Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
besser angestellt, aber das war lange her und nun empfanden sie die ewigen Wiederholungen nur noch als nervtötend. Noch vor Ende der vorgegebenen Zeit schickte sie Sir Askir großzügig sogar einige Minuten früher zum Pfahl, da sie ja anschließend gleich wieder Dienste hätten. Wohingegen die übrigen Rekruten sich weiter dem Exerzieren widmen durften.
Die fünf Hiebe schnell geheilt und vergessen, kamen sie gerade wieder über den Platz, da raunte Ravenor Eryn zu: „Reinige die Rüstungen mit Magie vor ihren Augen. Selbst Askir kotzt ab, wenn er das sieht, wie leicht so was gehen kann.“ Diese kleine Demonstration wahrer Macht brachte ihnen einen Haufen neidischer Blicke ein und war Balsam für ihren angekratzten Stolz.
Am Abend saßen die beiden dann in Ravenors Zimmer zusammen und begannen Pläne zu schmieden.
„Eryn, so kann das nicht weitergehen. Hast du keine Möglichkeit, Askir mit einem Bann zu belegen?“
Eryn scannte vorsichtshalber den Raum nach Augen und anderem Zauberwerk. Als er nichts fand, antwortete er: „Was glaubst du denn? Wenn mir was eingefallen wäre, dann hätte ich es schon längst getan. Askir zu bezaubern ist zu auffällig. Jeder, der Ahnung hat, wird es sofort entdecken. Und ich bin mir sicher da hat einer sein schwarzes Auge darauf.“
„Wir brauchen nichts Großartiges, nur einen Zauber, damit er uns ignoriert, übersieht, nicht wahrnimmt.“ Als Ravenor nun fortfuhr, zeigte es sich, dass er inzwischen einiges über Magie gelernt hatte: „Du musst ja nicht ihn bezaubern. Ein Gegenstand in seinem Besitz würde ausreichen, der nur dann aktiv wird, wenn er beispielsweise in unsere Nähe kommt. So ähnlich wie dein Magieblocker. Überlagert nicht die Verzauberung der Rüstung andere, schwächere Magie bei einem Scan?“
Dieses Fachwissen überraschte Eryn: „Du bist ja fast schon ein Magier. Die Idee ist nicht schlecht. Wenn man es so unauffällig macht, dass es nur bei genauestem Suchen auffällt, kommen wir vielleicht damit durch. Außerdem, Meister Raiden ist zurzeit sehr beschäftigt und ich glaube nicht, dass sich jemand die Mühe macht, akribisch nach Zaubern zu suchen, nur weil wir bei der beschissenen Grundausbildung nicht mehr abgestraft werden. Ich denke, ich kann eine Lösung für unser Problem finden.“
Allein der Gedanke, ihre Situation drastisch zu verbessern, verhalf Eryn zu ungeahntem Eifer. Aber seine sehr knapp bemessene Zeit und die Notwendigkeit, heimlich zu agieren, kosteten sie noch mehrere Tage Zeit, bevor ein durchdachter Plan gefunden war.
Inzwischen sammelten sich weitere ‚Punkte‘ auf ihren Konten an. So stand Eryns Konto nun bei fünfundvierzig und Ravenor hielt sich noch wacker mit dreißig Punkten.
Es wurde wahrhaft Zeit für eine drastische Änderung. Der Zauber selbst war nicht allzu schwer zu wirken und da die Magie auch nicht besonders stark sein musste, langte ein kleines Stück aus Askirs Ausrüstung. Eryn wählte ein dünnes Lederband zur Befestigung der Rangabzeichen, das er dann präparierte und in einem günstigen Moment austauschte, während Sir Askir ohne Rüstung unterwegs war. In fünf Minuten war alles erledigt und vorsichtshalber löschte Eryn den drei Männern, denen er im Umkreis von Askirs Unterkunft begegnete, noch kurzerhand das Gedächtnis. Somit gab es keinerlei Zeugen, die ihn hätten verraten können. Magie ist schon etwas Feines. Man braucht gar nicht mehr zu lauern und auf den richtigen Moment zu warten, um ungesehen sein Ziel zu erreichen. Da gibt es so viele Möglichkeiten: sich unsichtbar machen, Paralysezauber, Gedächtnislöschung, verzerrte Wahrnehmung. Eine reiche Auswahl, vor allem wenn man es mit armseligen Unmagischen zu tun hat, hihihi.
Am nächsten Tag war das Leben schon angenehmer. Sir Askirs Aufmerksamkeit war abgelenkt und er hatte kein besonderes Interesse mehr an ihrem Tun. Natürlich, wenn sie sich voll danebenbenommen hätten, dann wäre das Sir Askir trotz der Zauberei aufgefallen, aber das taten sie ja nicht. Es war einfach unter normalen Umständen schlichtweg unmöglich, allen Vorschriften Genüge zu tun und da mussten sie eben zu diesem kleinen Hilfsmittel greifen. Darum sah Eryn in ihrem Tun auch nichts Verwerfliches.
Drei Übungseinheiten vergingen, ohne dass sie sich eines Vergehens schuldig machten. Bei der vierten tauchte dann ganz zufällig Meister Eriwen am Rande des Platzes auf und blieb dort eine Weile stehen. Eryn richtete seine Aufmerksamkeit ausgesprochen
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