Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
„Mein Prinz, die Summe der Ausgaben ist hoch, doch Ihr besitzt noch genügend finanzielle Mittel, um Euch Euren sonst doch recht spartanischen Lebensstil leisten zu können.“
„Na da bin ich ja beruhigt...“ Sein Blick blieb auf der Summe mit den Preisgeldern haften: „Und ehe ich es vergesse, wenn Sir Ravenor Euch wegen des gewonnenen Preisgeldes aufsucht, dann schickt ihn umgehend zu mir. Ich werde mich selbst darum kümmern.“
Meister Werge bestätigte das und verabschiedete sich dann.
Die Aufzeichnungen zum Nimrod lagen auf dem Tisch und Prinz Raiden griff danach. Er wollte sich die gewonnenen Erkenntnisse nochmals frisch ins Gedächtnis rufen, denn nun würde der Reise nichts mehr im Wege stehen. Erfrischt durch einen Zauber verdrängte die Lektüre bald die Gedanken an das Turnier und alles, was in den letzten Tagen geschehen war, bis Sir Ravenor an die Tür klopfte.
Lange hatte Prinz Raiden überlegt, wie er in der Sache verfahren sollte und immer noch klang ihm Danians Lachen im Ohr. Nach dem Gruß kam Sir Ravenor gleich zum Grund seines Besuches:
„Mein Prinz, Meister Werge hat mich direkt zu Euch geschickt, als ich ihn nach dem Preisgeld für den Turniersieg fragte. Da Sir Askir und die anderen bereits alle ihre Prämien erhalten haben, fürchte ich fast, dass ich vergessen worden bin.“
Ja, du hast gut gekämpft und das ist nicht vergessen worden, aber eine andere Sache ist auch nicht vergessen... „Ich könnte mich an alles erinnern oder alles vergessen.“
Die anfängliche Vorfreude wich aus Sir Ravenors Gesicht und er sah sehr irritiert drein: „Wie meinen, mein Prinz?!“
Heute hatte Prinz Raiden nicht vor, ein langes Spielchen daraus zu machen: „Nehmen wir einmal an, ich habe weibliche Gesellschaft hier in Naganor und jemand erdreistet sich unter meinem Dach, um genau zu sein, in meinem Schlafgemach, mein Vertrauen derart zu missbrauchen, in dem er sich hemmungslos mit meiner Dame vergnügt. Nur rein hypothetisch...“
So abgebrüht Ravenor sonst war, aber diesmal schoss ihm die Röte ins Gesicht. Er war noch so geistesgegenwärtig seine Gedanken sofort auf Belangloses zu richten und ein nichtssagendes „Mein Prinz?“, von sich zu geben, doch der Herr von Naganor ignorierte das und sprach in erstaunlich ruhigem Tonfall weiter:
„Wie sollte ich mit solch einem Halunken verfahren? Ich will es Euch sagen. Man sollte ihm den Schwanz samt Eiern abschneiden und in einem Glas konservieren, das dann mitten auf dem Tisch in seinem Zimmer stehen sollte, damit er sich jeden Tag an seine schändliche Tat erinnert. Und dann, wenn er reumütig nach zwanzig Jahren seine Tat gebüßt hat, dann sollte man ihn mit einer hässlichen alten Vettel verheiraten und ihm seine Männlichkeit magisch wiederherstellen, nur um ihn auf ewig an diese eine widerliche Frau zu binden.“
Das Rot auf Ravenors Wangen war nun gänzlich einer fahlen Bleiche gewichen und die nackte Angst schnürte ihm die Kehle zu. Wenn der Prinz getobt hätte, wäre es halb so bedrohlich gewesen, doch diese eisige Ruhe in seinen Worten ließ Ravenor erzittern. „Mein Prinz...“
Die erste Ohrfeige klatschte hart auf Ravenors Wange und brachte ihn zum Schweigen.
Dann fielen doch laute Worte: „ Sagt jetzt nichts, Sir Ravenor ! Ich bin überhaupt nicht in der Stimmung für derlei. Oh, Ihr tut Euch hervor, als Held des Volkes, gewinnt die Herzen der Menge und dann so etwas . Haltet Ihr mich für einen Idioten? Einen senilen Trottel, der Eure kleinen Spielchen nicht durchschaut ! “ Diesmal klatschte es auf die andere Wange.
Ravenor traute sich nicht den Mund aufzumachen, doch er dachte unentwegt: Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung. Oft war es ja in Gegenwart des Prinzen egal, ob man nun sprach oder nur dachte.
„Lady Uster ist ein kleines Biest und Ihr seid ein Narr, Sir Ravenor“, fuhr Prinz Raiden müde und enttäuscht fort. „Wie ein Gaukler und Possenreißer unterhaltet Ihr die Menge auf die unterschiedlichste Weise, wieder und immer wieder. Ich bin dessen so überdrüssig. Darum werde ich mich entweder an alles erinnern – das Preisgeld und was sonst noch geschehen ist, oder alles vergessen. Komplett getilgt aus meinen Gedanken. Was soll ich tun? Sagt Ihr es mir.“
Langsam schöpfte Ravenor wieder Hoffnung. Das Geld war natürlich weg, aber dafür würde er etwas viel Wichtigeres behalten. „Vergessen. Mein Prinz, bitte alles vergessen“, sagte er so reumütig wie irgend möglich.
Lange
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