Aretha Franklin - Queen of Soul
negative oder feindselige Äußerung Weißen gegenüber gehört. Und Gott weiß, dass sie aufgrund von einigen Erlebnissen in ihrer Kindheit und Jugend Grund dazu gehabt hätte.«
»Dr. King war nicht nur ein großartiger Anführer, sondern auch ein wunderbarer Mann«, sagte Aretha Jahre später voller Zuneigung. »Er und mein Vater waren enge Freunde. Mein Vater holte ihn nach Detroit und führte ihn durch die New Bethel Baptist Church dort ein. Luther King hatte definitiv eine Vorliebe für Gospelmusik. Einer seiner Lieblingssongs war ›Precious Lord‹ und er bat mich immer, das für ihn zu singen.« Im April 1968 sollte Aretha »Precious Lord« ein letztes Mal für ihn singen – auf seiner Beerdigung in Atlanta.
Einige Tage nach dem Konzert in Cobo Hall besuchte Rita Griffin Aretha und Ted White in ihrem Haus. » Billboard wollte ein paar Fotos machen und einen kurzen Artikel schreiben, weil es ihr erstes ausverkauftes Konzert in ihrer Heimatstadt war«, erinnert sich Griffin. »Der Reporter von Billboard und ich saßen bei ihr herum, bis sie das Abendessen gekocht hatte. Dann machte sie sich frisch und posierte für die Fotos. An diesem Tag sah ich Arethas häusliche Seite.«
Im Frühjahr 1968 fand Arethas erste triumphale Tournee durch Europa statt. Innerhalb von zwei Wochen trat sie in sieben Städten in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Holland und Schweden auf. Und überall bekam sie glühende Kritiken. Am Montag, den 7. Mai 1968 trat sie im berühmtem Olympia in Paris auf. Die Stadt lag ihr zu Füßen. Der Auftritt wurde komplett aufgezeichnet und als Live-Album Aretha in Paris auf den Markt gebracht. Anstelle der Sweet Inspirations waren auf dieser Tour Arethas Schwester Carolyn sowie Wyline Ivey und Charnessa Jones ihre Backgroundsängerinnen. Bei ihrem Auftritt im Olympia kleidete sich Aretha so, wie es der Hauptstadt der Mode angemessen war: Sie trug ein hellblaues Chiffonkleid mit Empire-Taille. Ihre Perücke war zu einer riesigen Haube geformt, die Haare in Kinnhöhe nach außen geföhnt. Sie nahm ihre Rolle als »Lady Soul« offensichtlich ernst.
Im August 1968 eröffnete Aretha in Chicago mit ihrer einzigartigen Version von »The Star-Spangled Banner« die Democratic National Convention, den Parteitag der Democratic Party. Im selben Monat sollte sie für ein Honorar von 20 000 US-$ auch in Denver auftreten. Als der Veranstalter nur die Hälfte aufbrachte und Aretha sich daraufhin weigerte aufzutreten, kam es fast zu einem Massenaufruhr. Im Fernsehen trat sie in dieser Zeit in diversen Shows auf, darunter der Merv Griffin Show, der Mike Douglas Show, der Les Crane Show, der Joey Bishop Show und der Steve Allen Show.
Als sie in jenem August in Chicago war, zeigte sich Aretha großzügig, als ein 14-jähriges Mädchen auf sie zurannte und behauptete, von ihrer Familie verlassen worden zu sein. In Wirklichkeit war das Mädchen von ihrem Zuhause in Milwaukee weggelaufen und lebte nun auf der Straße. Ihr Name war Oprah Winfrey.
Winfrey erzählt, dass sie eigentlich bei einer Freundin in Chicago hatte übernachten wollen, diese aber nicht zu Hause gewesen sei. Als sie Arethas Limousine sah, kam ihr schlagartig eine Idee, wie sie an Geld rankommen könnte. »Sie stieg gerade aus der Limousine vor dem Sheraton«, berichtet Winfrey, »und ich lief Rotz und Wasser heulend auf sie zu. Ich erzählte ihr, dass ich verlassen worden sei, obwohl ich in Wahrheit selber weggelaufen war. Als wir am Hoteleingang angekommen waren, zog sie 100 US-$ aus ihrem Portmonee und gab sie mir. Das war eine tolle schauspielerische Leistung. Seit diesem Tag habe ich jedes neue Aretha-Franklin-Album gekauft.«
1985 war Oprah Moderatorin der TV-Morgenshow A. M. Chicago und machte Aretha ein Angebot: Sie würde das Geld, das sie sich vor 17 Jahren »geliehen« hatte, zurückzahlen, wenn Aretha in ihrer Show auftrat. Aretha sollte im April 1985 im Park West in Chicago ein Konzert geben. Lachend erwiderte sie auf Oprahs Angebot: »Ich erinnere mich nicht an diesen Vorfall. Sagt ihr, dass sie meine Show besuchen und dann ihre Schulden zurückzahlen kann!«
Ebenfalls in Chicago fand 1968 ein weiteres Großereignis in Arethas Karriere statt: die »offizielle Krönung« zur Queen of Soul. »Ich wurde in Chicago von einem DJ namens Purvis Spann gekrönt«, erzählt Aretha. »Eines Nachts, nach der Show, holte er die Krone raus und krönte mich auf der Bühne. Ich war begeistert. Danach fingen Journalisten und alle an,
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