Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
darüber entsprechend Meldung zu machen. Also gib mir keinen Anlass, denn ich werde ohne Wenn und Aber meine Pflicht tun – wie befohlen.“
Ravenor presste die Zähne aufeinander, sodass die Kiefermuskeln hervortraten. Er überlegte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Prinz uns auch noch mit einem dieser Augen beobachtet, während wir Dienst tun. Askir ist genauso in diesem Spiel gefangen wie Eryn und ich.
Wütend stand er auf: „Leck mich, Askir.“
Doch der blieb gelassen: „Im Dienst wären das jetzt zwanzig, so jedoch prallen die primitiven Äußerungen eines Gewöhnlichen einfach an mir ab.“
Ravenor eilte zur Tür hinaus und schlug diese wütend mit voller Kraft zu, wobei der Türrahmen heftig bebte.
Die anderen Übungen und Dienste der nächsten Zeit waren anspruchsvoll und lehrreich, sodass Eryn keinen weiteren Gedanken an die Grundausbildung verschwendete, bis es wieder unweigerlich hieß: „Antreten auf dem Exerzierplatz.“
An diesem Tage schaffte es Ravenor sogar, ohne Verfehlung durch die zwei Stunden zu kommen, wohingegen Eryn sich fünf Hiebe einfing, wegen unvorschriftsmäßiger Kleidung. Noch auf dem Weg zum Pfahl ärgerte sich Eryn über die Lappalie. Es ist nur lächerlich. Eryn hatte eine kleine Tasche mit Kristallen gleich in der Früh mitgenommen, damit er sie später Meister Lionas geben konnte. Diese unscheinbare, kleine Tasche gehört laut Sir Askir nicht zur Grundausrüstung und wird somit als Verstoß gewertet. Wo steht das überhaupt? Wenn ich mir mehr Gepäck auflade als befohlen, ist das doch meine Sache – oder etwa nicht. Ein „Lasst mich erklären...“ verdoppelte dann die Strafe umgehend und das Päckchen durfte sich Eryn nun abholen.
Als er später in der Offiziersmesse vorbeikam, fiel ihm sofort die Mitteilungstafel ins Auge. Dort standen normalerweise Anweisungen für die Männer, doch nun waren darauf ein große s E und ei n R geschrieben und darunter stand die Zahl 15 bei E und 10 be iR . Die Arschlöcher wetten auf unsere Strafen, stellte Eryn wütend fest und seine Laune wurde noch schlechter. Zum Glück war keiner im Raum, sonst hätte Eryn seinem Ärger Luft gemacht. Einzig die folgende Einheit in Kampfmagie brachte ihn wieder auf andere Gedanken.
Es folgten zwei ganze Tage ohne Grundausbildung und Eryn hatte bis spät in die Nacht an der Vorbereitung für Heilmagie gesessen. Viel zu spät war er dann erst ins Bett gegangen und so schlief er noch tief und fest, als Ravenor ihn am nächsten Morgen aus dem Bett holte. Sonst hätte er glatt verschlafen.
„Wir sind schon spät dran, beeil dich mal“, drängte Ravenor, der es sonst auch nicht so eilig hatte.
Mit einem Gähnen im Gesicht beschwichtigte Eryn: „Wir haben noch fünfzehn Minuten. Ich tunnle uns hinüber und wir schaffen das locker in fünf Minuten. Habe das lange genug geübt“, fügte er dann mit einer inneren Ruhe und Selbstgefälligkeit an, die auch Ravenors Bedenken zerstreuten.
Aber um zaubern zu können mussten sie erst durch das Haupttor der Zitadelle. Die Schutzzauber in der Zitadelle verhinderten nämlich unerlaubte Zaubereien. Draußen angekommen, begann Eryn auf seine Adern zuzugreifen. Er machte den ersten Sprung, dann den zweiten und noch einen dritten. Aber als er zum vierten Sprung ansetzte, versiegte plötzlich seine Magie.
„Verdammt, ist es schon um?“, fragte er erschrocken, doch Ravenor verneinte: „Nein, noch fünf Minuten.“
Eryn kotzte: „Scheiße – die Magie ist jetzt schon weg. Das schaffen wir nicht mehr.“
Sie rannten los um dann doch noch ein paar lächerliche Minütchen nach Übungsbeginn auf dem Platz zu erscheinen.
„Sie kommen zu spät“, bemerkte Sir Askir das Offensichtliche.
„Sir Askir, entschuldigt, wir wurden unerwartet aufgehalten.“ Das klang sehr überzeugend vorgetragen. Fast so wie: ‚Der Prinz persönlich hat uns nicht früher gehen lassen‘, aber so dreist traute sich Ravenor nun doch nicht zu lügen. Abgesehen davon war der korrekte Askir Orten für derlei Ausreden ohnehin nicht empfänglich: „Ich wurde nicht darüber informiert, dass Sie später auftauchen würden. Bestrafung nach Vorschrift für dieses Vergehen, jeweils fünf Hiebe.“
Schieb dir deine Vorschriften in den Arsch . „Jawohl, Sir Askir.“
Es regnete und bald waren ihre Rüstungen mit Schlamm bespritzt. Die neuen Rekruten bekamen das Exerzieren nicht hin, was Ravenor und Eryn mächtig auf den Keks ging. Zwar hatten sie sich früher auch nicht
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