Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

dann wieder Haltung. Ich diene mit Hingabe in der Garde. Ehre meinem Prinzen. Disziplin und Respekt sind die Grundpfeiler...
    Prinz Raiden unterbrach die löblichen Gedanken und sprach dabei in diesem gefährlich leisen und zischenden Tonfall: „Eryn, hast du mir etwas zu sagen, oder muss ich anfangen zu suchen?“
    Einen Moment zögerte Eryn, aber der Prinz würde es ohnehin finden, also konnte er auch gleich die Karten auf den Tisch legen und seine Niederlage eingestehen... in der Hoffnung auf mildernde Umstände.
    „Mein Prinz, das Lederband zur Befestigung der Rangabzeichen an Sir Askirs Rüstung ist bezaubert.“ Zweimal tätschelte ihm ein Zauber leicht die Wange. „Brav.“
    Dann folgte ein sehr ungutes Schweigen in der Zeit, da Meister Raiden sich den Zauber genau ansah und ihn beseitigte. „Interessante Variante und gut versteckt. Du lernst dazu, wenn auch zum falschen Zweck eingesetzt.“ Nun wandte sich Meister Raiden an Sir Askir, der sich inzwischen auch zusammengereimt hatte, was da passiert war: „Sir Askir, was sehen die Vorschriften als Bestrafung für das Täuschen und Manipulieren eines Vorgesetzten vor?“
    „Mein Prinz, jeweils zehn Hiebe und fünf Stunden am Pfahl“, zitierte der nicht ohne eine gewisse Genugtuung.
    „Für den Pfahl haben wir keine Zeit. Eryn hat Wichtigeres zu tun. Aber die Hiebe werden vollstreckt. Das sind dann zwanzig. Und falls ich dich nochmals mit so was erwische, dann sind es zweihundert. Verstanden!“
    „Jawohl, mein Prinz“, kam es sehr kleinlaut aus Eryns Mund. Meister Raiden nickte wohlwollend und bedeutete Eryn mit einer Handbewegung wieder zurück in die Reihe zu treten, bevor er sich dann Ravenor zuwandte: „Und Ihr Anteil an der Geschichte?“ Trotz der herben Niederlage versuchte Eryn wenigstens Ravenor zu retten. Sie mussten sich ja nicht beide opfern: „Mein Prinz, ich allein habe die Bezauberung durchgeführt.“
    Doch Meister Raiden hob warnend eine Hand, dass Eryn den Mund halten solle, dabei fragte er Sir Askir: „Was sagen die Vorschriften dazu, wenn jemand sich erdreistet, ungefragt zu sprechen?“
    „Fünf Hiebe, mein Prinz.“
    Die Summe war schnell addiert: „Dann haben wir jetzt fünfundzwanzig für Eryn.“ Das Preisgeld stieg zu schnell und Eryn beschloss von da ab nur noch zu schweigen. Fünfundzwanzig ist schon ziemlich heftig und dass Prinz Raiden keine Scheu hat, höher zu gehen, ist mir sonnenklar.
    Der holte sich nun Ravenor aus der Reihe: „Ich warte auf eine Antwort, Sir Ravenor.“
    In Anbetracht der aussichtslosen Lage folgte Ravenor Eryns Beispiel und gestand seine Mittäterschaft: „Mein Prinz, den Zauber derart zu verschleiern, war meine Idee.“
    „Wirklich? Eine erstaunliche Lösung für einen Unmagischen. Dafür müsste ich Sie schon fast auszeichnen, doch Ihr Verhalten muss leider streng nach Vorschrift geahndet werden. Was ist das für ein Tatbestand, Sir Askir?“
    „Beihilfe bei einem Regelverstoß – fünf Hiebe, mein Prinz“, half der Ortenspross gerne aus.
    „Danke, Sir Askir, Sie können nun weiterüben. Und diese beiden Herren, die eine Schande für Ihren Zug sind, werden weiterhin strengstens nach den Vorschriften beurteilt.“
    „Jawohl, mein Prinz. Salutiert!“
    Als der Prinz gegangen war, begann Sir Askir eine Rede zu halten: „Männer, es ist eine große Ehre, dass der Prinz von Ardeen extra unsere Einheit ausgesucht hat, um sie zu inspizieren. Auch wenn zwei Männer Schande über diesen Zug bringen, wird dem Prinzen nicht entgangen sein, wie diszipliniert sich die anderen verhalten haben. Schon als Rekrut dem Prinzen positiv aufzufallen, ist nicht einfach. Doch Sie sind auf dem rechten Wege...“
    Eryn kam die Galle hoch. Der Idiot glaubt doch nicht etwa Prinz Raiden wäre wegen dieser Lackaffen hier herausgekommen. Das galt alleine uns, den Schandebringern. Die anderen hat er gar nicht wahrgenommen. Und bete lieber darum, nobler Askir, dass du die wohlwollende Aufmerksamkeit des Prinzen auch nicht auf dich ziehst. Du würdest dich wirklich wundern, was das heißt. Für Meister Raiden ist das ein Spiel, aber es ist meine Haut, die herhalten muss. Und es tut verdammt weh, selbst wenn es nur magische Schläge sind.
    „...Die Disziplin und das korrekte Benehmen sind das Grundgerüst einer kämpfenden Truppe...“
    Na in wie vielen Schlachten hast du schon gekämpft. Ach, ich erinnere mich – einen Wyvern getötet. Sollte ich jetzt applaudieren?
    „...Bedingungsloser Gehorsam und das strikte