Arglist: Roman (German Edition)
von der Partie war. Vielleicht wollte Rudy Banks Little tot sehen und es nicht selbst erledigen. Er übergibt die Sache an Leroy Josephson und weiß, dass der Hilfe brauchen wird. Da kommt Ryan Goldberg ins Spiel. Rudy bringt die beiden zusammen: zwei Männer, die er leicht manipulieren kann.«
»Das klingt alles super«, sagte Decker, »aber was wäre Rudys Motiv, Little tot sehen zu wollen?«
»Vielleicht erfuhr Rudy von Littles Lebensversicherung«, schlug Marge vor. »Ein lebendiger Ben war für Melinda wertvoller, für Rudy Banks jedoch nicht. Rudy hasste den Mann. Mit seinem Verschwinden schafft Rudy einen Kerl aus dem Weg, den er verabscheut, und er macht Littles Lebensversicherung verfügbar.«
»Aber warum sollte Melinda Rudy etwas von dem Geld der Lebensversicherung abgeben?«, fragte Oliver.
»Damit ihre Vergangenheit unter Verschluss bleibt«, sagte Marge.
»Wir können spekulieren oder wir können tatsächlich handeln«, meinte Decker. »Wie sehen eure Pläne für morgen aus, Kollegen?«
»Muss ich erst nachsehen«, sagte Marge.
»Ich glaube, ich habe Zeit«, sagte Oliver.
»Bucht euch Flüge nach Ohio. Es wird Zeit, Mr. Arlington einen zweiten Besuch abzustatten. Wir gehen einen Schritt zurück und reden mit dem Bindeglied, das noch verfügbar ist. Arlington war nicht in der Stadt, als der Mord passierte, aber vielleicht hat er etwas arrangiert. Darnell und Rudy machten gemeinsam Drogengeschäfte. Darnell hatte einen Grund, auf Little sauer zu sein. Ihr beide fahrt zurück aufs Revier, besorgt euch die Tickets und denkt euch bis morgen ein glaubhaftes Drehbuch mit Rudy und Arlington aus, dessen Höhepunkt der Mord an Little ist. Dann nehmt ihr eure Theorie, schmeißt sie Arlington vor die Füße und seht zu, wie er reagiert.«
»Verstanden«, sagte Oliver.
»Und du?«, fragte Marge. »Ich dachte, du wolltest uns begleiten.«
»Rudy ist verschwunden, Ryan ist verschwunden, da bleibe ich wohl besser noch eine Weile in der Stadt.«
Der Sportlehrer trug eine schwarze Jogginghose und ein schwarz-weiß gestreiftes Schiedsrichterhemd mit Kragen. Um seinen Hals hing eine Trillerpfeife. Zahlreiche Basketbälle prallten auf einen Turnhallenboden aus Holz, während seine Jungs ihr vorgeschriebenes Training absolvierten. »Ich muss mit keinem von Ihnen beiden reden.« Darnells Stimme glich flüssigem Metall. »Ich hoffe, das ist Ihnen klar!«
»Wir wissen Ihre Mithilfe wirklich zu schätzen«, antwortete ihm Marge.
»Es ist außerordentlich wichtig, dass wir uns wieder mit Ihnen unterhalten«, fügte Oliver hinzu. »Warum sonst sollte uns die Regierung die Reise gleich zweimal genehmigen?«
Arlington war immer noch wütend, hielt sich aber zurück. Er ließ drei schrille Pfiffe auf seiner Pfeife los, und das Dribbling hörte sofort auf. Die große Turnhalle warf sein Echo zurück, als er sprach. »Zwanzig Minuten freies Training. Übt, was ihr wollt, Hauptsache, ihr übt. Ich gehe kurz in mein Büro, aber ich sehe genau, was ihr macht. Jeder, der hier kneift, wird meinen Zorn auf sich ziehen.«
Der Coach führte Marge und Oliver in ein gläsernes Büro mit Blick über die gesamte Turnhalle. Es war riesig, ungefähr viermal so groß wie das von Decker, und hatte Regale, die sich unter der Last der Trophäen und Pokale bogen. Die Wände waren mit Ehrenurkunden und Schwarzweißfotos der siegreichen Teams der Polk High damals und heute gepflastert. Arlingtons Schreibtisch stand in einer Ecke, aber er zog es vor, sich ans Fenster zu stellen und seinen Schützlingen beim Training zuzusehen.
»Sie verwalten hier ein ganz schönes Erbe«, sagte Marge.
»Falsch«, erwiderte er, »ich erschaffe ein Erbe.«
Oliver zückte seinen Notizblock und überflog noch einmal die Eckpfeiler der Geschichte, die Marge und er sich ausgedacht hatten, um Darnell mit Rudy in Verbindung zu bringen. Dann sah er Arlington direkt an. »Wir versuchen nur, die Wahrheit über Ben Little herauszufinden. Der Mann hat keine Mühen gescheut, Ihnen zu helfen. Worüber sind Sie so wütend?«
»Ach, hören Sie doch auf!«, gab Darnell zurück. »Ich weiß, wie Sie und Ihre Leute ticken. Wenn Sie nicht kriegen, was Sie brauchen, dann erfinden Sie eben irgendeinen Scheiß.«
Weit weg von Frau und Kind konnte Marge in Darnell den Drogenkurier deutlich erkennen. »Ich möchte mit Ihnen über Rudy Banks sprechen.«
»Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich mich kaum an ihn erinnere...«
»Tja, wer erfindet hier jetzt irgendeinen
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