Arglist: Roman (German Edition)
nicht umgebracht.«
»Ich will ja nicht dämlich erscheinen, aber meinen Sie Primo Ekerling?«
»Scheiße, ja, ich meine Primo. Sie haben die Jungs, die das getan haben. Ehrlich gesagt, würde ich denen dafür gerne einen Orden verleihen. Der Hurensohn war eine versoffene Nullnummer und ein grottenschlechter Bassist. Das geballte Unvermögen. Ohne mich wären die nirgendwo hingekommen.«
»Rudy, jeder weiß, dass Sie die Band verkörperten.« Weitere zwanzig Minuten vergingen, in denen Decker ununterbrochen Banks über den grünen Klee lobte, während Banks ihm fluchend zustimmte. Irgendwann wagte sich Decker einen Schritt vor. »Wir wissen alle, wie klug Sie sind. Sie haben Mr. Fettarsch gehen lassen. Das war klug. Seien Sie wieder so klug und lassen Sie noch jemanden raus. Wieso sich mit drei Schlampen abmühen, wo es doch einfacher ist, nur eine im Auge behalten zu müssen?«
»Falls eine abhaut, hab ich eine in Reserve.«
»Okay, dann lassen Sie eine von ihnen gehen.«
»Welche?«
»Das entscheiden Sie.«
Plötzlich hörte Decker im Hintergrund weibliche Schreie. Sein Herz raste wie beim Hindernislauf, und es kostete ihn jede Menge Nerven, nicht einfach in das Gebäude zu stürmen. Da er keine Schüsse hören konnte, zwang er sich, stehen zu bleiben. Fünf Minuten später rannte eine nackte Frau, die ein Hemd an sich presste, um ihre Brüste zu bedecken, aus dem Haus. Die wartenden Sanitäter schnappten sie sich sofort.
Eine weniger, blieben noch zwei. »Das war wieder sehr klug, Rudy. Wenn Sie sich weiterhin so klug verhalten, hole ich Sie heil aus diesem Fiasko hier raus.«
»Verarschen Sie mich nicht!«
»Ich tue mein Bestes.«
»Dann fangen Sie schon mal an und sagen Sie den Bullen, die sollen verdammt noch mal abhauen! Wenn die weg sind, komme ich raus. Und dann reden wir, nur Sie und ich.«
»Ich kann die wahrscheinlich dazu überreden, sich ein bisschen nach hinten zu verlagern.«
»Nicht nur ein bisschen. Ich will die Wichser hier nicht mehr sehen!«
»Das werden die nicht tun. Nicht, bevor Sie die Geiseln freigelassen haben. Danach bekomme ich die wahrscheinlich von hier weg.«
»Wenn ich die Schlampen rausschicke, werde ich ganz schnell erledigt. Ich kann mich hier noch lange einigeln, Decker. Ich hab was zu essen, ich hab Weiber. Ich bin total autark.«
Aber irgendwann musste er schlafen, dachte Decker. Irgendwann in den nächsten vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden würde sein Adrenalinspiegel sinken und die Müdigkeit ihn erwischen. »Ich will Sie nicht erledigen. Sie sagen mir, was Sie wollen, und ich versuche es hinzukriegen.«
»Ich will, dass der verdammte Zirkus da draußen verschwindet!«
»Ich kann die Übertragungswagen der Medien wegschicken lassen. Die Sanitäter bleiben, genau wie die Feuerwehr.«
»Ich fackel hier schon nichts ab.« Decker schwieg. »Schicken Sie die Bullen weg.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt. Ich entferne mich jetzt vom Haus, Rudy. Ich muss mit ein paar Leuten reden, wenn Sie wollen, dass ich mich um Ihre Wünsche kümmere. Das kann eine Weile dauern. Rufen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben, okay?«
»Okay.« Rudy beendete das Gespräch.
Decker ging langsam zurück, bis er aus der Schusslinie war, dann rannte er los zum Einsatzwagen. Er nahm den Helm ab und rieb sich seine schmerzenden Schläfen. »Meine Füße sind Eiszapfen, und ich habe mörderische Kopfschmerzen. Ich brauche ein paar dicke Socken und richtig starken, echten Kaffee. Dann muss ich wieder da raus.«
Cressly reichte ihm einen größeren Helm. »Besorgt dem Lieutenant, was er braucht.«
»Danke.« Decker probierte seinen neuen Kopfschutz aus. Viel besser. »Banks will, dass die Meute sich zurückzieht. Inszeniert eine kleine Show, als ob, während ich über meine nächsten Schritte nachdenke. Irgendwelche Ratschläge?«
»Keine Ratschläge«, sagte Ellenshaw, »Sie machen das sehr gut.«
»Wir bemühen uns«, meinte Cressly, »so viele Autos wie möglich wegzufahren, aber wir wollen Sie nicht allein im Regen stehen lassen.«
»Unternehmen Sie einfach irgendwas, das mir Glaubwürdigkeit verleiht.« Decker schluckte die Kopfschmerztabletten und goss sich einen riesigen Becher Kaffee ein.
Ein paar Minuten später beendete Cressly ein Telefongespräch mit dem Verantwortlichen der Polizei von Santa Monica. »Wir bauen einige der gut sichtbaren Einheiten ab. Er ist allerdings nicht blöd, er wird wissen, dass wir immer noch da sind.«
»Schon, aber manchmal
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