Aretha Franklin - Queen of Soul
Charles Mingus, Joe Williams und John Hammond.
Ted White erinnert sich noch sehr genau an Arethas Auftritt. »Wir hatten gerade begonnen, ihre Karriere auf Kurs zu bringen«, erzählt er. »Wir hatten einige Arrangements ausgewählt, die sie mochte, und die Dinge nahmen langsam Gestalt an. Alles fügte sich zusammen. Alle bekannten Jazzgrößen waren da, Duke Ellington und Thelonious Monk. Es war toll, in dieser Atmosphäre aufzutreten.«
Laut White war Aretha in dieser Zeit ein so heißer Bühnenact, dass sie oft den Headliner ausstach, für den sie eröffnen sollte. Die Stars der Show dachten sich häufig irgendwelche Ausreden aus, um nicht aufzutreten, da sie befürchteten, mit der Intensität von Arethas Gesang nicht mithalten zu können. »Es war sehr merkwürdig«, erzählt White. »Immer wenn wir die Gelegenheit hatten, mit den Großen aufzutreten, wurde einer krank oder die Verstärker fielen aus oder so. Niemand wollte nach ihr auftreten, kein Witz! Das Publikum war elektrisiert von ihr.«
White organisierte für Aretha landesweit Auftritte in kleinen Jazzclubs. Unter anderem spielte sie in der berühmten Flame Show Bar in Detroit, in der Thunderbird Lounge in Las Vegas und in mehreren Clubs in der Karibik.
White war zwar nicht gerade beliebt bei den Chefs von Columbia Records, aber er war stur und fest entschlossen, sich als Manager zu beweisen. »Columbia war es nicht gewohnt, dass man ihnen sagte, was sie tun sollten«, erklärt er. »Und sie waren nicht allzu gut auf Aretha zu sprechen, weil sie ein paar Aufnahmesessions verpasst hatte. Aber wir bügelten das wieder aus. Wir leisteten sehr gute Arbeit und erzielten so ein gutes Endprodukt.«
Mitte 1962 begann Aretha, mit ihrem neuen Plattenproduzenten Robert Mersey zusammenzuarbeiten. Schon auf dem Electrifying -Album war er der Arrangeur gewesen, doch nun erhielt er die komplette musikalische Kontrolle. Aretha und Mersey sollten ingesamt drei Alben zusammen aufnehmen, darunter das brilliante Unforgettable .
Da Ted White behauptet, John Hammond den Laufpass gegeben zu haben, stellt sich die Frage, ob Mersey seine persönliche Wahl als Arethas nächster Produzent war. »Nicht unbedingt«, sagt White, »aber er stand zu der Zeit gerade zur Verfügung. Er machte ein paar tolle Sachen mit [Barbra] Streisand [nach seiner Zusammenarbeit mit Aretha] und er produzierte für Andy Williams. Wir wollten eine neue Richtung für sie ausprobieren, also versuchten wir es mit ihm.«
Arethas erstes Album mit Mersey als Produzent war The Tender, the Moving, the Swinging Aretha Franklin , das im August 1962 erschien. Darauf waren zwar viele Streicher zu hören, aber Mersey entfernte sich von dem bläserlastigen Bigband-Sound, der auf Arethas zweitem, von Hammond produziertem Album vorherrscht. Die meisten Songs gehörten eher in die Kategorien »tender« und »moving«. »Swinging« wurde nur repräsentiert von dem peppigen »I’m Sitting on Top of the World«, dem bluesigen »Don’t Cry Baby« und dem rhythmisch akzentuierten »Lover Come Back to Me«.
Obwohl es nicht so klar ausgerichtet war wie die beiden Folgealben mit Mersey, war dieses Album von den Verkaufszahlen her Arethas erfolgreichstes bei Columbia. In den LP-Charts erreichte es Platz 69.
Zu den Highlights gehören ihre anrührende Version von »Try a Little Tenderness« sowie »Without the One You Love«, ihr Debüt als Songschreiberin. Ebenfalls enthalten war eine umwerfende, gleichzeitig gefühlvolle und soulige Neuinterpretation des Billie-Holiday-Klassikers »God Bless the Child«.
»Don’t Cry Baby« erschien im Juli 1962 auch als Single und erreichte Platz 92 der Pop-Charts. Im September schaffte es »Try a Little Tenderness« auf Platz 100. Im Dezember desselben Jahres erschien Arethas Version des Dinah-Washington-Hits »Trouble in Mind«, die fünf Wochen in den Charts blieb und auf Platz 86 kletterte. Diese Studioaufnahme erschien nur als Single, nie auf einem Album.
Um sie auch bei den jungen Plattenkäufern populär zu machen, trat Aretha am 2. August 1962 in der Fernsehshow American Bandstand auf. Es war ihr erster TV-Auftritt. An diesem Nachmittag sang sie »Try a Little Tenderness« und »Don’t Cry Baby«. Unglücklicherweise passten diese Songs überhaupt nicht zu dem Sound, der damals gerade angesagt war und die Charts beherrschte. Die drei von der Zeitschrift Billboard ausgewiesenen Nummer-eins-Hits jenes Monats waren »Roses are Red« von Bobby Vinton, »Breaking Up is Hard
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