Arena der Schlangen
Verlies und sah die Gefangene, die dort eingesperrt ist. Drei Kobras bewachen sie. Trotzdem bin ich zu ihr gegangen.«
»Kanntest du die Frau?«
»Nein.« Ula schüttelte den Kopf. »Aber sie hat mir ihren Namen gesagt. Sie heißt Telronja und ist die Frau von Ibn Idran. Und der ist Stammesfürst der Ait Yazza.«
»Und außerdem Mascara Snakes Todfeind«, murmelte Derek, der langsam zu begreifen begann. »Aber was hat Mascara mit dieser Telronja vor?«, überlegte er laut.
»Sie will Ibn Idran in eine Falle locken«, antwortete Ula. »Er soll seine Frau befreien. Dabei wird er in eine Falle laufen. So jedenfalls stelle ich mir das vor.«
Derek nickte. »Hat sie sonst noch etwas zu dir gesagt, was wichtig für uns wäre?«
»Eigentlich ja.«
»Was heißt eigentlich?«
»Sie hat mich um einen Gefallen gebeten.«
»Und? Hast du ihr den getan?«
Ula rückte etwas von Derek ab. »Nein. Ich – also, ich … Wir wollten uns ja hier treffen.«
»Du hattest demnach Angst«, stellte Derek Hammer fest.
»So kann man es auch nennen. Es war die reine Vorsicht, die mich so handeln ließ. Außerdem wollte ich dich doch um Rat bitten.«
Derek winkte ab.
»Wir kennen uns ja«, sagte er. »Was war das für ein Gefallen, den du der Gefangenen erweisen solltest?«
»Ich soll ein Zeichen an die Außenmauer ihres Gefängnisses malen, und zwar einen Stern. Weil Idran ja Sterne heißt. Und wenn Ibn Idran das Zeichen sieht, dann …«
»... weiß er, wo sich seine Frau befindet«, vollendete Derek.
»Ja.«
Derek Hammer verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Du hast der Gefangenen den Gefallen nicht getan?«
»Nein. Ich wollte doch …«
»Geschenkt, Ula.«
»Aber laß mich doch mal ausreden! Wenn dieser Ibn Idran seine Frau befreit, dann könnten wir uns gleichzeitig von ihm befreien lassen. Das ist doch ein toller Vorschlag – oder nicht?«
Derek sah den Vampir wie einen Geisteskranken an. »Glaubst du, ich habe mich umsonst freiwillig in die Gefangenschaft der guten Mascara begeben, um letzten Endes doch noch auf die laue Art auszusteigen? Nein, mein Lieber. Das Blatt reize ich bis zum Schluß aus.«
»Aber was willst du machen?«, fragte Ula mit weinerlicher Stimme.
Derek ging vorerst nicht auf Ulas Frage ein. »Nur als Gefangener habe ich die Möglichkeit, an Magus und auch an Lemuron heranzukommen. Daß Magus irgend etwas mit mir vorhat, ist klar. Nicht umsonst will er mich unbedingt unversehrt bekommen. Die Frage ist nur, was?«
»Aber das ist doch im Augenblick nicht wichtig«, sagte Ula mit weinerlicher Stimme.
Derek nickte. »Du hast recht. Erst einmal müssen wir den Auftrag der Gefangenen durchführen.«
Ula staunte. »Wir sollen tatsächlich das Zeichen an die Hauswand malen?«
»Natürlich.« Derek lachte. »Da hat uns ein Mensch um Hilfe gebeten. Wir können nicht nein sagen.«
»Machst du das?«, fragte Ula.
»Ja.«
»Habe ich auch gedacht. Eigentlich bin ich ja für so etwas viel zu alt. Du mußt das verstehen.«
Derek stand auf. »Gut. Bleib du mal hier im Zimmer.«
»Kreide habe ich«, sagte Ula verschmitzt grinsend.
Er hielt plötzlich ein fingergroßes Stück schwarzer Fettkreide in der Hand. Mochte der Teufel wissen, woher er es hatte.
Derek nahm die Kreide entgegen.
»Drück mir beide Daumen!«, meinte er zum Abschied.
»Nicht nur die«, erwiderte Ula.
Er war froh, daß er nicht wieder die Arbeit übernehmen mußte.
Derek trat auf den Flur hinaus. Alles war ruhig. Aus Ulas Erzählungen wußte er, wo das Verlies der Frau lag. Es gab nur eine große Schwierigkeit: Um an die Mauer zu gelangen, mußte er das Haus verlassen, und das würden die Schlangen auf keinen Fall zulassen. Einen Hinterausgang zu suchen, dazu hatte Derek jetzt keine Zeit. Er mußte also durch die Haupttür das Haus verlassen.
Vorsichtig schlich Derek die Treppe hinunter. Als er für einen Moment stehenblieb und einen Blick aus einem der Fenster warf, sah er, daß draußen die Dämmerung eingesetzt hatte. Wie mit langen Fingern griffen die Schatten nach der Oase der Mascara Snake. Noch eine Stunde, dann würde es dunkel sein.
Derek beeilte sich. Auf der drittletzten Stufe verharrte er. Er schloß die Augen und spürte gleichzeitig, daß etwas mit ihm geschah.
Derek Hammer verwandelte sich. Er wurde zum Hexenhammer. Sein Über-Ich wurde wieder aktiv.
Urplötzlich schwebte ein brennender Mann im Flur. Doch es war ein kaltes Feuer, das ihn umgab. Sein Körper war mit unzähligen Tätowierungen bedeckt.
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