Arglist: Roman (German Edition)
herausfinden, denn als er getötet wurde, war ich mit jedem in Los Angeles mehr oder weniger verkracht.«
»Dr. Ben hat versucht, Sie anzurufen«, stellte Marge fest.
»Ja, mehrmals. Aber ich war so verdammt wütend auf den, dass ich seine Anrufe ignorierte. Bei Jervis und Leroy konnte ich auch nicht ans Telefon gehen, denn meine Großmutter überwachte alle Anrufe und ließ mich mit niemandem aus Los Angeles reden, auch nicht mit meiner Mutter.«
Eine Pause.
»Zuerst war ich deshalb stinksauer auf sie, aber sie hatte recht. Ich musste ganz von vorne anfangen, wenn ich es schaffen wollte. Nana schickte mich auf eine katholische Schule außerhalb, die eine ziemlich gute Erfolgsbilanz mit ihren Schülern hatte. Ich war da, und ich war sauber. Ich konnte es entweder total vermasseln – Gelegenheiten gab es mehr als genug – oder die Wende schaffen. Also entschloss ich mich, einen Versuch zu wagen. Ich trat der Mannschaft bei, und ich hab’s geschafft. Ich war nicht der Größte, aber schnell mit den Händen und Füßen, und, was genauso wichtig war, ich habe angefangen zu arbeiten! Dann haben mich ein paar ansässige Colleges entdeckt und wollten, dass ich für ihre Mannschaften spiele. Warum also sollte ich meine letzte Chance ruinieren und über dreitausend Kilometer entfernt einem Mann etwas antun, der versucht hat, mir zu helfen?«
»Weil Sie wütend waren.«
»Doch nicht so wütend.« Arlington blickte wieder auf die Uhr. »Ich muss los.«
Marge sprach leise, mit seidenweichem Unterton. »Klar, Darnell, Sie können gehen. Wir können Sie nicht aufhalten. Aber das Ganze verfolgt Sie seit fünfzehn Jahren. Und ich garantiere Ihnen, dass es Sie so lange verfolgen wird, bis Sie es sich von der Seele reden.«
»Mir liegt nichts auf der Seele.«
»Sie haben zwei kleine Töchter, Darnell. Können Sie sich vorstellen, wie Ihre beiden Kleinen ohne ihren Daddy aufwachsen? Was, glauben Sie, ist mit Bens kleinen Jungs passiert? Haben sie kein Recht darauf, alles zu erfahren?«
»Ich war nicht da!«
»Ich weiß, dass Sie nicht da waren. Sie waren genau hier in Ohio und spielten Basketball. Und Sie können weiter bei Ihrer Behauptung bleiben, nichts zu wissen. Vielleicht werde ich Ihnen sogar glauben. Aber Ihr eigenes Gewissen können Sie nicht belügen.«
Niemand sagte etwas. Darnell blickte wieder aus dem Fenster und beobachtete seine Jungs beim Training. Er drehte sich um, und plötzlich wurden seine Augen feucht. »Leroy Josephson... er rief mich ungefähr sechs Monate nach Dr. Bens Tod an. Ich hatte seit meinem Abgang aus L.A. nichts mehr von ihm gehört, daher kam sein Anruf unerwartet. Nana war nicht zu Hause, deshalb ging ich ans Telefon.« Sein Gesichtsausdruck wurde offener. »Ich hätte sofort auflegen sollen. Ich wusste, es konnten nur schlechte Neuigkeiten sein. Leroy schaffte es immer, sich irgendwie in Schwierigkeiten zu bringen... aber Leroy war Leroy, und wir hatten eine gemeinsame Geschichte.« Arlington zuckte zusammen. »Mit solchen Freunden muss man sich auskennen – die immer nehmen, nie was geben. Man mag die Typen, aber tief drin weiß man, es sind Schnorrer.«
»Ich kenn ungefähr zwanzig solche Typen«, sagte Oliver, »und manche Leute behaupten wahrscheinlich, dass ich diese Art von Freund bin.«
Arlington hob die Augenbrauen. »Leroy ist also am Telefon, und plötzlich bin ich wieder in L.A. und Teil vom Ghetto. Yeah, Mann, was geht, Bruder... der ganze Scheiß. Leroy gibt mordsmäßig mit einem Musikdeal an, den er für A-Tack organisiert hat... Jervis Wenderhole.«
»Ich weiß, dass Jervis A-Tack ist, und ich weiß, dass er für Primo Ekerling eine CD aufgenommen hat.«
»Genau. Leroy labert weiter rum, dass Jervis eine CD gemacht hat und ein mega Pimp werden wird und Leroy Jervis’ Manager sein wird und er als Vorgruppe für noch größere Pimps auftreten wird und so weiter. Und dass ich meinen Hintern nach L.A. bewegen soll und Leroy auch aus mir einen Pimp macht, und wenn ich kein Geld hätte zu kommen, würde er mir die Knete geben, weil er gerade flüssig sei.«
»Hat er gesagt, wie er das Geld verdient hat?«
»Näh, nichts. Ich ging davon aus, dass er bei einem B und E gepunktet hatte.«
»Nicht mit Drogen?«
»Näh, mit Drogen verdient man nicht viel, außer man steht höher in der Organisation. Die Kuriere kriegen Taschengeld und vielleicht gratis Stoff – was man eben so von einem Piece oder aus einem Beutel abführen kann.« Er leckte sich die Lippen. »Ich
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