Arena der Schlangen
den jetzt leblos wirkenden Klumpen herab, der sie zu Lemurons Sklavin hatte machen wollen. Sie befahl ihren Schlangen, sich zurückzuziehen.
Raschelnd und zischend schlängelten die Schlangen auseinander und verkrochen sich wieder auf ihre Stammplätze.
In Mascara aber tobte die Wut, die sich langsam zu Haß steigerte.
Derek Hammer hatte recht gehabt. Aber woher hatte er gewußt, daß Magus ihr dieses Geschenk machen würde? Spielte auch er mit falschen Karten?
Mascara Snake war es jetzt egal. Ihr Haß auf Magus war übergroß geworden. Er hatte sich sogar so gesteigert, daß sie bereit war, mit Derek Hammer zusammenzuarbeiten.
Kapitel 20
Der Mann hatte eine Hand gegen die Stirn gelegt. Er stand wie ein Denkmal auf dem Felsen. Sein Blick streifte über das weite Land und hinunter auf die Ebene, in der die Oase seiner Todfeindin lag.
Der Mann war kein anderer als Ibn Idran.
Er war wirklich eine schillernde Persönlichkeit. Von Natur aus groß und kräftig, erweckte er bei den Frauen Beschützerinstinkte. Sein Teint war braun, eine Hakennase stach aus dem Gesicht hervor. Der eisengraue Vollbart ließ ihn älter erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
Ibn Idran, Herrscher des Stammes der Ait Yazza, streckte einen Arm aus.
»Bald wirst du wieder bei mir sein, Telronja«, flüsterte er mit einer sanften Stimme, die man ihm gar nicht zugetraut hätte.
Der Wind fing sich in den Falten der weißen Djellabah und bauschte sie auf wie ein Zelt. Deutlich sichtbar trug Ibn Idran den Kumis. Es war ein Krummdolch, und er steckte in einer silbernen Scheide. Ibn Idran konnte damit umgehen wie kein zweiter. Mancher Gegner hatte das zu spüren bekommen.
Aber der Dolch war nicht Idrans einzige Waffe. Er trug noch zwei Colt-Pistolen, die in geschmeidigen Lederhalftern steckten. Die Halfter waren als Achselhalfter gearbeitet, und Ibn Idran konnte die Pistolen in Windeseile ziehen.
Jetzt endlich wußte er, wo seine Frau steckte. Plötzlich war Telronja verschwunden gewesen; und da sie nie freiwillig weglaufen würde, war für Ibn Idran nur ein Schluß möglich gewesen: Man hatte Telronja entführt, und es gab nur eine Person, die daran Interesse haben konnte: Mascara Snake, seine Todfeindin.
So war es in der Tat. Ibn Idran selbst hatte den Stamm verlassen und sich auf die Suche gemacht. Und er hatte Telronja gefunden – in der Schlangenoase der Mascara Snake.
Ibn Idran hatte seine Männer um sich versammelt. Mit beschwörenden, demagogischen Worten hatte er sie für einen Angriff präpariert. Die Worte fielen auf fruchtbaren Boden. Jeder Krieger schrie seinen Haß hinaus. Jeder wollte Telronja, die Frau, die sie alle verehrten, befreien.
Ibn Idran war zufrieden. Noch einmal schweifte sein stechender Blick über das Land. Im Westen neigte sich die Sonne dem Horizont zu und würde bald hinter den Bergen verschwunden sein. Dann war die Zeit des Angriffs gekommen.
Ibn Idran wandte sich um und ging zurück zu seinen Männern. Stumm saßen sie auf ihren Pferden und bildeten eine Linie. Ihre Gesichter zeigten keine Regung. Sie wirkten wie eiserne Masken, aber Ibn Idran wußte, daß das Feuer der Rache in den Herzen der Kämpfer loderte.
Der Stammesfürst der Ait Yazza brauchte nichts zu sagen. Einer der Männer brachte sein Pferd. Es war ein wunderschönes Tier. Wild warf der weiße feurige Hengst seinen Kopf hin und her. Er bleckte die Zähne und peitschte mit dem Schweif. Dieses Pferd konnte nur Ibn Idran reiten. Und er schwor auf das Tier. Er war vor Jahren einmal mit dem Hengst in eine von Mascaras Fallen geritten. Sie hatte ihre Schlangen auf ihn gehetzt, und sein Hengst hatte einen Schlangenbiß überlebt – was einem Menschen noch nie gelungen war.
Seit jener Zeit verehrte Ibn Idran das Tier. Er pflegte und hegte es, als wäre es ein Stück von ihm.
Ibn Idran nahm seinem Krieger die Zügel aus der Hand. Dann schwang er sich mit einem geschmeidigen Satz in den kostbaren Sattel. Hoch hob er den rechten Arm. Die Hand war zur Faust geballt.
Sieg!
Sieg über Mascara Snake! So lautete der Kampfspruch.
Ibn Idran lenkte das Tier an die Spitze der Reiterkavalkade. Die vierzig Männer bildeten eine neue Formation. In Zweierreihen nahmen sie hinter ihrem Anführer Aufstellung.
Sekundenlang war bis auf das Schnaufen der Pferde und das Scharren der Hufe nichts zu hören. Dann stieß Ibn Idran einen wilden Kampfschrei aus. Der Schrei war gellend. Er war auch für den weißen Hengst ein Zeichen.
Aus dem Stand heraus peitschte
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