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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hochgeklappt wurden, nahm Decker an, man bot der Stadt gerade ihre Late-Night-Show.
    Wieder war eine halbe Stunde vergangen, da ließen sich plötzlich die Anzugmänner dazu herab, sich zu ihnen zu gesellen. Der Beamte, der das Wort an sie richtete, schien um die vierzig zu sein. Er war gut gekleidet, und er hatte ein spitzes Kinn, schlechte Laune und kaute Kaugummi. »Wer ist Decker?«
    »Lieutenant Decker, wenn’s recht ist. Das bin ich. Wer sind Sie?«
    »Special Agent Jim Cressly vom FBI. Was wissen Sie über diese Sache hier?« Decker berichtete ihm alles, was er wusste. »Sie hatten also früher schon eine Beziehung zu Rudolph Banks?«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich habe einmal mit ihm am Telefon gesprochen. Was ist denn los?«
    »Er will mit Ihnen reden«, stellte Cressly fest.
    »Wer? Rudy?«
    »Genau, Rudy. Hier entlang.« Als die Gruppe um Decker sich in Bewegung setzte, hob Cressny eine Hand hoch. »Hoppla. Nur Decker.«
    »Ich komme wieder.« Decker rollte die Augen und schlug seine tiefste Arnold-Schwarzenegger-Tonlage an, irgendwo zwischen »Terminator« und Gouverneur. Cressly führte Decker zu einem mobilen Einsatzbüro der Polizei, ausgestattet mit mehreren Telefonleitungen, und stellte ihm dann Jack Ellenshaw vor, den FBI-Verhandlungsführer für Geiselnahmen. Ellenshaw war ebenfalls um die vierzig; er hatte ein langes Gesicht mit vorspringendem Kinn. Ordentlich gekleidet und ordentlich zurechtgemacht, genau wie Cressly. Das FBI bevorzugte einen gewissen Look. Das Weiterkommen konnte von einem Zentimeter Haarlänge abhängen.
    Nachdem Ellenshaw ihm einen zweiminütigen Vortrag über die Elektronik gehalten hatte, fragte er: »Haben Sie so etwas in der Art früher schon mal gemacht?«
    »Genau genommen, ja.«
    »Einmal, zweimal?«
    »Zweimal.«
    »Waren Sie erfolgreich?«
    »Ich habe noch nie eine Geisel verloren«, antwortete Decker. »Das eine Mal ist der bewaffnete Geiselnehmer gestorben, das andere Mal blieb er am Leben.«
    »Ich bestimme den Verlauf. Ich werde Ihnen das, was Sie sagen sollen, auf einen Zettel schreiben. Halten Sie sich einfach an meinen Text, und Sie haben keinerlei Probleme.«
    Decker schwieg dazu. Er hatte nicht die Absicht, einem Drehbuch zu folgen. Er war eher der Improvisieren-nach-Bedarf-Typ. »Wissen Sie, wie viele Menschen er bei sich hat?«
    »Drei Frauen und Cecil Dobbins.«
    »Sie meinen den Angestellten?«
    »Ja.«
    »Ich habe gehört, er sei verletzt?«
    »Ihm wurde in den Arm geschossen. Wir müssen uns beeilen.«
    »Was ist mit den Frauen? Namen? Alter?«
    »Amber Mitchell, sechsundzwanzig, Lita Bloch, achtzehn, und Pamela Nelson, einundzwanzig.«
    »Ist eine von ihnen verletzt oder krank?«
    »Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
    »Und Sie sind sich ganz sicher, dass außer den fünf Personen niemand mehr da drinnen ist?«
    »Wir sind uns bei gar nichts sicher.«
    »Wessen Nummer wählen Sie, um Rudy ans Telefon zu kriegen?«
    »Die von Pamela Nelson. Bei irgendwem müssen wir anfangen.«
    »Legen Sie los.« Decker war erstaunlich ruhig, bis er das Rufzeichen in der Leitung hörte. Und als dann die Stimme dran war, begann sein Herz wie verrückt zu klopfen.

41
     
    »Welches Arschloch spricht da?«
    Hätte Decker ihn nicht an der Stimme erkannt, dann an der offenkundigen Feindseligkeit. »Hier ist Lieutenant Peter Decker, Rudy. Sie haben nach mir gefragt.« Schweigen. »Wie geht es Ihnen?«
    »Wie soll es mir Ihrer beschissenen Meinung nach wohl gehen? Ganz plötzlich glotze ich in den Lauf der gesamten verfickten US-Armee. Was ist hier verflucht noch mal los?«
    Der Verhandlungsführer schrieb wie wild auf einem Zettel herum und deutete dann auf seinen Block. Decker ignorierte ihn. »Das weiß ich nicht genau, ich bin gerade erst angekommen.«
    »Was verdammt hab ich denn getan?«
    »Wer sagt, dass Sie etwas getan haben?«
    Es gab eine Pause. »Und warum zeigt dann eine dumme Fotze in den Nachrichten mein Foto im Fernsehen und sagt, ich werde wegen Mordes gesucht?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Decker. »Warum informieren Sie mich nicht darüber, was passiert ist?«
    »Warum fragen Sie nicht einen Ihrer geistesbehinderten Artgenossen, was passiert ist?«
    »Wir tauschen hier nur Unwissen aus. Allein Sie kennen die wahre Geschichte.«
    »Ganz genau, verflucht noch mal! Warum wollten Sie überhaupt mit mir reden, Decker?«
    »Ich kam in einem ungelösten, alten Fall nicht weiter. Wir haben routinemäßig mit jedem geredet, der damals auch befragt

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