Arglist: Roman (German Edition)
hatten.«
»Haben Sie sich je gefragt, warum er aufgehört hat, Sie zu sehen, warum er aufgehört hat, Sie zu kontaktieren?«, fragte Decker.
»Nein, das Warum hat mich nicht interessiert. Ich war einfach erleichtert. Nach Bens Tod war ich wie betäubt. Ich hatte Angst, ich war pleite, und ich war kurz vorm Durchdrehen. Ich musste mich um zwei Kinder kümmern, und ich hatte niemanden, an den ich mich wenden konnte. Vermutlich dachte ich, dass es Ryan langweilig geworden war, auf meinen Anruf zu warten, und dass er sich auf die nächste Frau gestürzt hat. Er war leichte Beute. Ein paar Schmeicheleien, und er gab einem alles, was er hatte.«
»Er gab Ihnen Geld?«
»Er gab mir endlos Geld, bis die anderen Bandmitglieder anfingen, sich um seine Finanzen zu kümmern.«
»Waren Sie sauer auf die anderen?«, fragte Marge.
»Na klar. Ich war rasend wütend. Aber es war das Beste, was mir passieren konnte. Dadurch erkannte ich, wie tief ich gesunken war. Ich wollte mit Ryan Schluss machen, aber dann merkte ich, dass er sich in mich verliebt hatte.«
»Warum haben Sie ihn nicht einfach abserviert?«, fragte Oliver.
»Weil ich befürchtete, er würde Ben etwas sagen. Und ich hatte ein bisschen Mitleid mit ihm... er wirkte wie ein sanfter Riese, bis er dann anfing, zehnmal am Tag vor meinem Haus aufzukreuzen. Da verflüchtigte sich mein Mitleid ganz schnell.«
»Also glauben Sie, wenn jemand Ben ermordet hat, dann Ryan?«
»Ich weiß es nicht.« Sie warf die Hände in die Luft. »Es ist vorbei. Ben ist tot. Ich bin weitergegangen.«
»Wie sah Ihre Beziehung zu Rudy Banks aus?«, wechselte Decker das Thema.
»Es war eine heiße und kurze Affäre. Rudy sah gut aus und war ein totaler Psychopath. Wir hatten eine Affäre, und dann war sie schwupps vorbei, und keiner von uns hatte ein Problem damit.«
»Rudy Banks war Schüler auf der North Valley und kannte Ihren Mann. Wussten Sie das?«
Melinda sah ihn verwirrt an. »Ich kann... mich nicht daran erinnern, dass er aus der Gegend stammte.«
»Rudy mochte Ihren Mann nicht«, sagte Marge. »Er behauptete, Ihr Mann sei es gewesen, der ihn von der Schule schmeißen ließ.«
»Das ist mir neu«, sagte Melinda.
»Ihr Ehemann hat auch Rudys Drogengeschäfte auffliegen lassen«, ergänzte Oliver.
»Rudy hat gedealt?«
Ihre Überraschung schien echt zu sein. »Rudy verkaufte an der North Valley High Drogen. Er benutzte Ghettokinder als Kuriere, weil sie leicht zu überreden waren. Einer seiner Kuriere war Darnell Arlington. Als Darnell von der Schule verwiesen wurde, brach die ganze Geschäftsstruktur zusammen.«
»Ich habe nie verfolgt, was an der Schule meines Mannes vor sich ging«, sagte Melinda.
»Aber Sie kannten Darnell Arlington.«
»Ich wusste, dass mein Mann sich besonders für ihn interessierte. Und ich wusste, dass Darnell wütend auf Ben war, als er von der Schule verwiesen wurde. Doch er hatte ein Alibi, und das war’s.«
»Rudy hat nie erwähnt, dass er Ihren Mann kannte?«
»Nein, natürlich nicht, ansonsten hätte ich nie etwas mit ihm angefangen. Als ich ihn kennenlernte, war er ein Punk in Reinkultur – jede Menge Drogen, schräger Sex und wütende Musik. Er war jung, er sah umwerfend gut aus, er war wild, und für eine gewisse Zeit war er wahnsinnig aufregend. Dann wurde das Ganze langweilig. Als er aufhörte, mir Bargeld zu geben, schleppte ich Mudd ab, der war sehr großzügig. Warum sonst hätte ich wohl ein Techtelmechtel mit Ryan angefangen? Sicher nicht wegen seiner ansprechenden äußeren Erscheinung.«
Decker konnte die berechnende Schlange hinter der achtbaren Frau erkennen. »An welcher Stelle der Liste taucht Liam O’Dell auf?«
»Sie müssen ja nicht alle schmutzigen Details kennen, oder? Nach Ryan war Schluss. Ich habe meinen Mann nicht umgebracht, und ich weiß nicht, wer es getan hat!«
Decker hielt warnend einen Finger hoch. »Sie haben Ihren Mann betrogen. Sie haben Geld von seinem Konto entwendet. Sie verübelten ihm die Zeit, die er nicht mit Ihnen verbrachte, und sein sexuelles Desinteresse. Also erzählen Sie mir, warum ich glauben sollte, dass Sie in dem Mord an Ihrem Mann nicht drinhängen.«
»Wie wär’s damit!«, giftete Melinda zurück. »Die Polizei hat mich stundenlang überprüft. Sie überprüften meine Geschichte über die Mordnacht, und sie stimmte. Sie überprüften meine Anrufe. Sie überprüften meine Finanzen. Sie überprüften die Lebensversicherung. Sie überprüften, ob ich jemals eine Waffe gekauft
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