Aretha Franklin - Queen of Soul
nicht direkt das Ende von Donald Townes herbeiführte, aber King Curtis & The Kingpins, die zu jener Zeit schon mit ihr im Studio arbeiteten, als ihre reguläre Band für Liveauftritte einführte.«
Die Single »See Saw« erschien am 1. November 1968, erreichte Platz 14 der Pop-Charts, Platz 9 der R & B-Charts und Goldstatus. Am 4. Februar 1969 kam die Single »The Weight« heraus, erreichte Platz 3 der R & B- und Platz 19 der Pop-Charts. Aretha erhielt Anfang 1969 ihren dritten Grammy für die Hitsingle »Chain of Fools« in der Kategorie »Beste R & B-Performance eines weiblichen Künstlers«.
Aretha hatte in den späten 60ern bereits eine nette kleine Grammy-Sammlung. Die damaligen Grammy-Zeremonien kann man allerdings nicht mit den glamourösen Veranstaltungen heutiger Tage vergleichen. Sie werden überhaupt erst seit 1971 im Fernsehen übertragen – und das war auch das erste Jahr, in dem Aretha ihre Trophäe persönlich entgegennahm. Zu einem späteren Zeitpunkt erklärte sie: »Als ich anfing [bei Verleihungen] Goldene Schallplatten und Grammys zu bekommen, sagte ich: ›Wow! Das ist ja wirklich toll! Ich wusste früher gar nicht, wie wichtig die Grammys sind. Jerry Wexler holte die Trophäen immer für mich ab.«
Mit Arethas Karriere ging es also steil bergauf, doch in ihrem Privatleben sah es weniger rosig aus. Ihre Ehe mit Ted White war zu einem Albtraum geworden und das wurde langsam auch sichtbar: Aretha war deprimiert und um sich abzulenken, rauchte sie Kette und aß unkontrolliert. Auf Fotos aus der zweiten Hälfte des Jahres 1969 sieht sie übergewichtig aus. Um dies zu kaschieren, trug sie nun Chiffonkleider mit riesigen Flügelärmeln.
Aretha nahm ihren Titel Queen of Soul sehr ernst und war sich nicht zu schade, darum zu kämpfen. Im Laufe ihrer Karriere kam es immer wieder zu Streitereien mit anderen Sängerinnen. Die Detroiterin Martha Reeves war eine der ersten, die erleben musste, wie verbissen Aretha ihr Terrain verteidigte. Reeves, die mit Martha & The Vandellas gerade mit den Hits »Jimmy Mack« und »Honey Chile« erfolgreich war, trat im New Yorker Apollo auf, als eine übel gestimmte Aretha Franklin sie backstage aufsuchte.
Reeves erzählt die Geschichte wie folgt: »Im Apollo traten wir stolz mit einem Tribut an Aretha Franklin, Detroits ›Queen of Soul‹ auf. Es war ein Arrangement von Maurice King, das auch auf unserem Livealbum enthalten ist. ›Respect‹ und ›Do Right Woman‹ waren zu einem Medley kombiniert. Wir sangen also kurze Passagen aus beiden Songs und machten dann mit unseren Hits weiter. Plötzlich defilierte kurz vor Ende der Show eine Gruppe aus dem Publikum den Gang entlang und in den Backstage-Bereich. Wir beendeten unsere Show und zogen uns in die Garderobe zurück. Kurz darauf wurde ›die Queen‹ hereingelassen. Im Schlepptau hatte sie ihre Backgroundsängerinnen Margaret Branch, Carolyn Franklin, Brenda Bryant und noch sieben oder acht weitere Mitglieder ihrer Entourage. Sie wirkten wie eine bedrohliche Gang.«
Reeves hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. »Schließlich sagte Aretha spitz: ›Ich habe gehört, dass du meine Songs singst, Miss Martha‹. Ich wartete darauf, dass sie noch etwas sagte, vielleicht etwas wie ›Danke für die Ehrerbietung‹ oder ›Schönes Arrangement‹, aber sie war fertig und blieb ernst.« Offensichtlich war Aretha nicht davon begeistert, dass eine andere Diva aus Detroit ihre Hits zum Besten gab.
Nach einer tödlichen Stille lenkte Reeves ein: »›Das wirst du in Zukunft nicht mehr hören‹, antwortete ich. Sie schien damit zufrieden. Ich schätze, sie mochte es nicht, dass jemand anderes ihre Hits sang. Ich kenne das Gefühl. Sie drehte sich um und ging und alle außer Carolyn folgten ihr. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu Carolyn und begrüßte sie immer mit offenen Armen. Nervös versuchte sie zu erklären, dass ihre Schwester wirklich schockiert war, dass wir ihre Songs sangen. Dabei hatte ich nur Anweisungen befolgt und das Material gesungen, das die A & R-Abteilung von Motown uns vorgelegt hatte. Obwohl das brillante Arrangement ein echter Bühnenkracher war, strichen wir es und keiner vermisste es. Außerdem hatte ich noch jede Menge eigener neuer Songs auf Lager!«
Im Januar 1969 erschien Soul ’69 , Arethas sechstes Album bei Atlantic, das einen ganz neuen musikalischen Ansatz zeigte. Mit ihren ersten vier Studioalben hatte sie das Fundament ihrer Karriere und musikalischen Identität
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