Aretha Franklin - Queen of Soul
Alle Möglichkeiten stehen offen. Mit so einer Person gibt es keine Grenzen.«
»Die meisten Sänger haben ab und zu mal einen schlechten Tag oder nehmen eine schlechte Platte auf«, erläutert Dowd. »Sie konnte das schlichtweg nicht. Aber sie konnte Aufnahmen besser machen. Wenn man ihr genug Input gab, konnte sie die Vorgaben so umsetzen, dass das Resultat noch über das hinausging, was man sich vorgestellt hatte.«
Wexler bestätigt, dass er von Arethas musikalischer Intuition und davon, wie sicher sie das glorreiche Instrument ihrer Stimme beherrschte, verblüfft war. Beim Overdubbing ihres Gesangs baute sie unglaubliche Improvisationen ein und ich dachte: ›Das ist es!‹ Aber dann sagte sie: ›Nein, warte mal einen Moment‹ und setzte noch einen drauf. Man wusste nie, mit welchen Umkehrungen, Licks oder Variationen sie ankommen würde, die die letzte Version noch übertrumpften. Manchmal improvisierte sie acht Takte lang um einen einzigen Ton herum. Bis zu einem gewissen Grad haben alle Sänger Talent, aber nicht so wie sie. Sie wusste ganz genau, was sie tat, wie es wirkte und wie es verbessert werden konnte.«
Aretha selbst erklärt es so: »Wenn ein Song von etwas handelt, was ich selbst erlebt habe oder erlebt haben könnte, ist es gut. Aber wenn mir der Inhalt fremd ist, kann ich nichts einbringen. Ich suche nach guten Texten, einer guten Melodie. Ich suche nach einem Song, der etwas aussagt. Bei Aufnahmen gebe ich immer alles. Ich liebe die Arbeit im Studio. Ich liebe Musik. Ich singe auch die Backing Vocals, weil ich den Klang mag, der entsteht, wenn ich mit mir selbst harmoniere.«
Zwischen Februar 1967 und Februar 1968 war Aretha mit sechs Singles in den Top Ten der Pop-Charts und drei Alben in den Top Ten der LP-Charts vertreten. Fünf der Singles und zwei der Alben erreichten Gold-Status (was für Singles mindestens eine Million und für LPs 500 000 verkaufte Exemplare bedeutet). Elvis war zum »King of Rock’n’Roll« gekürt worden und schon bald kannte man Aretha als »Queen of Soul«.
Ihre Eroberung der Charts begann mit der Single »I Never Loved a Man (The Way I Love You)«. Der Song erschien am 10. Februar 1967, erreichte Platz 9 der Pop-Charts und Platz 1 der R & B-Charts und wurde ihr erster Millionenseller. »Sie fing von Null an, keine Hits, niemand wusste, wer sie war«, erinnert sich Bob Rolentz, der damals PR-Chef bei Atlantic war. »Es lag an der Stimme. Die packte die Leute einfach. Die erste Platte ›I Never Loved a Man‹ gehörte innerhalb von drei Monaten zum nationalen Kulturgut. Sie explodierte einfach. Und man bedenke, dass sie eine schwarze Frau war, eine füllige, schwarze Frau, wenn auch attraktiv und charismatisch, und zudem [in ihrem Privatleben] vom Pech verfolgt.« Die Single war so erfolgreich, dass die B-Seite »Do Right Woman – Do Right Man« es immerhin bis auf Platz 37 der R & B-Charts schaffte.
Am 10. April 1967 kam die Single »Respect« heraus, am 3. Juni war sie nicht nur auf Platz 1 der Pop- und R & B-Charts in den USA, sondern auch in den britischen Top Ten. Die Originalversion des Songs stammt von Otis Redding, der ihn auch komponiert hatte. Seine Version erreichte 1965 Platz 35 der Pop-Charts. Als er Arethas schillernde Coverversion hörte, soll er ausgerufen haben: »Ich habe gerade meinen Song verloren. Dieses Mädchen hat ihn mir weggenommen!« Die Entstehungsgeschichte des Songs ist Folgende: 1965 nahm Redding gerade sein Album Otis Blue mit der Band Booker T. & The MGs auf. Der Schlagzeuger der Band war ein Mann namens Al Jackson. Während einer Aufnahmepause setzte Redding sich zu Jackson und fing an, sich über die Schattenseiten des Musikerdaseins zu beklagen und darüber, wie anstrengend Tourneen waren. Jackson berichtet: »Ich sagte: ›Was beschwerst du dich? Alles, was du erwarten kannst, ist ein bisschen Respekt, wenn du wieder zu Hause bist.‹ Er schrieb den Song, der auf unsere Unterhaltung zurückging.« Tom Dowd war übrigens kurioserweise zufällig der Toningenieur bei beiden Aufnahmen: der von Redding und der von Aretha.
Arethas Debütalbum I Never Loved a Man the Way I Love You erschien im März 1967. Es erreichte Platz 2 der LP-Charts und verkaufte sich 800 000 Mal. 1987 listete der Rolling Stone es in einer Sonderausgabe als eines der »100 besten Alben der letzten 20 Jahre«. Das Magazin schrieb als Erklärung: »Mit ihrem ersten Album für Atlantic ließ Aretha Franklin der vom Gospel stammenden Vitalität
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