Aretha Franklin - Queen of Soul
war – aber ich hörte ihr gern beim Singen zu! Ich erinnere mich, dass dort eine Atmosphäre völliger Kreativität herrschte. Wenn ich Aretha hörte, konnte ich die Emotionen in ihrem Gesang so deutlich fühlen. Es kam von ganz tief drinnen. Das wollte ich auch machen.«
Whitney Houston hat oft betont, dass Aretha eine ihrer größten musikalischen Inspirationen war und ist. Alles begann während jener Aufnahmesessions in den Atlantic-Studios in New York. »Cissy tourte öfter mit mir«, erzählt Aretha. »Wir sind alte und sehr enge Freundinnen. Manchmal brachte sie Whitney mit zu den Aufnahmesessions. Ich habe einige ihrer Interviews gelesen und finde es großartig, dass sie von mir beeinflusst wurde. Ich hatte keine Ahnung, dass Whitney sich mir so nah fühlt – aber das ist wunderbar.«
Auf den ersten vier Atlantic-Alben wirkten auch mehrere Starmusiker mit. Zu hören sind Bobby Womack, Joe South, King Curtis und Duane Allman (der später mit seinem Bruder Gregg die Allman Brothers gründete). Eric Clapton, der damals noch Mitglied der Rockband Cream war, spielt Gitarre auf »Good to me as I am to You« aus dem Album Lady Soul .
Am 13. Oktober 1968 kehrte Aretha im Triumph auf die Bühne der New Yorker Philharmonie zurück und wurde dabei von Cissy Houston und den Sweet Inspirations unterstützt. Die Zeitschrift Variety schwärmte: »Über 4500 Fans kamen zu den zwei Shows am Sonntag und waren mehr als bereit, diesen souligen Superstar mit Klatschen, Stampfen und Schreien zu feiern. Und mit der hervorragenden Darbietung von Cissy Houston und den Sweet Inspirations bekamen sie sogar noch einen Bonus … Dass dieser Anklang fand, wurde besonders in der zweiten Show bei ›Ain’t No Way‹ deutlich. Ganze vier Mal explodierte der Saal förmlich durch den Applaus für Miss Houston, die mit ihrem hohen Sopran die Gegenstimme zu Miss Franklins Gesang bildete.«
An diesem Abend sprang mitten in der Show auch noch Arethas Vater auf die Bühne, um seiner Tochter Goldene Schallplatten für die Single »I Say a Little Prayer« und das Album Lady Soul zu überreichen. Ihre ersten zwei Jahre und vier Alben bei Atlantic Records hatten Aretha als den weiblichen Gesangsstar des Jahrzehnts etabliert. 1967 und 1968 hatte sie im Turbogang die verlorene Zeit wettgemacht und besaß nun eine solide Erfolgsbasis, von der aus sie sich weiterentwickeln und experimentieren konnte. Und genau das tat sie auf ihrem nächsten Album.
Soul ’69 hebt sich deutlich vom Debütquartett der Atlantic-Alben ab. Zwar pflegt Aretha hier den souligen Vokalstil, den sie auf den vorhergehenden Alben perfektioniert hatte, das Songmaterial stammt aber vorwiegend aus dem Bereich Jazz. Das Album kombiniert die besten Aspekte ihrer Jazzaufnahmen bei Columbia mit dem Selbstbewusstsein und der Stimmkraft, die sie durch Songs wie »Respect« und »Think« erworben hatte.
Jerry Wexler ist der Meinung, dass der Titel des Albums irreführend ist. »Es hätte besser Aretha’s Jazz Album heißen sollen. Das Album ist aus diversen Aufnahmesessions zusammengesetzt. Es enthält reine Jazznummern wie »Ramblin’« und »I’ll Never Be Free«, angejazzte Countrynummern wie Rudy Clarkes »If You Gotta Make a Fool of Somebody« und John Hartfords »Gentle on My Mind« (mit dem Glen Campbell einen Hit hatte) und sogar zwei damals aktuelle Popsongs: »Tracks of My Tears« von Smokey Robinson & The Miracles und Bob Linds »Elusive Butterfly«. Außerdem nahm Aretha ihren ersten Song bei Columbia, »Today I Sing the Blues«, noch einmal neu auf.
»Ich liebe dieses Album. Nur leider weiß wegen des unpassenden Titels niemand, dass Aretha ein Jazzalbum aufgenommen hat«, bedauert Jerry Wexler auch heute noch. »Es ist ein Jazzalbum, es ist völlig falsch betitelt worden und ich schäme mich dafür. Ich ließ es geschehen, weil mein damaliger Partner Nesuhi Ertegün gerade irgendeine PR-Aktion durchzog und der Ansicht war, es wäre profitabler, wenn wir es Soul ’69 statt Aretha’s Jazz – wie es eigentlich hätte heißen sollen – nennen würden.«
Kommerziell war Soul ’69 kein besonders großer Erfolg, doch es zeugt eindrucksvoll von Arethas Genialität und der Bandbreite ihres Gesangs. Ihre neu gewonnenen R & B-Fans wollten vielleicht keine lateinamerikanischen Bongos oder Jazzsaxofone (wie auf »Elusive Butterfly«) hören, doch dies war die Musik, die Aretha zu jener Zeit am Herzen lag und in die sie – wie bei allem, was sie sang – all
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