Aretha Franklin - Queen of Soul
Ed Sullivan Theater ist«, erinnert sich Aretha. »In dem Gebäude wurden immer alle möglichen Kurse unterrichtet: Tanz, Ballett usw. Ich verbrachte zwei Stunden mit meiner Gesangslehrerin Lenora Carter und ging dann ins Apollo, wenn gerade jemand Interessantes dort auftrat. Ich sah The Supremes, als sie noch in schwarzen Miniröcken und weißen Blusen auftraten. Sie waren damals noch keine Stars. Und ich sah dort auch viele Gospelsänger.«
Obwohl das Album Aretha die Charts nicht gerade stürmte, hatte die 18-Jährige nun in der Branche eine solide Basis, auf der sie aufbauen konnte. Hammond hatte Songs wie George und Ira Gerschwins »It Ain’t Necessarily So« wegen der Referenzen auf biblische Figuren wie David und Goliath, Jonas und Methusalem ausgewählt, um Arethas Gospelwurzeln zu betonen. Billie Holidays »Who Needs You?« setzte sie in einen Blueskontext und verwies auf Hammonds eigene Verbindung zu »Lady Day«. Das Album funktionierte als Gesamtpaket – nicht zuletzt auch aufgrund der frisch klingenden Produktion und der Emotionen, die Aretha in ihren Gesang legte.
»Aretha sang eigentlich immer nur ›Aretha‹«, meint Ray Bryant, »nicht Pop oder Jazz. Sie brachte ihren eigenen Sound, ihr eigenes Feeling in den Song ein. Natürlich war das Album, das wir zusammen machten, irgendwie jazzig. Es war sogar eher ein reines Jazzalbum als einige der Alben, die sie später aufnahm, was vielleicht daran lag, dass John diese ganzen echten Jazzmusiker engagierte. Und das, obwohl einige der Songs wie z. B. ›Over the Rainbow‹ mehr oder weniger Pop waren. ›Won’t Be Long‹ hört sich dagegen eher wie ein reiner Gospelsong an. Es war eigentlich alles Arethas Sound und nur die Art der Hintergrundbegleitung wechselte. Wir neigten mehr zu einer jazzigen Begleitung, weil wir Jazzmusiker waren.«
Nach Fertigstellung des Albums trat Aretha mehrmals mit der Ray Bryant Combo auf. »In einem New Yorker Club, The Jazz Gallery, traten wir einmal gleichzeitig auf. Ich spielte dort mit meiner Band und sie sang auf der anderen Seite des Clubs«, erzählt Bryant. Doch schon bald trennten sich Arethas und Bryants Wege. »Es tut mir leid, dass der Kontakt im Laufe der Jahre abbrach«, sagt er, »aber sie heiratete und kurz danach sah ich sie gar nicht mehr.«
Nach Erscheinen ihres Debütalbums bei Columbia verbrachte Aretha einen Großteil des Jahres 1961 auf Tournee in den USA, wo sie in kleinen, verräucherten Jazzclubs auftrat. Mit ihren gefühlvollen Bluessongs, ihrer ausdrucksstarken Stimme und ihrem gekonnten Klavierspiel wurde sie bald zum Geheimtipp unter der kleinen, elitären Jazzgemeinde.
Aretha war gerade 19 geworden, als sie damals auf Tournee ging und durch die Jazzclubs tingelte. Zuvor war sie auf Tour nur bei den Sonntagsmessen ihres Vaters aufgetreten. Die kleinen Jazzclubs, in denen die Gäste tranken, rauchten und sich unterhielten, stellten eine ganz neue Erfahrung für sie dar. Anstatt vor einem Altar zu stehen, den Kirchenchor im Rücken, saß sie nun in einem kleinen, schummerigen Raum allein im Scheinwerferlicht am Klavier. Ihr fehlte plötzlich die Gesellschaft des Chores. Mit nur ein paar Musikern als Begleitung fühlte sie sich auf der Bühne allein. Gelegentlich hatte sie auch Lampenfieber. »Ich hatte Angst«, erinnert sie sich. »Ich sang oft den Boden an.«
Columbia Records und vor allem John Hammond haben sich ungerechtfertigterweise oft den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie Arethas Karriere mit einem unguten Start versahen. Betrachtet man nur den unglaublichen Erfolg, den sie in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren bei Atlantic Records als Queen of Soul hatte, so mag dies richtig erscheinen. Doch Arethas Karriere umfasste eine viel größere Spanne.
Als John Hammond an jenem schicksalhaften Tag im Jahr 1960 Jo Kings Aufnahmestudio aufsuchte, um Aretha Franklin zum ersten Mal zu treffen, machte er keinen Hehl daraus, wie er ihre Karriere sah und was Columbias Pläne waren. Jo King erzählte ihm damals, dass Sam Cooke versuchte, Aretha als R & B-Sängerin zu seiner Plattenfirma RCA Records zu locken. Hammond erklärte Aretha, dass er sie als Jazzsängerin mit Gospelanklängen betrachtete. Als er ihr an Ort und Stelle einen Plattenvertrag anbot, sagten Aretha und King begeistert zu. Doch später sollte Aretha beklagen, dass es ihr nicht gefiel, als Jazzstar vermarktet zu werden.
Hatte John Hammond mit der musikalischen Richtung, die er für Arethas erstes Album bei
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