Aretha Franklin - Queen of Soul
gelegt. Nun war sie frei zu experimentieren und erkundete mit Soul ’69 neue, jazzigere Gefilde. Ihre Fangemeinde war inzwischen gefestigt genug, um solche Ausflüge mitzutragen. Später sollte sie auch wieder reine Gospelalben aufnehmen.
Arethas erste vier Atlantic-Alben waren die Grundlage einer siebenjährigen Goldenen Ära mit millionenfach verkauften Nummer-eins-Hits. Aus der Arbeit an diesen Alben entwickelten sich zudem mehrere lebenslange Freundschaften. Neben ihrer engen beruflichen Beziehung zu Jerry Wexler, Arif Mardin und Tom Dowd verfestigte Aretha ihre Freundschaft mit Cissy Houston und den Sweet Inspirations, die bis in die 1980er-Jahre hinein ihre Backgroundsängerinnen bleiben sollten. Sehr innige Beziehungen pflegte sie auch mit einigen Musikern, die den unvergleichlichen Sound dieser ersten vier Top-Ten-Alben prägten, darunter der Schlagzeuger Roger Hawkins und der Saxofonist King Curtis.
In dieser Erfolgsperiode traute Aretha sich an die unterschiedlichsten Musikgenres heran. Mit ihren aufregenden Versionen von einigen der angesagtesten Rockhits der 1960er-Jahre fand sie auch bei Rock’n’Roll-Fans sofort Anklang. In ihren ersten zwei Jahren bei Atlantic begeisterte Aretha mit ihren eigenwilligen Versionen von »Satisfaction« von den Rolling Stones, »Groovin’« von The Rascals und »96 Tears« von ? & The Mysterians. Darüber hinaus nahm sie auch drei Kompositionen von Sam Cooke auf: »You Send Me«, »A Change Is Gonna Come« und »Good Times«. »Sie liebte Sam«, erinnert sich Jerry Wexler, »und wenn sie einen Song von ihm aufnahm, war das meistens ihre Idee. Wie bei ›A Change Is Gonna Come‹, auf dem übrigens James Booker die Orgel spielt.«
Zu ihren Aufnahmen im Bereich R & B gehören James Browns »Money Won’t Change You«, Ray Charles’ »Come Back Baby« und Curtis Mayfields »People Get Ready«, mit dem Mayfields Gruppe The Impressions einen großen Hit landete. Sie nahm auch sieben ihrer eigenen Kompositionen auf (fünf davon schrieb sie mit Ted White, eine mit Carolyn Franklin), darunter »Don’t Let Me Lose This Dream«, »Think« und den düsteren Bluesklassiker »Dr. Feelgood (Love Is a Serious Business)«.
Jerry Wexer bestätigt, dass Arethas Musikgeschmack keine Schranken kannte. »Es ist erstaunlich, wie viele Rock’n’Roll-Sachen sie mochte. Ihre Vorlieben kannten keine Rassenschranken. Sie war völlig offen für alles, wenn es nur gut war. Nur ein einziges Mal mussten wir eine Session beenden, weil es zu nichts führte. Ich erinnere mich sogar an den Song, es war ›The Letter‹ von den Box Tops. Den Song hatte sie schon immer aufnehmen wollen. Wir versuchten es ein paar Mal, fanden aber nicht den richtigen Zugang.«
Den Kontakt zu Clyde Otis hatte Aretha gepflegt, seit sie beide Columbia Records verlassen hatten. Einer der Tracks auf Aretha Now ist ein Song von Otis namens »A Change« und er war so gelungen, dass Atlantic ihn sogar als Single auskoppeln wollte. Otis und Wexler gerieten jedoch wegen der Tantiemen und der Veröffentlichungsrechte in Streit, worunter auch die Freundschaft zwischen Otis und Aretha litt.
»Wir zerstritten uns über ›A Change‹«, erinnert sich Otis. »Sie wollten es als Single herausbringen und es wäre bestimmt auch eine tolle Single geworden, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mich im Hinblick auf die Veröffentlichungsrechte über den Tisch ziehen wollten. Ich war mit ihren Bedingungen nicht einverstanden und danach redeten wir eigentlich nicht mehr miteinander.«
Otis war nach eigener Aussage enttäuscht darüber, dass Aretha sich nicht zu seinen Gunsten in den Konflikt mit Wexler einmischte. »Sie versteckte sich hinter Wexlers Rücken und der wollte, dass ich die Veröffentlichungsrechte aufgab. Ich war stinksauer, dass sie nicht eingriff. Sie sagte nichts dazu. Ich bot ihnen einen Deal an, den ich für fair hielt: sie sollten die Hälfte der Einnahmen erhalten. Aber sie wollten mehr als die Hälfte, sie wollten mindestens einen Zweidrittel-Anteil an den Veröffentlichungsrechten und ich sagte: ›Nicht mit mir‹. Wir waren stinksauer aufeinander und danach brach der Kontakt zu ihr ab. Sie hätte bestimmt noch mehr von meinen Songs aufgenommen, aber über diesen einen Song hatten wir uns richtig in die Haare bekommen.« Inzwischen reden beide zumindest wieder miteinander: »Ich schaute vorbei, wenn sie irgendwo auftrat, und es war nett, aber nie wieder so herzlich wie früher«, sagt Otis. Natürlich hat auch
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