Aretha Franklin - Queen of Soul
Baby«, »Dr. Feelgood (Love Is a Serious Business)« und »Save Me«.
»Wir fuhren nicht nach Muscle Shoals zurück, um das Album zu beenden«, fährt Wexer fort. »Stattdessen brachte ich die Band hierher – genau dieselbe Band. Ich riskierte es einfach. Außerdem engagierte ich Wayne Jackson und die Memphis Horns und King Curtis. Ich arbeitete damals bei allen meinen Aufnahmen sehr eng mit Curtis zusammen. Er hatte einen guten Riecher für Musiker und fand immer fantastische Leute, z. B. Jimi Hendrix. Wir nahmen eine Single nach der anderen auf und stellten sie dann zu einem Album zusammen. ›Respect‹ war die nächste besonders wichtige Aufnahme nach ›I Never Loved a Man‹. Das Original von Otis Redding hat keine Bridge, sondern aneinandergereite Strophen.«
Den Song »Respect« liebte Aretha leidenschaftlich. Sie hatte in New York ein Apartment gemietet, wo sie und ihre Schwester Carolyn eines Abends anfingen, mit dem Song herumzuimprovisieren. Zusammen hatten sie den Einfall, im Song das Wort »R-E-S-P-E-C-T« zu buchstabieren, und erfanden den Einschub »sock it to me«. Aretha dazu: »Wie du weißt, hat Otis Redding den Song ursprünglich aufgenommen. Meine Schwester und ich dachten uns eines Abends die Zeile ›sock it to me‹ aus, die weltweit sehr beliebt wurde. Damit hatten wir einen neuen Ausdruck kreiert.«
»Respect« wurde am Valentinstag 1967 in den Atlantic-Studios in New York aufgenommen. Aretha und ihre Schwestern verblüfften alle Anwesenden, als sie den Song im Studio komplett mit »sock it to me«-Einschüben und dem buchstabierten Titel sangen. »Als sie anfing zu singen, machte es auf einmal Klick!«, erinnert sich der Toningenieur Tom Dowd. »Ihre Schwester Carolyn war maßgeblich für das Tempo bei den ›R-E-S-P-E-C-T‹-Stellen und so. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich das hörte.« Als wir uns vor der Aufnahme ernsthaft mit dem Song befassten, stellten wir fest, dass er keine Bridge, keine Überleitung hatte«, erzählt Wexler. »Das fiel bei Otis nicht weiter auf, wegen der Attitüde, mit der er singt. Wir beschlossen, auf jeden Fall die Akkordwechsel von Sam & Daves ›When Something Is Wrong with My Baby‹ einzufügen. Das ist eine sehr jazzige, sehr progressive Akkordfolge.«
Danach gefragt, ob Ted White während der Aufnahme von »Respect« irgendwelchen Ärger machte, sagt Wexler deutlich: »Er war nicht dabei«. Ohne White konnte Aretha den Song mit ungehemmter Leidenschaft herausschmettern. Der Songtext gepaart mit Arethas kraftvoller Interpretation drückten universelle menschliche Erfahrungen aus. »Es konnte sich auf Rassendiskriminierung beziehen, auf eine politische Situation oder auf eine Beziehung zwischen Mann und Frau«, sagt Tom Dowd. »Jeder konnte sich damit identifizieren.«
»Aretha fügte dem Song eine weitere Dimension hinzu«, behauptet Jerry Wexler. »Er wurde durch sie beinah zum feministischen Fanfarenstoß. Wo immer Frauen die Platte hörten, entstand eine Welle weiblicher Solidarität. ›A little respect when you come home‹ bedeutet ja nicht nur den Respekt, den man für die Situation eines anderen hat, sondern es steckt auch etwas leicht Schlüpfriges dahinter – Respekt haben bedeutet, dass man den Partner sexuell optimal befriedigt. Das Ganze ist ein interessanter Mix: ein intuitiver feministischer Schlachtruf, eine sexuelle Forderung und ein Ausdruck der Würde. Und eine Bekundung des Stolzes aus dem Munde einer Person, die einer Minderheit angehört.«
Der Song sollte zu Arethas lebenslangem Markenzeichen werden. Auch Jahrzehnte später brodelt er noch genauso aufregend und frisch wie im Jahr seines Erscheinens 1967. Als die Musikzeitschrift Rolling Stone 1988 »die 100 besten Singles der letzten 25 Jahre« kürte, landete »Respect« in den Top Ten.
Als Aretha und Jerry Wexler zusammenarbeiteten, entstand eine ganz besondere Chemie. Die Kombination aus ihren ungekünstelten Emotionen und seinem erprobten Popmusikgeschmack schrieb Musikgeschichte. Aretha vertraute seinem Gespür instinktiv und sobald sie nicht mehr Ted Whites kurzsichtigen Urteilen, sondern Wexlers kreativer Intuition folgte, stellte sich der Erfolg ein. In geschäftlicher Hinsicht wurde Arethas Vertrauen in Ted Stück für Stück ausgehöhlt.
Die Kooperation zwischen Aretha und Jerry Wexler währte neun Jahre und brachte 18 Alben hervor. Musikalisch war Wexler von 1966 bis 1975 der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Er war im Rhythm & Blues das, was John
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