Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
wissen, wie viel Hektar das sind«, sagte Bricker und folgte Eshe zum Haus.
Sie zuckte mit den Schultern, ihr Blick erfasste einen kleinen gelben Sportwagen und einen schwarzen Van, die neben der Zufahrt geparkt waren. »Sie sind zu Hause.«
»Ja«, entgegnete Bricker und streckte die Hand aus, um die Klingel zu betätigen, als sie an der Haustür angekommen waren. »Jetzt stellt sich nur die Frage, ob sie wach sind.«
Eshe quittierte diesen Kommentar mit einem Seufzer, zog aber dann die Brauen zusammen, als ihr bewusst wurde, dass die beiden vermutlich schliefen. Es war noch immer hell, und viele ältere Unsterbliche verbrachten den ganzen Tag damit zu schlafen, weil es eine vor Jahrhunderten angeeignete Angewohnheit war, die seinerzeit überlebenswichtig gewesen war und sich nur schwer ablegen ließ.
Während sie darauf warteten, dass ihnen geöffnet wurde, sah sich Eshe abermals die Umgebung an. Es war später Nachmittag, nicht eine Wolke stand am Himmel. Die Sonne brannte auf sie herab, und so heiß es dadurch auch war, konnte Eshe froh sein, dass sie Lederkleidung trug, die verhinderte, dass ihre Haut Schaden nahm. Sie hatten nicht daran gedacht, ein paar Blutbeutel als Reserve mitzunehmen, was der Grund dafür war, dass sie auch jetzt noch ihre Helme mit heruntergeklapptem Visier trugen. Die würden sie erst abnehmen, wenn sie aus der Sonne in den Schutz des Hauses gewechselt hatten.
Sofern sie überhaupt ins Haus gelassen wurden, überlegte sie, als sich das Warten immer mehr in die Länge zog. Nervös tippte sie mit den Fingern auf ihren Oberschenkel. Doch als Bricker erneut klingeln wollte, griff sie nach seiner Hand. »Vergiss es. Die meisten älteren Unsterblichen haben schalldichte Schlafzimmer ohne Telefonanschluss, damit sie nicht von lästigen Anrufern oder Vertretern aus dem Schlaf geklingelt werden.« Sie gab ihm ein Zeichen, dass er ihr zu den Motorrädern folgen sollte. »Wir fahren zu den Harcourts, und auf dem Rückweg halten wir noch mal hier an.«
Als sie bereits wieder auf ihrer Maschine saß, blieb Bricker kurz stehen, drehte sich um und legte den Kopf ein wenig schräg, um das Haus zu betrachten. »Was ist?«, wollte sie wissen.
Er zögerte, dann schüttelte er den Kopf und ging weiter zu seinem Motorrad. »Gar nichts.«
Eshe schaute ebenfalls zum Haus, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. »Auf dem Rückweg versuchen wir es noch einmal. Jetzt lass uns fahren.«
Abermals zögerte Bricker, schließlich fragte er: »Kennen wir den Weg zu den Harcourts?«
»Ich habe die Adresse in mein GPS eingegeben«, antwortete sie. »Demnach brauchen wir von hier aus fünfzehn Minuten.«
Sie schafften es in vierzehn, aber diesmal veranstalteten sie kein Wettrennen. William und Mary Harcourt lebten in einem Haus, das der Farm der Maunsells recht ähnlich war – eine Ranch modernerer Bauart mit Nebengebäuden, nur dass hier Bäume standen.
Eshe bog in die Zufahrt ein und bremste, als sie sah, dass ihnen ein Wagen entgegenkam, dessen Fahrerin leicht das Tempo verringerte und sie im Vorbeifahren neugierig musterte, aber nicht anhielt, sondern gleich darauf wieder Gas gab, um zur Landstraße weiterzufahren.
»Das dürfte wohl Mary Harcourt gewesen sein«, merkte Bricker an, nachdem sie ihre Motorräder auf der gepflasterten Auffahrt vor dem Haus abgestellt hatten. »Nur Mr Harcourt habe ich nicht gesehen.«
»Das wird er sein«, murmelte Eshe und deutete mit einem Nicken zu dem dunkelhaarigen Mann, der in der offenen Tür zur nächstgelegenen Scheune stand und sie beobachtete. Er wirkte wie ein junger Mann von sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig, was auf alle erwachsenen Unsterblichen zutraf. Die grimmige Miene des Mannes verriet jedenfalls eine abweisende Haltung, als die beiden auf ihn zugingen.
Eshe ließ Bricker vorgehen, damit er sie einander vorstellte, während ihr Blick über Altheas Vater und dann über das Innere der Scheune wanderte.
»Du bist also Armands neue Lebensgefährtin«, sagte er, als sie gerade ihren Helm abnahm.
Verblüfft sah sie William Harcourt an.
Der schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen. »Schätzchen, deine Gedanken sind so laut, dass sie mir geradezu in den Ohren kreischen. Das ist das Problem, wenn man gerade seinen Lebensgefährten gefunden hat. Aber mit der Zeit bekommst du das wieder unter Kontrolle.«
Eshe verzog den Mund und nickte, aber er war noch nicht fertig.
»Und was war das mit der Überprüfung von Armands Alibis, um sicherzustellen,
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