Aretha Franklin - Queen of Soul
komponierte Goldsingle »Chain of Fools«. Urspünglich handelte der Text von Landarbeitern im Süden, doch in Arethas Version geht es um eine Reihe von nichtsnutzigen Liebhabern. Covay schrieb den Text teilweise um. »Ich nahm ein paar kleine Eingriffe vor, um den Song an Aretha anzupassen«, berichtet Covay. »Ursprünglich war es viel bluesiger.« Wexler erzählt: »Als wir mit der Aufnahme fertig waren, kam [Songwriterin] Ellie Greenwich [›Da Doo Run Run‹] vorbei und ich spielte es ihr vor. Sie hatte eine Idee für einen zusätzlichen Backgroundpart. Sie sang sie mir vor und ich schleppte sie und ihre Mädchen gleich ins Studio, wo wir den Backgroundgesang aufnahmen, der die Platte klanglich aufpeppte.«
Arethas sechste Singleauskopplung in ihrem ersten Jahr bei Atlantic war »(Sweet Sweet Baby) Since You’ve Been Gone«. Sie kam am 9. Februar 1968 heraus (die erste Single war fast genau ein Jahr vorher, am 10. Februar 1967 erschienen). Sie erreichte Platz 5 der Pop-Charts und wurde ihre fünfte Nummer eins der R & B-Charts. Im Januar 1968 erschien das dritte Album Lady Soul . Es kam auf Platz 2 der LP-Charts und spielte Gold ein. Wie ihr Debütalbum bei Atlantic wurde auch Lady Soul vom Rolling Stone zu den »100 besten Alben der letzten 20 Jahre« gezählt. Laut Rolling Stone »setzte sich Aretha Franklin auf Lady Soul ans Klavier und verdiente sich ihren Titel, indem sie sich das Herz aus dem Leib sang und spielte, wie es sich für eine Königin gebührt … sie packte ganze Menschenleben voller emotionaler Traumata, romantischer Sehnsucht und physischer Befreiung in die dreiminütigen Ausbrüche aus purem Soul-Dynamit.«
Seit ihrem Wechsel von Columbia zu Atlantic hatte Aretha im Musikgeschäft ein wahrhaft triumphales Jahr erlebt. Und niemand war davon überraschter und überwältigter als sie selbst. Im Sommer 1967 machte der Song »Respect« sie schlagartig zur heißesten neuen Stimme im Radio und plötzlich war sie gefragt wie nie zuvor. In dem, was sie selbst »das Spiel des Showgeschäfts« nannte, spielte sie plötzlich in der obersten Liga mit. Endlich hatte sie es geschafft. In der zweiten Augusthälfte des Jahres 1967 trat sie z. B. im Fernsehen in The Tonight Show auf, flog anschließend nach Atlanta, um vor einem Kongress schwarzer Radio-DJs zu singen und spurtete dann zurück nach Manhattan, um als Topact beim New York Jazz Festival auf Randall’s Island aufzutreten.
Nach siebenjährigem Wirken im nahezu Verborgenen bei Columbia schoss Arethas Popularität kometenhaft in die Höhe, die Welt konnte auf einmal nicht genug von ihr kriegen. Zwischen Februar und August 1967 verkauften sich ihre Alben und Singles dreieinhalb Millionen Mal. Dem Wochenmagazin Newsweek gestand sie: Ich bin von der ganzen Sache sehr überrascht. Ich dachte, wir würden noch fünf Jahre brauchen, bis wir Erfolg haben.«
Eines der aufregendsten Ereignisse des Jahres war für Aretha, dass ihre erste Veröffentlichung bei Atlantic, die Single »I Never Loved a Man (The Way I Love You)« Goldstatus erreichte. »Es hatte lange so ausgesehen, als würde ich nie eine Goldene Schallplatte bekommen«, sagte sie damals. »Und ich wollte es doch so sehr!« Am Jahresende kürten die drei wichtigsten Publikationen der Musikindustrie – Billboard, Cash Box und Records World – Aretha zur führenden Sängerin des Jahres 1967. Ab dann nahmen die Lobeshymnen kein Ende mehr.
Aretha wurde zur Verkörperung einer neuen Bedeutung des Wortes »Soul«. Ray Charles versuchte, den Begriff so zu erklären: »Es ist wie Elektrizität – wir wissen nicht wirklich, was es ist.« Mahalia Jackson behauptete, dass Soul »mit dem Ächzen und Stöhnen der Menschen auf den Baumwollfeldern« begann, »bevor es ›Soul‹ genannt wurde. Diese Musik gibt es schon, seit es Amerika gibt. Es ist die Musik der menschlichen Nöte und Sorgen.«
Aber ist Soul etwas, das nur Menschen schwarzer Hautfarbe fühlen oder nachahmen können? Aretha war nicht dieser Meinung. »Es ist nicht cool, ein Schwarzer oder Jude oder Italiener oder sonst was zu sein«, erklärte sie. »Es ist einfach nur cool, am Leben zu sein. Du musst kein Afroamerikaner sein, um Soul zu haben. Ich kenne viele Weiße, die Soul haben: Eileen Farrell [die Opernsängerin] und Charles Aznavour sind zwei davon. Es ist etwas Kreatives, etwas Lebendiges. Es ist Ehrlichkeit.«
Schnell wurde der Öffentlichkeit Arethas Einzigartigkeit bewusst. Die britische Presse sah in ihr »die neue
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