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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wusste zwar, dass Leroy viel Scheiße labert, aber diesmal klang’s echt. Ich war kurz davor, Ja zu sagen. Ich riss mir in der Schule den Arsch auf und war immer noch sauer über meine ›Versetzung‹. Und ohne Dr. Ben... ich malte mir aus, ich könnte vielleicht genau da wieder anfangen, wo ich aufgehört hatte... an der North Valley dealen und ein bisschen rappen. Aber der liebe Gott muss mir über die Schulter geblickt haben. Ich wollte Ja sagen, aber was aus meinem Mund kam, war ein Nein. Er fängt an, mich anzumotzen, und plötzlich lege ich los und will ihn übertreffen. Ich erzählte ihm, ich sei ein berühmter Basketballspieler, schon auf dem Weg nach ganz oben, was total gelogen war, aber wehe, er würde besser dastehen als ich, verstehen Sie?«
    Oliver nickte. »Wie hat Leroy darauf reagiert?«
    »Er hat mir nur gesagt, ich sei ein Idiot. Und dann meinte er, er halte es sogar für besser, dass ich Nein gesagt hätte, denn Rudy sei immer noch sauer auf mich, weil ich ihm seine Geschäfte vermasselt hätte. Da habe ich Leroy gesagt, dass nicht ich das gewesen sei, sondern Ben Little.«
    Niemand sagte etwas.
    »Leroy fing komisch an zu lachen... so was wie ein Kichern. Er sagte zu mir... er sagte: ›Wegen Ben Little müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.‹ Ich sagte: ›Das weiß ich. Er ist tot. Jemand hat ihn erschossen.‹ Und er sagte: ›Ich weiß alles darüber, Big D‹ – so nannte er mich immer, Big D. Und dann... dann sagte er: ›Weißt du, ich war dabei, als es losging.‹«
    Wieder war es einen Moment lang still.
    »Ich war sprachlos. Leroy hatte mir gewissermaßen gerade eine verpasst. Ich fühlte mich wieder genauso beschissen wie in dem Moment, als ich das erste Mal von dem Mord erfahren hatte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Leroy und Dr. Ben sich kannten. Aber ich nehme an, Dr. Ben kannte jeden. Also sagte ich... ich sagte: ›Du warst das, Yo-King? Du hast Dr. Ben kalt erwischt?‹ Da ging Leroy in die Defensive. Er sagte: ›Ich wusste nicht, dass sie ihn kaltmachen wollten. Die Sache lief aus dem Ruder.‹ Und ich sagte: ›Wer hat ihn umgelegt?‹ Und Leroy sagte: ›Spielt keine Rolle, wer’s war. Ich war’s nicht, Jervis war’s nicht, es war noch nicht mal ein Bruder. Und jetzt ist es eh vorbei.‹ Dann fragte er mich noch mal, ob ich ein großer Pimp werden wolle oder nicht. Also sagte ich ihm: ›Nein, ich hab keine Zeit, ein Pimp zu werden.‹ Und das war’s dann. Er rief mich nie wieder an, ich rief ihn nie wieder an.«
    Arlington musste schwer schlucken.
    »Ich habe nie daran gedacht, die Polizei zu informieren. Beweise, dass Leroy die Wahrheit gesagt hatte, hatte ich nicht, und selbst wenn, ich hätte niemals einen Freund verpfiffen.« Noch eine Pause. »Leroys Spruch, er würde aus A-Tack einen Pimp machen, war nicht nur heiße Luft gewesen. Er produzierte eine CD, und Leroy schickte sie mir zu, eingebildet wie er war. Ich platzte fast vor Neid, aber so richtig! Ich war entschlossen, es besser als er zu machen, und fand, ich hätte alles vermasselt, weil ich nicht zurückgegangen war und mich mit Leroy zusammengetan hatte. Ich spielte die CD immer und immer wieder mit dem Gedanken: ›Ich könnte es viel besser. Ich könnte es tausendmal besser.‹«
    Schweigen.
    »Wenn Sie wissen, was Jervis und Leroy passiert ist, dann wissen Sie auch, warum ich meine Meinung geändert habe.«
    »Wie haben Sie von der Schießerei erfahren?«, fragte Marge.
    »Meine Mutter hat’s mir erzählt.« Er blickte zur Seite. »Sie rief mich total aufgeregt an, dass Leroy tot und Jervis gelähmt sei.«
    »Was haben Sie da gedacht?«
    »Was ich gedacht habe?« Eine Pause. »Mir wurde schlecht. Ich fiel auf die Knie und dankte Jesus für meine Rettung.« Er atmete laut aus. »Ich versuchte, Leroys Tod nicht als gerechte Strafe Gottes für Dr. Ben zu sehen, aber man denkt eben doch, was man denkt. Warum es Gottes Plan war, dass Jervis verletzt wurde, weiß ich nicht. Verdammt, wenn Leroy mich angerufen hätte, ihn aufzugabeln, dann wäre ich auch losgefahren. Die Schießerei hat Jervis’ Leben komplett verändert. Er hat mir erzählt, seit er im Rollstuhl sitzt, hatte er viel Zeit, um über alles Mögliche nachzudenken. Er hat zu Jesus gefunden und nie zurückgeblickt. Genau das hat er mir gesagt.«
    »Hat Jervis versucht, Sie noch mal zu kontaktieren, nachdem Sie Kalifornien verlassen hatten?«
    »Nie. Für zehn Jahre waren wir aus dem Leben des anderen verschwunden. Dann schickte er mir

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