Aretha Franklin - Queen of Soul
Judy Garlands »Over the Rainbow«. Die von John Hammond ausgewählten anderen drei waren »Today I Sing the Blues«, »Right Now« und »Love Is the Only Thing«.
Als Erstes gingen sie »Today I Sing the Blues« an, den Song, der Aretha überhaupt erst zu Columbia gebracht hatte. Alle Songs auf dem Album wurden im Studio live aufgenommen, damit sie eine intime und improvisierte Atmosphäre ausstrahlten. Es gab kein Overdubbing, kein Umstellen auf Stereo und keine zusätzliche Bearbeitung des Sounds.
Der Rest des Albums wurde in vier weiteren Sessions aufgenommen, mit leicht variierter Besetzungsliste. Auf einigen Aufnahmen spielt Aretha statt Ray Bryant Klavier. Hier der Vollständigkeit halber eine Auflistung, welche Songs in welcher Besetzung in den vier Sessions zwischen November 1960 und Januar 1961 aufgenommen wurden:
17. November 1960: »By Myself« und »All Night Long« (Ray Bryant, Klavier; Bill Lee, Kontrabass; Lord Westbrook, Gitarre; Sticks Evans, Schlagzeug; Al Sears, Tenorsaxofon; Quentin Jackson, Posaune).
29. November 1960: »Sweet Lover« und »Won’t Be Long« (Ray Bryant, Klavier; Bill Lee, Kontrabass; Belton Evans, Schlagzeug; Aretha Franklin, Klavier [nur auf »Won’t Be Long«]).
19. Dezember 1960: »Ain’t Necessarily So« (Ray Bryant, Klavier; Warren Luckey, Tenorsaxofon; Lord Westbrook, Gitarre; Bill Lee, Kontrabass; Belton Evans, Schlagzeug).
10. Januar 1961: »Are You Sure«, »Maybe I’m a Fool« und »Who Needs You?«
(Aretha Franklin, Klavier; Al Sears, Tenorsaxofon; Lord Westbrook, Gitarre; Milt Hinton, Kontrabass; Sticks Evans, Schlagzeug).
Die langsamen, klagenden Bluesstücke auf dem Album waren die erfolgreichsten. »(Blue) By Myself«, »Maybe I’m a Fool«, »All Night Long« und »Today I Sing the Blues« wurden alle zu Klassikern des Genres. Auf ihnen fällt besonders die Klarheit und Reinheit von Arethas Stimme auf, vor allem im Kontrast zu ihren späteren »souligen« Aufnahmen bei Atlantic Records. Beim R & B-Publikum fand das Album sofort Anklang, auf dem Mainstream-Popmarkt hingegen weniger.
»Today I Sing the Blues« wurde im Oktober 1960 als erste Single ausgekoppelt. Basierend auf den Verkaufszahlen und der Häufigkeit, mit der er im Radio gespielt wurde, erklomm der Song die R & B-Charts und wurde Arethas erster Top-Ten-Hit. Obwohl der Song es nicht in die Pop-Charts schaffte, zeigte die starke Unterstützung durch die schwarzen Radiosender der Plattenfirma, dass man auf dem richtigen Weg war. »Won’t Be Long«, eine peppige Johnny-McFarland-Melodie, wurde im Februar 1961 als zweite Single aus dem Debütalbum ausgekoppelt. Es wurde ihr zweiter Top-Ten-Hit in den R & B-Charts (der Song erreichte Platz 7) und hielt sogar Einzug in die Pop-Charts (höchste Platzierung: 76). Das Album Aretha erschien am 27. Februar 1961 und bekam auf Anhieb positive Kritiken. So schrieb z. B. die Zeitschrift Billboard , dass Aretha »in den großartigen, ausgereiften Blues eine wahrhaftige und starke Gospelnote einbringt«. Obwohl das Album nie in die Pop-Charts einzog, wurde es vom Jazzpublikum begeistert aufgenommen.
In den Monaten zwischen dem Vertragsabschluss und dem Erscheinen ihres ersten Albums bei Columbia begann Aretha, Klavierunterricht zu nehmen. Columbia gab Anfang 1961 folgende Pressemitteilung heraus: »Aretha ist eine hervorragende Pianistin und begleitet sich selbst bei Plattenaufnahmen und in Nachtclubs. Sie war Autodidaktin, bis sie im Sommer 1960 anfing, bei Lenora Carter Unterricht zu nehmen, einer Lehrerin, die sie über alle Maßen schätzt. Aretha ist eine sehr gute Schwimmerin, außerdem fährt sie gern Schlittschuh und reitet. Sie mag ihren Hund Miami, französische Mode, Chopin, Duke Ellington und liebt es‚ ›Leute glücklich zu machen‹. ›Wenn ich jemandem einen Rat geben müsste‹, sagt Aretha, ›dann würde ich sagen: Arbeite hart und vertraue auf Gott‹«.
Die Tatsache, dass die junge Aretha bereits zwei Kinder hatte, die in Detroit lebten, wurde verschwiegen, ihr Privatleben als ledige Mutter völlig übergangen. Dies sollte erst mehrere Jahre später an die Öffentlichkeit gelangen. Damals präsentierte man sie noch als ganz normale, begabte 18-Jährige mit einer faszinierenden Stimme, die an der Schwelle zu einer großen Karriere im Musikgeschäft stand.
Unter den Fittichen von Jo King belegte Aretha mehrere Kurse, um ihre Ausbildung abzurunden. »Die fanden alle im CBS-Gebäude in der 54. Straße, Ecke Broadway statt, wo das
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