Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
nichts ist!“ Es wäre nicht das erste Mal und die beiden können in dieser Beziehung einen ziemlichen Ehrgeiz entwickeln.
Lord Boron war eine ehrliche Haut und er dachte auch nicht allzu schlecht von anderen: „Ihr seid zu misstrauisch, mein Prinz. Die jungen Männer reißen sich eben zusammen. Zu dumm, damit haben die Wetten ihren Reiz verloren.“
Selbst Prinz Raiden hatte mitbekommen, dass die ganze Garnison ins Wettfieber verfallen war. Es wurde auf alles gesetzt: Wer von den beiden würde am Ende mit der Anzahl der Hiebe vorne liegen? Wie viele pro Tag? Welche Verstöße... und worauf man in diesem Zusammenhang sonst noch wetten konnte.
Es hat einen gewissen Reiz – diese Wetten. Ich habe auch schon überlegt, mich daran zu beteiligen, aber das würde kein gutes Bild machen. Außerdem bin ich in dieser Sache befangen, schließlich lege ich ja die Regeln fest. „Lord Boron, wie immer glaubt Ihr an Ehre und Aufrichtigkeit, doch ich sage Euch eines, das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
„Sagt Euch das Euer magisches Gespür, mein Prinz?“ Lord Boron schien seine vorherige Einschätzung zu überdenken.
„Nein, mein Instinkt – und darauf würde ich wetten. Hundert Goldstücke darauf, dass sie betrügen. Und wenn ihr kleiner Bonus verschwindet – welcher Art auch immer der sein mag – dann werdet Ihr sehen, wie sie erneut kläglich und täglich an den Vorschriften scheitern.“
„Hmm?“ Lord Boron überlegte und kratzte sich dabei am Kopf: „Hundert Goldstücke, das ist hoch gepokert. Ich würde fünfzig dagegen wetten, mein Prinz.“
Der Herr von Naganor triumphierte: „Ha, Ihr traut ihnen auch nicht.“
„Na ja, nicht ganz, mein Prinz, aber sie tun mir irgendwie leid. Grundausbildung wie einfache Rekruten, das ist schon herb und dann die Strafen dazu... Andererseits hat die ganze Garnison ihren Spaß daran gehabt.“
Das wird die beiden schon nicht umbringen. „Wollen wir die Truppen mal bei Laune halten. Ich zeige Euch, dass ich recht habe und Ihr könnt die fünfzig Goldstücke gleich hier auf dem Tisch liegen lassen. Eine Weile lasse ich die zwei noch schmoren...“, weil Eryn mir wirklich insgesamt zu frech war, aber trotzdem stecken wir mal eine Ziellinie fest. Ich will mal nicht so sein und die Wetten treibt das sicherlich auch noch in die Höhe. „...Sagen wir hundert ist die Grenze, dann ist es vorbei.“
Lord Boron verstand nicht und fragte nach: „Hundert, mein Prinz?“
„Na hundert angesammelte Hiebe für Verstöße gegen die Vorschriften, dann kann die Garnison noch ordentlich Wetten abschließen. Brot und Spiele halten die Männer bei Laune – bis auf zwei. Aber manche Opfer muss man eben bringen.“
Etwa die Hälfte der morgendlichen Grundausbildung war bereits verstrichen. Eryn gähnte verschlafen vor sich hin, während Sir Askir wieder einmal versuchte, den Rekruten das Einfachste beizubringen. Eryns Aufmerksamkeit richtete sich derweil auf die Umgebung und was da so passierte. Noch fünf weitere Züge waren auf dem Übungsplatz. Keiner der hohen Offiziere hatte sich bisher blicken lassen. Die schlafen sicher alle noch. Würd’ ich am liebsten auch tun. Dann kam jemand aus Richtung des Haupttores und steuerte auf den Exerzierplatz zu. Der Mann war noch ziemlich weit entfernt, doch Eryn wurde schlagartig wach. „Scheiße, Meister Raiden persönlich kommt“, raunte er Ravenor zu und der entgegnete:
„Du hast doch gesagt, er weiß nichts und hat keine Zeit sich um das hier zu kümmern.“
„Ich glaub auch nicht, dass er was weiß, sonst hätte er mich schon gestern zur Rede gestellt.“
„Meinst du, er entdeckt den Zauber?“
„Wenn er anfängt zu suchen – mit Sicherheit. Vor allem dürfen wir uns nicht mit unseren Gedanken verraten.“
Inzwischen war die Anwesenheit des Prinzen auf dem Platz allgemein bemerkt worden und die ersten Züge standen in Habacht und grüßten den Oberbefehlshaber der Garde. Der schenkte dem keine besondere Beachtung und steuerte sehr zielgerichtet auf Sir Askirs Zug zu.
Der brüllte gerade: „Achtung! Der Prinz von Ardeen, Oberbefehlshaber der Garde. Salutiert!“
Aber nicht einmal Sir Askir wurde beachtet, sondern Prinz Raiden blieb ein paar Schritte vor dem Zug stehen – direkt auf Höhe seiner beiden Schüler. Natürlich hielt der Prinz nichts davon laut über den Kasernenhof Befehle zu brüllen.
Seine Worte kamen per Gedanke. „Eryn, vortreten!“
„Jawohl, mein Prinz.“ Zwei exakte Schritte nach vorne,
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