Aretha Franklin - Queen of Soul
Dinah Washington verehrt wurde, sodass er für sie Auftritte in Jazzclubs wie The Flame Show Bar buchen konnte. Andererseits wollte er auch, dass sie Pop- und Soulhits wie Dionne Warwick und Mary Wells produzierte. Auf jeden Fall schien er mit Clyde Otis’ Entscheidungen unzufrieden.
Alle um sie herum stritten sich darüber, was sie singen sollte. Doch was war Arethas Meinung dazu? Welche musikalische Richtung hielt sie für die Richtige? »Ich glaube nicht, dass sie sich darüber jemals Gedanken machte«, behauptet Ted White, »weil sie wusste, dass sie eine Gabe hat. Es ging nicht darum, ob sie etwas konnte oder nicht. Höchstens um den Zeitpunkt. Und diesen Glauben an die eigenen Fähigkeiten hatte sie schon seit sie 12 oder 13 war. Sie machte sich keine Sorgen. Sie hatte nie hungern müssen. Sie wurde mit einem Cadillac in der Garage geboren, also war es für sie nur eine Frage der Zeit. Sie ließ andere sich über die genauen Abläufe den Kopf zerbrechen. Und wenn es soweit war, machte sie ihre Arbeit.«
Wie schon erwähnt, hatte Clyde Otis in knapp einem Jahr genug Material für über fünf Alben aufgenommen. Er erinnert sich, dass er den Auftrag hatte, so viele Songs wie möglich mit Aretha aufzunehmen, weil ihr Vertrag 1966 auslief und CBS wusste, dass sie dann die Plattenfirma wechseln und letztendlich sehr erfolgreich werden würde.
»Die Katze biss sich in den Schwanz«, sagt Otis über seine damalige Position. »CBS wollte nicht, dass sie geht, aber sie konnten sich irgendwie nicht dazu durchringen, ihre dabei zu helfen, ein Star zu werden. Also sagten sie zu mir: ›Nimm so viel wie möglich mit ihr auf‹, weil sie das Gefühl hatten, sie zu verlieren – was dann ja auch geschah. Deshalb hatte ich freie Hand, all diese Aufnahmen zu machen. Normalerweise würde man mit niemandem so viel Material aufnehmen.«
Im Dezember 1964, einen Monat nach dem Erscheinen von Runnin’ Out of Fools , fand ein weiteres von Arethas Idolen ein tragisches Ende. Unter bis heute ungeklärten Umständen wurde Sam Cooke in einem Motel in Los Angeles erschossen. Cooke hatte, soviel man weiß, ein junges Mädchen auf einer Party aufgegabelt und mit auf sein Zimmer genommen. Dort hatte er sich ausgezogen und war ins Badezimmer gegangen. Als er wieder aus dem Bad kam, stellte er fest, dass das Mädchen weg war und seine Kleidung größtenteils auch. Außer sich vor Wut und nur mit Jacke und Schuhen bekleidet, machte sich Cooke auf die Suche nach dem Mädchen und klopfte gegen die Türen des Motels. Schließlich feuerte die Hotelmanagerin drei Schüsse auf ihn ab und drosch dann noch mit einem Knüppel auf ihn ein. Sein Tod löste unter seinen Fans in der schwarzen Bevölkerung eine Massentrauer aus, vergleichbar mit der, die Jahre später Elvis’ Tod bei seinen größtenteils weißen Fans auslöste.
Besonders tragisch war, dass Cooke auf der Höhe seiner Karriere starb. Während Aretha den Blues sang – sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne – konnte Cooke enorme Erfolge in den Pop- und R & B-Charts verbuchen. In den frühen 60ern war ein Hit dem anderen gefolgt und im Jahr seines Todes hatte er mit »Good News« einen Riesenerfolg gefeiert. Aretha sollte nach ihrem Wechsel zu Atlantic Records in den späten 60er-Jahren in Erinnerung an ihre Freundschaft mehrere von Cookes Songs aufnehmen.
Im Mai 1964 kam Arethas neue Platte Yeah!!! auf den Markt. Das Album war ohne Zweifel hervorragend produziert, doch es warf die Sängerin wieder auf Standardnummern und Musicalsongs zurück. Auf ihm finden sich Songs wie »If I Had a Hammer«, »More«, »Misty« oder »Once in a Lifetime« (aus dem Musical Stop the World – I Want to Get Off ). Arethas Version der Jazzklassiker »Muddy Water« und »Trouble in Mind« klingen in der Liveatmosphäre des Nachtclubs, in dem sie aufgenommen wurden, wundervoll. Yeah!!! ist heute neben Unforgettable eine von Sammlern sehr begehrte Rarität. Arethas Fans bietet es die seltene Gelegenheit, die Sängerin ohne die Streicherarrangements zu hören, die sonst auf ihren Studioaufnahmen aus dieser Zeit omnipräsent sind. Leider erreichte das Album im Erscheinungsjahr 1965 nur Platz 101 der LP-Charts. Die enttäuschenden Verkaufszahlen beweisen, dass ihre Rückkehr zum Jazz die Popularität, die sie mit Runnin’ Out of Fools erreicht hatte, im Keime erstickte.
In den Monaten, in denen Clyde Otis für Columbia Records arbeitete, machte er zwar Dutzende von Aufnahmen mit Aretha,
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