Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Momente, in denen er hart bestraft worden war. „Ich weiß nicht so recht. Prinz Raiden ist sehr streng und auf Disziplin bedacht. Er behandelt mich nicht anders als die anderen Offiziere. Manchmal habe ich das Gefühl, er behandelt mich sogar noch härter als die anderen.“
„Weil er etwas ganz Besonderes in dir sieht. Sonst wärst du ihm gleichgültig. Er konnte seine Gefühle noch nie besonders gut zeigen. Das heißt nicht, dass er keine hat.“
Das klang gut. Dennoch wollte Ravenor seiner Mutter nicht glauben. Wie oft habe ich mich über alle Maßen bemüht und kein einziges Wort des Lobes oder der Anerkennung gehört. Aber wehe ich mache etwas falsch, dann tobt das Gewitter und der Himmel stürzt ein. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Prinz Raiden mich liebt wie einen Sohn. So entschied Ravenor für sich, dass seine Mutter ihm nur erzählte, was sie selbst glauben wollte. Aber trotzdem taten ihm die Worte gut.
Anschließend redeten sie über Ravenors Halbgeschwister, die nun auch schon alle außer Haus waren – bis auf den Jüngsten. So verstrich die Zeit schnell und gerne wäre Ravenor noch länger geblieben, aber es war nicht ratsam, nach den Vorkommnissen nun stundenlang abwesend zu sein.
Wenig später stand er vor Sir Draken und meldete sich zur freien Verfügung, da Prinz Raiden augenblicklich seine Dienste nicht benötige. Das war zumindest die offizielle Version.
6. Der Goldene Turm
„Eryn, wir brechen auf. Komm sofort zum Portalraum!“, dröhnte es in Eryns Kopf. Das war wahrlich nicht die schönste Art aus den Träumen gerissen zu werden. Es dämmerte gerade erst draußen und das bemerkte man auch nur, wenn man den Unterschied von schwarzer Nacht zu fast schwarzer Nacht ausmachen konnte. Eryn kam verschlafen aus dem Bett und stolperte über etwas auf dem Boden. Dabei stieß er mit dem Tisch zusammen, der ihm hinterhältig eine seiner vier Ecken in den Oberschenkel rammte. Er fluchte laut und zauberte erst mal ein Licht. Hastig zog er sich an und trabte los.
Noch auf dem Weg drängte ihn Meister Raiden: „Eryn, wo bleibst du so lange. Ein Meister sollte nicht auf seinen Schüler warten müssen. Eher andersherum.“
„Ja, Meister Raiden, ich bin gleich da.“
Als er durch die Tür trat, schmetterte ihm sogleich eine Frage entgegen: „Der Stützpunkt im Nimrod ist mit allem eingerichtet? Nicht, dass wir noch etwas mitnehmen müssen.“
„Ja, Meister Raiden.“ Für die Antwort brauchte Eryn nicht lange zu überlegen. Sie hatten ja tagelang alles Brauchbare und vieles vielleicht Brauchbare dorthin geschafft. „Es dürfte an nichts fehlen.“
„Gut, dann brechen wir auf. Dieser ganze Mummenschanz hat mich schon genug Zeit und Nerven gekostet. Endlich ist es vorbei und nun nichts wie weg, bevor sich unerwartet Weiteres dazwischendrängt.“
Kaum war das letzte Wort über die Lippen gekommen, ging er auch schon durch das Tor und Eryn sprang hinterher.
Keine Stunde später standen sie dann in der Hütte im Nimrod.
„Das ist ja ein halbes Warenlager“, bemerkte Prinz Raiden verwundert, als er sich umsah. Waffen aller Art, Decken, Geschirr, Seile, Kräuter, Eimer, Säcke, Nahrung, Kristalle, Ringe, Bücher und vieles mehr, alles fein säuberlich sortiert und aufgestapelt. Der Herr von Naganor begann herumzustöbern. Vor allem das magische Equipment fesselte sein Interesse: „Was ist das hier?“, fragte er und zog eine kleine Schachtel mit der Beschriftung ‚Tunnelringe‘ hervor.
„Ich habe ein paar Ringe mit dem Tunnelzauber belegt, damit auch Unmagische sie benutzen können.“
Das brachte ihm einen bitterbösen Blick ein, denn auch Prinz Raiden verfügte über keine goldene Ader und genau das hatte ihm Eryn gerade ungewollt unter die Nase gerieben. Dann siegte aber doch Prinz Raidens Interesse und er benutzte einen der Ringe. Zu Eryns Erstaunen konnte der Herr von Naganor damit schneller durch Tunnel springen als er selbst. In rascher Folge sprang Meister Raiden fünf Mal in der Hütte von einem Ort zum anderen. „Und warum erfahre ich nichts davon?“
„Soweit ich weiß, wollte Meister Eriwen Euch unterrichten“, schob Eryn schnell die Verantwortung auf den Feuermagier ab. „Aber wahrscheinlich wart Ihr zu beschäftigt. Wir haben damit eine Weile herumexperimentiert. Aber die Ringe sind nur bedingt brauchbar. Sie entladen sich recht schnell und erlauben knappe zwanzig Sprünge – je nach Weite. Benutzt man sie, um ins Nimrod zu gelangen, dann entladen
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