Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
ihn so, wie er war und sie verzieh ihm seine kleinen Schwächen.
„Das weiß ich doch. Ich bin froh, wenn es dir gut geht und ich bin so stolz darauf, was du aus deinem Leben bisher gemacht hast. Als auch du zur Garde wolltest, da hatte ich zuerst Angst, dass es dir wie Argon ergehen würde. Aber nun bin ich so stolz auf dich. Ganz Ardeen kennt dich und Prinz Raiden nimmt dich unter seine Fittiche. Von all seinen Kindern bist du der Einzige, den er in seiner Nähe duldet.“
Mama sieht das alles viel glänzender als es in Wirklichkeit ist.
„Es ist nicht immer einfach in der Nähe des Prinzen...“, begann er und sie zwinkerte ihm zu und wirkte nun trotz ihrer Falten und der grau durchzogenen Haare jugendlich schelmisch.
„Das war er nie. Ich habe ihn so geliebt und im Grunde genommen tue ich es immer noch. Ich arbeitete damals drüben in der Zitadelle und zu der Zeit war ich eine wirkliche Schönheit. So kam es, dass Prinz Raiden Gefallen an mir fand. Eine Zeit lang träumte ich von einem besseren Leben in der noblen Gesellschaft, doch es wäre nie gut gegangen. Für Prinz Raiden war ich eine unter vielen und selbst während der Zeit, da wir uns oft sahen, hatte er auch noch andere Frauen.“
Ravenor kam sich bei diesen Erzählungen gerade so richtig schlecht vor. Er konnte nicht sagen, dass er in dieser Hinsicht auch nur einen Deut besser war als sein leiblicher Vater.
Seine Mutter redete inzwischen weiter: „Irgendwann zerplatzten meine Träume und ich fand wieder in die Realität zurück. Ich konnte froh sein, dass Baras mich mit den zwei Kindern trotzdem zur Frau nahm. Er ist ein guter und ehrlicher Mann und er hat euch als seine Söhne aufgezogen ohne das Geld des Prinzen anzunehmen. Er hat seinen Stolz und manchmal ist er auch ziemlich stur.“
Es tat Ravenor weh, seine Mutter über die Vergangenheit reden zu hören. Er war gekommen, weil er sich schlecht gefühlt hatte und bei einem Menschen sein wollte, der mit ihm sprach und aufbauende Worte fand und nun fühlte er sich fast noch schlechter.
„Warum ich eigentlich gekommen bin. Natürlich, um dich zu besuchen, aber ich wollte dir auch das hier geben.“ Und Ravenor legte den Beutel mit seinen ganzen Ersparnissen auf den Tisch. Es war nicht übermäßig viel, da er einiges für den Unterhalt von Callas verbrauchte und ein bisschen für seinen Lebensstil. Aber für seine Mutter war es ein halbes Vermögen. „Das kann ich nicht annehmen, Ravenor, behalt es lieber und spar dir was zusammen, wenn du selbst mal eine Familie gründen möchtest, dann brauchst du das Geld.“
Sie schob es zurück und er wieder zu ihr hin: „Nimm es ruhig, ich habe beim Turnier ein großes Preisgeld erhalten, da bleibt genug übrig“, log er, um sie zu überzeugen.
Schließlich steckte Myrne den Beutel ein: „Wenn du es wirklich übrig hast... wir können es gut gebrauchen. Aber sag Baras nichts davon. Er würde es nicht annehmen wollen.“
„Mutter, es ist von mir, nicht von Prinz Raiden. Und Baras hat viele Jahre lang für mich gesorgt. Es ist nur angemessen, das ich euch etwas zurückgebe.“
Myrne stand auf und machte sich an den Schränken zu schaffen. „Ich habe mich so gefreut, dass du vorbeigekommen bist, dass ich ganz vergessen habe, dir was zum Essen zu richten. Was willst du haben?“
„Mama, ich bin nicht hungrig.“
„Wir haben frisches Brot von heute Morgen und Käse und Tomaten.“
„MAMA, ich will wirklich nichts. Lass uns einfach reden. Wir verbringen so wenig Zeit miteinander und ich kann von heute auf morgen versetzt werden und wer weiß, wann wir uns dann wiedersehen können.“ Myrne hielt abrupt inne. „Du wirst versetzt?“
„Nein, aber es kann immer passieren. Ich bin Offizier und du glaubst es nicht, aber der König ist sehr angetan von mir. Vielleicht gehe ich eines Tages nach Arvon.“
Sie hatte sich nun doch wieder gesetzt. „König Danian selbst?“, fragte sie ungläubig und begeistert erzählte Ravenor: „Ja. Er hat versucht Prinz Raiden davon zu überzeugen, mich nach Arvon zu schicken, aber der ist in diesem Punkt absolut eisern und will mich nicht gehen lassen.“
Seine Mutter griff wieder nach seiner Hand. „Du bist halt sein Sohn. Kein Wunder lässt er dich nicht gehen. Er liebt dich, wie man seine Kinder eben liebt.“
So ganz konnte Ravenor dem nicht zustimmen, fühlte er doch immer noch die Ohrfeigen in seinem Gesicht, die ihn keine Stunde zuvor getroffen hatten. Und dann dachte er an all die anderen
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