Aretha Franklin - Queen of Soul
Hammond für die schwarze Jazzszene darstellte. Beide weißen Geschäftsmänner machten es sich zur Aufgabe, schwarze Musik zu promoten und schwarze Künstler aufzunehmen. Im Gegensatz zu Hammond, dem Spross einer wohlhabenden New Yorker Familie, stammte Wexler aus einer Migrantenfamilie. Während der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren arbeitete er mit seinem Vater als Fensterputzer, lieferte Alkohol aus und hing in Billardhallen ab.
Nach Abschluss der Highschool 1932 studierte Wexler am City College in New York, an der New York University und an der Kansas State University Journalismus. In Kansas City besuchte er die Bars und Nachtclubs an der 12th Street und fing an, sich für Jazz und Blues zu begeistern. Zurück in Manhattan frequentierte er die Jazzclubs in der West 52. Straße und die berühmten Harlemer Nachtclubs. Er schrieb zunächst für eine Zeitschrift namens Story Magazine und wurde dann bei Broadcast Music Incorporated (BMI) als Werbetexter eingestellt. Später stieß er zu Billboard . Als er dort anfing, wurde Soulmusik noch als »Race Music« bezeichnet. Wexler war maßgeblich daran beteiligt, dass stattdessen die Bezeichung »Rhythm & Blues« eingeführt wurde.
1953 startete Wexler seine Karriere im Musikgeschäft bei Atlantic Records, wo er nicht nur Produzent, A & R-Leiter und Mitarbeiter der PR-Abteilung war, sondern auch Seniorpartner der Firma. Als er bei Atlantic anfing, war das Label noch so klein, dass Wexler sich tagsüber ein Büro mit Labelgründer Ahmet Ertegün teilte. Nach fünf Uhr stapelten sie dann die Schreibtische übereinander und holten die Mikrofone raus, um das Büro in eine Aufnahmestudio zu verwandeln. Wenn sie einen Echoeffekt brauchten, stiegen sie mit dem Mikro einfach auf die Feuerleiter, wo der Klang von den Steinmauern hallte.
In den 50er- und 60er-Jahren arbeitete Wexler mit einigen der einflussreichsten R & B-Sänger aller Zeiten, darunter Wilson Pickett, Otis Redding, Clyde Mcphatter, The Drifters, Joe Tex, Ray Charles, Ruth Brown, The Clovers, Joe Turner und LaVern Baker. Der Rolling Stone verlieh ihm den Titel »The Godfather of Rhythm & Blues« – was angesichts seiner musikalischen Verdienste nicht übertrieben ist.
Wenn Jerry Wexler und Aretha Franklin im Studio zusammenarbeiteten, passierte etwas ganz Besonderes. Gemeinsam schufen sie die langlebigste Musik ihrer jeweiligen Karrieren.
»Im Studio war er sehr entspannt, was mir gefiel«, berichtet Aretha über Wexler. »Man könnte ihn als kreativen Perfektionisten bezeichnen. Er wollte immer sehr kompakte, saubere Tracks und sein Input war wirklich gut. Die Aufnahmesessions mit Jerry Wexler gehören zu meinen Lieblingssessions. Die Sachen, die wir zusammen machten, waren Dynamit und gehören meiner Meinung nach zu den besten Aufnahmen der 60er- und frühen 70er-Jahre. Alles, was ich mit ihm aufnahm, machte Spaß.
Auch Wexler hat nur gute Erinnerungen. »Mit Aretha lief alles wie geschmiert«, sagt er. »Wenn ich etwas zu sagen hatte, das ihr nicht gefiel, diskutierten wir es aus. Es gab nie Spott, Beleidigungen oder unlösbare Probleme. Sie ist unglaublich musikalisch – das ist ihre natürliche Gabe, ganz ohne Verstellung oder unnötigen Schnickschnack.«
1967 war ein Jahr der Veränderungen für die Musikindustrie. Wie im Jahr 1964 wandelte sich die Musik, die im Radio gespielt wurde, erneut radikal und brachte neue Stars hervor. In diesem Jahr erschien Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band von den Beatles und in San Francisco fand der sogenannte Sommer of Love statt. Im Gegensatz dazu waren Detroit und Newark Schauplatz von Rassenunruhen und einschneidenden sozialen Veränderungen. An der Spitze der Charts stand am Jahresanfang »I’m a Believer« von den Monkees und am Jahresende »Hello Goodbye« von den Beatles. Die meisten Hits brachten 1967 The Supremes, The Beatles und The Monkees heraus. Mitten im Jahr jedoch, in der ersten Juniwoche, stand Aretha Franklins »Respect« auf Platz eins. Zwischen dem Bubblegum-Sound von Lulus »To Sir with Love«, dem übersprudelnd fröhlichen »Georgy Girl« der Seekers und dem psychedelischen »Incense and Peppermints« von The Strawberry Alarm Clock schlich sich über die Radiowellen ein anderer Sound in die öffentlichen Gehörgänge und verströmte zwischen den süßlicheren Düften lieblicher Popsongs die kräftige Würze eines Spareribs-Barbecues. Aretha Franklin mischte die Musikszene gehörig auf und definierte den Sound von R & B neu. Sie
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