigen Diener. Du hast sie schon kennengelernt, als sie euch abgeholt haben. Ich nenne sie Ameisen.“
„Wie treffend und als was bezeichnet Ihr dann mich?“
„Als Kakerlake. Du kannst gehen, mit deinem Schüler möchte ich noch ein paar Worte wechseln.“
Meister Raiden verbeugte sich leicht: „Die Kakerlake empfiehlt sich, bevor Ihr mich unter Eurem Fuß zerquetscht.“
„Ich bevorzuge Feuer.“
Eryn sah, wie sich Meister Raiden verbeugte und tat es ihm gleich. Aber als er dann auch gehen wollte, hielt ihn die Stimme des Drachen zurück.
„Bleib!“
Die Aufforderung fühlte sich wie ein Dolchstoß an. „Jawohl, Erhabener.“
„Warum bist du hier?“
Hinter sich hörte Eryn die Schritte Meister Raidens verklingen, wagte aber nicht, sich umzusehen. Er war sehr nervös, da er nun alleine hier stand. „Ich begleite Meister Raiden, Erhabener.“
„Und was für ein Mensch ist dein Meister?“
Was will der Drache von mir? „Er ist klug und zielstrebig. Gerecht und kümmert sich um die Belange seines Landes.“
„Und zu dir?“
„Ich bin dankbar, dass er mich sein Wissen lehrt.“ O bwohl er manchmal sehr streng ist.
Das Verhör ging weiter: „Ist er ehrlich?“
Er hält sein Wort. „Soweit ich das beurteilen kann ja, Erhabener.“
„Wie lange kennst du ihn schon?“
„Wenige Jahre.“
„Und was würde er tun, um den Seelenbann zu brechen?“
Ohne zu zögern sagte Eryn: „Alles“, genauso wie ich.
„Du kannst gehen. Meine Diener werden dich am Ausgang der Halle in Empfang nehmen.“
„Jawohl, Erhabener.“ Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete sich Eryn und versuchte dann sich gemessenen Schrittes aus der Halle zurückzuziehen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Drache ihn von hinten mit einem einzigen Feuerstoß zu Asche verbrennen konnte, eilte er dann doch zügiger davon. Erst in der Sicherheit des Ganges entspannte er sich ein wenig.
Dort erwartete ihn einer der schwarzen Dämonen und sagte nur knapp: „Folgen!“
Ohne sich weiter um Eryn zu kümmern, drehte sich der Dämonenmann um und schritt den Gang entlang.
Ich scheine kein Gefangener mehr zu sein, trotzdem nimmt mir niemand die Magieblocker ab?
Und was hat Meister Raiden bloß so lange mit dem Drachen geredet? Eryn hätte es zu gerne gewusst.
Wenig später traf Eryn wieder auf Meister Raiden und er war wirklich froh darüber. Innerlich hoffte er, dass der Herr von Naganor wusste, was zu tun war und die Dinge schon richten würde.
Nachdem Eryn nun in diesem Raum abgeliefert worden war, drehte sich der Dämonenmensch wortlos um und ging seiner Wege. Nur mehr einer der schwarzen Teufel stand neben Meister Raiden und sie schienen miteinander geredet zu haben. Der Herr von Naganor sah zu Eryn hinüber und winkte: „Schüler, komm her.“
„Meister Raiden, was passiert nun?“, platzte er neugierig heraus und Meister Raiden gab bereitwillig Auskunft: „Ich hatte ein interessantes Gespräch mit dem Erhabenen. Wir werden in gewisser Weise zusammenarbeiten. Zuallererst brauche ich einige Informationen und Ruok hier wird mir helfen.“
„Und was soll ich tun?“, fragte Eryn. Welches Wissen werden wir erforschen?
Meister Raiden hob gönnerhaft die Hände: „Für dich gibt es im Augenblick nichts zu tun. Du hast frei – genieße es und warte einfach hier, bis wir fertig sind.“
Dann ging Meister Raiden gefolgt von Ruok aus dem Raum und Eryn blieb alleine zurück.
Toll, kann mir das nicht mal in Naganor passieren…
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