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Aretha Franklin - Queen of Soul

Aretha Franklin - Queen of Soul

Titel: Aretha Franklin - Queen of Soul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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Interpretation eines Songs – das ist sehr wichtig. Einfach die Art, wie sie manche Verse betonte, und auch die Songauswahl. Oft waren das Songs, von denen man dachte, sie wären ungeeignet für sie. Aber dann brachte sie sie völlig überzeugend rüber. Das ist es, was einen großen Sänger ausmacht – wie Frank Sinatra oder andere, die überzeugend, authentisch, warm und zärtlich sein können. Das sind die Komponenten großer Vokalstile. Und ihre Stimme! Niemand hat so eine Stimme!«
    Auf ihre über 20 Jahre zurückliegende Zeit bei CBS zurückblickend, sagt Aretha: »Bei Columbia habe ich viele gute Sachen aufgenommen und langsam eine Fangemeinde aufgebaut. Aber ich hatte dort häufig sogenannte ›turntable hits‹, Songs, die zwar oft im Radio gespielt wurden, sich aber schlecht verkauften. Und ich glaube, das lag an der Songauswahl. Ich wurde damals als Jazzsängerin gehandelt, aber ich fühlte mich niemals als Jazzsängerin. Ich kann zwar Jazz singen, aber das war nicht unbedingt meine Stärke. Beim Wechsel von Columbia zu Atlantic ging es, glaube ich, um kommerziellen Erfolg.« 1966 lief Arethas Vertrag mit CBS aus. Das Columbia-Kapitel war damit abgeschlossen.

KAPITEL VIER
ARETHA
KOMMT AN
    Im Herbst 1966 war Aretha Franklin endlich reif, sich kreativ selbst zu verwirklichen. Sie war 24 und schon seit zehn Jahren im Musikgeschäft. Bisher hatte sie ihre eigenen Gefühle eher gezügelt und die Stile anderer kopiert. Auf Songs of Faith hatte sie sich am Stil von Clara Ward und Mahalia Jackson orientiert. Als sie ihre zwei Alben mit John Hammond aufnahm, hatte er sie dazu angeleitet, seiner Vision von Billie Holiday nachzueifern. Auf Unforgettable hatte sie die Songs und den Gesangsstil von Dinah Washington übernommen. Runnin’ Out of Fools war ihre Version von Mary Wells und Dionne Warwick. Sogar auf Soft and Beautiful , ihrem letzten Album bei Columbia in den 1960ern, hatte sie versucht, sich mit ihren Interpretationen von »People« und »My Coloring Book« in eine Art schwarze Barbra Streisand zu verwandeln. Nun war es an der Zeit, der Welt zu zeigen, wer sie wirklich war. Endlich war der Moment gekommen, wo sie alles rauslassen und ihre ganze ungezügelte Leidenschaft in ihren Gesang legen konnte.
    Aretha war tragischerweise stets zu abhängig von den Männern in ihrem Leben. In den 1950er-Jahren war sie Papas kleines Mädchen. Als sie der New Bethel Baptist Church den Rücken kehrte und nach New York zog, nahm John Hammond sie vorübergehend unter seine Fittiche und wurde im Studio zu einer Vaterfigur. Als diese Beziehung dann abrupt endete, fand sie in Ted White einen neuen väterlichen Entscheidungsträger. Glaubt man Weggenossen aus dieser Zeit so untergrub diese problematische Ehe ihr Selbstbewusstsein.
    Clyde Otis sieht es so: »Ted butterte sie gnadenlos unter. Diese Frau hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein. Sie wusste zwar, dass sie gut singen konnte, aber sie wurde ständig klein gehalten von Menschen, die ihr nahestanden. Sie war nie in der Lage, einfach aufzustehen und zu sagen: ›Dies und jenes will ich tun und zwar aus diesem oder jenem Grund.‹«
    Mehrere Menschen, die von 1966 bis 1970 mit Aretha zusammenarbeiteten, sagen aus, dass sie in dem Moment deutlich auflebte, in dem Ted White als zentrale Autoritätsperson von der Bildfläche verschwand. Otis behauptet, dass er zu seiner großen Enttäuschung nie die Gelegenheit hatte, ohne die Anwesenheit des dominierenden White mit Aretha zusammenzuarbeiten. Glaubt man Otis, so überließ Aretha alle Entscheidungen Ted, was sich häufig als ungünstig erwies.
    Auch Billy Davis gibt an, dass es nicht angenehm war, mit Ted White arbeiten zu müssen. Mitte der 60er-Jahre hatte Davis Chess Records in Chicago verlassen, um in New York für die Werbeagentur McCann-Erickson zu arbeiten. Seine berühmteste Werbekampagne als Produzent waren Radio-Werbespots für Coca Cola. In den späten 60ern nahme Aretha zwei davon für ihn auf. Auch Davis war schockiert davon, wie White Aretha vor anderen behandelte. »Ich war mehrmals mit ihr im Aufnahmestudio«, erinnert sich Davis. »Einmal kurz nach ihrer unglückseligen Hochzeit mit Ted White.« Über Arethas Beziehung zu White sagt er: »Es war eine Schande und zehrte an ihr. Gott sei Dank überstand sie das alles schließlich, aber es behinderte mehrere Jahre lang ihre Karriere.«
    Davis bestätigt, dass White Arethas Karriere bei Columbia bremste. »Er war ihr Ehemann, Liebhaber, Freund, Vater,

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