Aretha Franklin - Queen of Soul
Ursprünglich war sie als Jazzsängerin vermarktet worden. Dann wandte sie sich mehr dem Pop zu und gerade als das Früchte zu tragen begann, ging sie zurück zum Jazz. Danach machte sie dann alles querbeet – Soul, Jazz, Rock, Musical, Ragtime Blues, Balladen und alles, was dazwischen lag. In dieser Zeit hatte Aretha auch zwei Top-40-Hits in den R & B-Charts. 1965 schaffte es der Song »One Step Ahead« auf Platz 18 und 1966 erreichte »Cry Like a Baby« Platz 27.
Als Arethas Vertrag in der zweiten Hälfte des Jahres 1966 auslief, begann Columbia Records, das gesamte Material auszuschlachten. Take It Like You Give It von 1967 war das letzte Album bei Columbia, das ausschließlich bislang unveröffentlichtes Material enthielt. Acht der Tracks waren von Clyde Otis produziert, zwei von Bob Johnson, einer von Bobby Scott und einer stammte noch von den Sessions mit Robert Mersey. Die Mersey-Aufnahme war »Lee Cross«, eine Komposition von Ted White, die 1967 auch als Single veröffentlicht wurde.
Die stärksten Titel des Albums sind die Balladen: das satte »Her Little Heart Went to Loveland«, das sentimental-bluesige »Only the One You Love« sowie das wunderschöne, von Streichern untermalte »Land of My Dreams« – eine Eigenkomposition von Aretha. Dagegen sind die schnelleren Nummern vergleichsweise schlecht. »A Little Bit of Soul« ist Form ohne Inhalt und »Tighten Up Your Tie, Button Up Your Jacket (Make It for the Door)« einfach nur albern.
Auf der LP Take a Look (1967) werden drei bisher unveröffentlichte Nummern (»Operation Heartbreak«, »Bill Bailey, Won’t You Please Come Home« und »I Won’t Cry Anymore«) mit sechs bereits veröffentlichten aus allen Phasen der Columbia-Zeit – von »Blue Holiday« (1962) bis »Lee Cross« (1967) gepaart. Von Arethas Erfolg bei Atlantic in den Jahren 1967, 1968 und 1969 profitierten auch die Columbia-Aufnahmen. »Take a Look« wurde von Columbia im August 1967 als Single veröffentlicht, während »Baby I Love You« (Atlantic) noch in den Charts war, und schaffte es auf Platz 56. Von dort wurde es jedoch von »(You Make Me Feel Like) A Natural Woman« (Atlantic) vertrieben, das nur wenige Wochen später herauskam.
1969 erschien bei Columbia das von Clyde Otis produzierte Album Soft and Beautiful mit rund 90 Prozent bislang unveröffentlichtem Material. (Die einzige Ausnahme bildete »A Mother’s Love« von der LP Soul Sister .) Das Album wurde aufgenommen, nachdem Robert Mersey drei aufeinanderfolgende Hitalben mit Barbra Streisand produziert hatte. Wohl deshalb enthält es zwei von Streisands Hits von 1960 (»My Coloring Book« und »People«), denen Aretha ihren eigenen Stempel aufdrückte. Auch Titel wie der Bluessong »Only the Lonely« und das verzweifelte »(Ah, the Apple Trees) When the World Was Young« machen dieses Album zu einem lohnenden Hörerlebnis. Es ist von den Alben der späteren Columbia-Jahre das kompakteste und einheitlichste im Hinblick auf Rhythmen und Tempi.
Noch Jahre nach dem Vertragsende brachte Columbia Aretha-Alben heraus. Ihre Songs wurden im Laufe der Jahre zu immer wieder neuen Hitsammlungen zusammengestellt (siehe die Diskografie ab S. 345). In den 1980er-Jahren erschienen allein drei Retrospektiven ihrer Klassiker bei Columbia: Sweet Bitter Love (1982), Aretha Sings the Blues (1985) und After Hours (1987). Joe McEwen koordinierte das Packaging der Alben und wählte das Material für die letzten zwei persönlich aus.
Als McEwen bei CBS Records anfing, war er neugierig, was für Material von Aretha dort noch im Keller lagerte, und wurde angenehm überrascht. »Sie [Columbia] wurden zu unrecht so hart kritisiert«, sagt er. »Ihre Stimme war damals erstaunlich, sie war noch sehr jung. Und obwohl viele Sachen nicht funktionierten, hört sich das Material insgesamt heute ziemlich gut an. Vor allem ihr Klavierspiel auf den Quartettstücken. Einige der Streicherarrangements sind nicht besonders gut, die Arrangements insgesamt sind in vielen Fällen nicht optimal. Sie haben viele verschiedene Sachen ausprobiert, die nicht wirklich funktionierten. Aber sie [Aretha] hat definitiv eine ganze Reihe von großen Songs hier aufgenommen. Auch wenn sie nicht diesen intensiven Stil erreichten, mit dem Aretha bei Atlantic so erfolgreich wurde, sind die Aufnahmen [von CBS] viel besser als man ihnen nachsagt.«
Was machte Aretha in den frühen 1960er-Jahren so einzigartig? Laut Joe McEwen war es »ihre Leidenschaft, ihre Stimme, ihre
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