Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
konzentriert auf die Übung und dachte nur äußerst dienstbeflissen daran, Sir Askirs Kommandos zu befolgen.
Als sie nach Beendigung der Grundlagenübung vom Platz gingen, raunte Eryn Ravenor leise zu: „Sie wittern Verdacht. Hast du Meister Eriwen gesehen, wie er so zufällig heute Morgen vorbeikam?“
„Meinst du, er hat was bemerkt?“
„Der Zauber ist gut verschleiert, ich glaube nicht, dass er ihn entdeckt hat. Wenn er nicht ganz gezielt danach sucht – und da er auch nicht weiß, wo er suchen muss... Wir dürfen uns nur nicht durch unsere Gedanken verraten, weil die scannt er mit Sicherheit.“
Ravenor grinste: „Ich denke doch nicht, bei diesen banalen und ermüdenden Übungen. Das wäre Verschwendung meines Genies. Ich schlafe eher mehr so im Stehen. Nicht einmal körperlich ist es wirklich anstrengend.“
Und Eryn pflichtete ihm bei: „Ich hatte es schlimmer in Erinnerung. Aber wahrscheinlich war es das unter Sir Galden auch. Die bei der III. sind ein lascher Haufen, aber das haben wir ja schon immer gewusst.“
Sie redeten schlecht über die III. Kompanie und schon beschwor dies das Erscheinen von Sir Haerkin herauf. Eryn und Ravenor salutierten und hofften, dass der Befehlshaber der III. Kompanie an ihnen vorbeiziehen würde. Aber der blieb stehen und wollte sich unterhalten: „Ihnen ist wohl bewusst, dass Ihr Verhalten nun auf die Ehre meiner Kompanie zurückfällt?“
„Jawohl, Sir Haerkin.“ Der ist wie ein böser Geist – zieht nie vorbei, ohne einen zu drangsalieren.
„Es ist in der Tat erstaunlich, dass Sie es wirklich hinbekommen, sich streng nach Vorschrift zu verhalten. Wie viele Übungen haben Sie nun absolviert, ohne den Pfahl zu sehen?“
„Vier, Sir Haerkin.“ Komm schon, hau ab und lass uns in Ruhe.
Das Misstrauen war nicht zu überhören: „Verraten Sie mir mal, wie Sie das hinbekommen. Ich dachte immer, Sie kennen die Vorschriften gar nicht. Wie können Sie sich dann daran halten?“
„Wir bemühen uns, Sir Haerkin.“ Es gibt immer Wege... hihi.
Sir Haerkin wurde seines Spiels überdrüssig und ließ sie wegtreten.
Kaum außer Hörweite kommentierte Ravenor den Vorfall: „Dieses Arschloch. Es ist schon erstaunlich, wir spielen ihr Spiel, halten uns an ihre Regeln und es passt ihnen wieder nicht.“
Aber Eryn äußerte eine andere Vermutung: „Ich würde sagen, sie wetten alle auf uns und nachdem nichts mehr passiert... sind sie enttäuscht.“
Nachmittags im Dienst beim Prinzen antwortete Eryn nur mit knappen Sätzen, wenn er gefragt wurde. Auch wenn der Schwarze Prinz in seine Erzähllaune verfiel, ließ sich Eryn nicht verleiten, an dem Gespräch teilzunehmen. Seine Ich-erlaub-mir-auch-mal-was-zu-sagen-Einstellung hatte ihm ja letztendlich diese unliebsame Extraeinheit eingebrockt und wenn er wollte, dass das je wieder endete, dann war nur mehr Verhalten streng nach Vorschrift angesagt. Höflich, respektvoll und ein bisschen beleidigt, eben nur das Nötigste.
Sie arbeiteten die Bücher nach Hinweisen aller Art durch: Geschichtliches, geographische Gegebenheiten, magische Orte...
Da begann Prinz Raiden aus heiterem Himmel das prekäre Thema zur Sprache zu bringen: „Eines gibt mir in letzter Zeit zu denken. Hast du Sir Askir mit einem Zauber belegt?“
Das war knapp am Ziel vorbei, aber Eryn hatte sich auf so einen Moment gut vorbereitet und füllte seine Gedanken sofort mit unschuldigem Zeug. Auch konnte er guten Gewissens antworten:
„Nein, mein Prinz, das habe ich nicht.“ Stimmte ja so auch. Er hatte das kleine Lederband mit einem Zauber belegt, nicht Sir Askir. Zu Eryns Glück hatte der Prinz eben nicht die richtige Frage gestellt.
„Hmmm“, brummte Meister Raiden nur, ließ es damit aber auf sich beruhen.
Später am selben Tag gab es ein Treffen zwischen Prinz Raiden und Lord Boron. Dabei kam das Gespräch auch auf das Thema ‚Eryn und Ravenor‘.
„Wie lange gedenkt Ihr die zwei noch diese Grundübungen absolvieren zu lassen? Es scheint mir fast so, als hätten sie ihre Kenntnisse wieder aufgefrischt. Kein einziger Regelverstoß mehr in den letzten Stunden.“
Prinz Raidens Augenbraue zog sich nach oben: „Ha! Wenn ich alles glaube, aber das nicht. Ihr traut den beiden etwa?“
„Ihr meint, sie haben was gedreht, mein Prinz? Hat nicht Meister Eriwen sie neulich schon überprüft?“
Der Prinz kniff die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. „Stimmt, Meister Eriwen hat nichts entdeckt. Aber das heißt noch nicht, dass da
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