Arena der Schlangen
Zimmergenossen, aber sie ließen ihn in Ruhe. Derek Hammer entdeckte unter ihnen gefährliche Giftschlangen, deren Drüsensekret einen Menschen innerhalb von Minuten töten konnte. Doch auch diese Schlangen taten Derek Hammer nichts; sie beobachteten ihn nur.
Auf der Fensterbank hatte sich eine schwarze Mamba zusammengerollt und schien zu schlafen. Viele Schlangen hatten sich auch unter den Schrank und das Bett verkrochen.
Langsam wurde Derek klar, welche Macht Mascara Snake über die Tiere haben mußte, daß all die unzähligen Arten von Schlangen ihren Befehlen gehorchten.
Derek hatte sich eine flache Aschenbecherschale mit auf das Bett genommen. Er rauchte eine Zigarette. Man hatte ihm alles gelassen, auch das Feuerzeug. Für einen winzigen Moment kam ihm der Gedanke, daß er sich mit Feuer vielleicht gegen die Reptilien wehren konnte. Aber das war wirklich nur der letzte Ausweg. Vorerst taten die Schlangen ihm ja nichts.
Natürlich hatte Derek nicht vor, einfach in diesem luxuriösen Gefängnis untätig sitzen zu bleiben. Nein, er würde etwas unternehmen. Derek wollte das Haus inspizieren; und zwar in seiner normalen Gestalt, da sein Über-Ich sich nicht meldete. Vielleicht gelang es ihm bei seinem Rundgang, das Ogham-Amulett oder die Statue zu finden. Er würde beides gut verstecken.
Derek erhob sich von seinem Bett. Sofort begann es darunter zu zischen und zu rascheln. Die Schlangen krochen hervor und bildeten einen Kreis um das Bett.
Derek grinste verzerrt.
»Ist ja schon gut«, murmelte er. »Wenn ihr mir nichts tut, dann tue ich euch auch nichts.«
Sicherheitshalber zog er aber die Beine an. Ein wenig ekelte er sich vor den Schlangen. Es war wohl mehr ein instinktiver Ekel, der dem Menschen von Geburt an mitgegeben ist. Schließlich stellte er vorsichtig seine Füße auf den Boden.
Die Schlangen verhielten sich ruhig. Ein kaum armlanges Reptil konnte es nicht lassen und ringelte über seine Schuhspitzen. Es verschwand aber sofort wieder unter dem Bett.
»Na also! Wer sagt's denn.« Derek grinste und stellte sich hin. Er machte sich durch diese humorvollen Selbstgespräche Mut, um die Strecke zur Tür überbrücken zu können. Aber diesmal blieben die Schlangen nicht ruhig. Blitzschnell rotteten sie sich zusammen, und schon bald quirlten sie vor, hinter und neben Derek durcheinander. Sie krochen übereinander, schienen Knoten und Knäuel zu bilden und ringelten dann wieder auseinander.
Es war ein prächtiges Schauspiel für jeden Schlangenliebhaber, doch Derek wollte zur Tür.
Er machte den ersten Schritt. Dort, wo sein Fuß den Boden berühren würde, wichen die Schlangen beiseite.
»Ich glaube, die haben Angst vor mir«, meinte Derek.
Er setzte den linken Fuß vor. Und wieder schufen die Schlangen eine freie Fläche.
Derek Hammer ging trotzdem nur auf Zehenspitzen. Sein Gesicht war angespannt. Er wagte kaum zu atmen und sog die Luft durch den halbgeöffneten Mund ein.
Und er erreichte die Tür.
Aufatmend legte Derek Hammer eine Hand auf die gebogene und golden schimmernde Messingklinke. Wenn die Schlangen ihm jetzt noch gestatteten, nach draußen zu gehen, dann war alles geritzt.
Behutsam zog Derek Hammer die Tür auf. Wieder wichen die Viecher zur Seite.
Derek Hammer schaute nach links und rechts und suchte den Gang nach Schlangen ab. Er sah keine. Der Gang war völlig leer.
»Ja, ist denn das die Möglichkeit!« Er schnaufte. »Freie Fahrt ins Wochenende.«
Er lachte leise vor sich hin.
Derek schloß die Zimmertür nicht völlig und schlich lautlos und auf Zehenspitzen zu Ulas Zimmer. Er wollte doch mal sehen, was der alte Knabe so machte. Sicherheitshalber legte Derek sein Ohr an das Holz der Tür. Er hörte seltsame gedämpfte Geräusche.
Derek klopfte an, dann rief er: »Bist du da, Ula?«
»Ja, zum Henker. Komm rein, aber paß auf! Die verfluchten Schlangen sind überall.«
Derek öffnete die Tür. Er hatte Mühe, ein lautes Lachen zu unterdrücken.
Ula, der Vampir mit den dritten Zähnen, befand sich in einer unmöglichen Situation. Er hatte sich aus Stricken eine Art Hängematte gebastelt, das eine Ende an einem Fensterhaken verknotet und das andere oben an einem vorstehenden Schrankteil. Nur war Ula kein Seemann; und er hatte auch noch nie in einer Hängematte gelegen.
Der harmlose Vampir hatte sich völlig verfranzt. Er hatte sich selbst mit seiner provisorischen Hängematte gefesselt und lag mit angezogenen Beinen auf dem Rücken. Ängstlich starrte er dabei auf eine
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