Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
musterte Prinz Raiden seinen Bastardsohn mit einem traurigen Blick. „Nun gut, so soll es sein. Ich hoffe wieder einmal, dass Ihr daraus lernt und meine Milde nicht als Schwäche auslegt. Stellt mich noch einmal auf so eine Probe und die Strafe wird hart und grausam sein, ohne Rücksicht darauf, wer oder was Ihr seid. Und nun geht mir am besten in den nächsten Tagen aus den Augen. Macht Euch anderweitig nützlich. So nützlich, dass Eure guten Taten meine Erinnerung an den unverzeihlichen Fehltritt verblassen lassen. Und nun raus hier!“
Abschließend gab es nochmals zwei Ohrfeigen, bevor Sir Ravenor aus dem Raum flüchten konnte.
Jeden anderen hätte ich dafür hingerichtet, obwohl ich weiß, dass Lady Uster ihren Teil daran hatte. Danian findet das alles amüsant. Reibt mir noch unter die Nase, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Habe ich Ravenor zu leicht davonkommen lassen? Es ist so paradox. Zuerst tut er sich unter allen anderen glorreich hervor und dann macht er im nächsten Moment den größten Bockmist, den man sich vorstellen kann. Womit habe ich das verdient? Der Held des Volkes – mein Sohn – ein kompletter Hornochse. Ich habe die Schnauze voll von dem Blödsinn hier. Sobald wie möglich breche ich ins Nimrod auf und Lord Boron soll sich um den ganzen Mist hier kümmern.
Ravenor schalt sich einen gottverdammten Esel und er dachte wirklich tiefgreifend über sein Verhalten nach. So hart habe ich mir meine Position erarbeitet und mit so einer Dummheit setze ich alles aufs Spiel. Für Lady Uster bin ich nur ein nette Unterhaltung, umso interessanter, da sie damit den Prinzen reizen konnte.
Hat sie es ihm erzählt? Oder hat er magisch spioniert? Letztendlich spielt es keine Rolle. Vor solch gedankenloser Dummheit werde ich mich in Zukunft hüten. Fraglich ist nur, ob er mir das jemals vergibt. Ravenors Gewissen war weniger durch die Tat an sich belastet, als durch die Erkenntnis, dass er durch diese Dummheit alles hätte verlieren können. Und der Umstand, dass er so glimpflich davongekommen war, beunruhigte ihn ebenfalls. Denn er fürchtete, dass es damit noch nicht erledigt war. Dieser dunkle Schatten belastete sein ansonsten heiteres Gemüt und er ging in sich. Ihm wurde bewusst, wie sehr er immer nur an sich und seine Wünsche dachte. So oft ging er durch das Dorf und so selten besuchte er seine Mutter.
Wie lange ist das letzte Mal nun schon her. Monate? – Mit Sicherheit. Gut, ich hatte viel zu tun, dafür sorgt Prinz Raiden schon, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann ist das nichts als eine lahme Ausrede. So fasste er den Entschluss, einen Besuch nicht länger anstehen zu lassen.
Man musste von der Dorfstraße abbiegen, um zur Schmiede zu gelangen. Die Hammerschläge auf den Amboss hörte man schon, noch bevor man um die Ecke bog und man die Schmiede sehen konnte. Zwischen Amboss und Feuer stand Baras, sein Stiefvater, und ging seiner Arbeit nach. Ravenor hatte sich nie besonders gut mit Baras verstanden. Sie beide wussten, wessen Sohn er wirklich war und das hatte dem bodenständigen, einfachen Baras nie geschmeckt. Er hatte Ravenor deshalb nicht schlecht behandelt, aber auch nicht besonders herzlich.
So grüßten sie sich jetzt und Ravenor fragte aus reiner Höflichkeit, ob auch Baras mit ins Haus käme. Doch der winkte unter dem Vorwand ab, er habe heute noch viel zu viel zu tun.
Als Ravenor dann zum Haus ging, da schwang die Tür auf und Myrne, seine Mutter, kam gerade heraus. Ihre Augen wurden groß und sie lief ihm entgegen, um ihn in die Arme zu schließen und er drückte sie an sich.
„So lange warst du nicht mehr hier, Junge“, sagte sie schließlich, als sie ihn endlich losließ. Verräterisch glitzerte es in ihren Augen, so freute sie sich.
„Ich weiß. Lass uns reingehen, Mama.“
Der schwere Holztisch, die einfachen Stühle, die Behaglichkeit des Ofens, alles weckte Erinnerungen und doch schien es ihm auch fremd geworden zu sein. Sie setzten sich und Myrne hielt seine große Hand mit ihren beiden umschlungen. „Ich war so stolz auf dich als du den Kampf gewonnen hast. Das ist mein Sohn, habe ich allen erzählt...“
Nun wurde auch Ravenor rührselig und kämpfte gegen den Kloß im Hals an. „Ich sollte öfter nach Hause kommen, aber der Prinz deckt mich ganz schön ein mit Arbeit.“ Wenn er es wirklich gewollt hätte, hätte er die Zeit finden können, doch Ravenor war froh, dass seine Mutter ihm keine Vorhaltungen machte. Nein, sie liebte
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