Arglist: Roman (German Edition)
für beide Seiten vorteilhaften Plan. Er würde als mein Alibi fungieren, aber nur, wenn ich ihm Geld nachschmiss, um Bens Mord zu untersuchen. Phil war ganz scharf auf die Abmachung. Er steckte bis zur Halskrause in Schulden und griff nach jedem Strohhalm.«
»Wir müssen Ihre Bankauszüge zum Zeitpunkt des Mordes an Ihrem Mann überprüfen«, sagte Marge. »Mit einem schriftlichen Einverständnis Ihrerseits wäre es einfacher.«
Sie schwieg eine Weile. »Wenn ich Sie so loswerde, von mir aus.«
»Nur um zu bestätigen, dass Sie nicht schon vor dem Mord an Ihrem Mann spielsüchtig waren.«
Melinda leckte sich die Lippen. »Nicht süchtig. Ben und ich fuhren nach Vegas, das schon. Wir gingen in die Shows, wir spielten... manchmal gewann ich, manchmal verlor ich. Ich hatte immer Spaß dabei, aber ich verspürte keine Sucht, weiterzumachen.«
»Sie bleiben also dabei, dass die Probleme erst nach dem Mord begannen.«
»Allerdings. Ich war psychisch am Ende und hatte diesen warmen Geldregen. Ich wünschte mir, die Versicherung wäre nicht so hilfsbereit gewesen. Mit mehr Zeit hätte ich vielleicht klarer gesehen.«
»Warum, glauben Sie«, fragte Oliver, »hat Shriner sich plötzlich entschieden, Ihr Alibi platzen zu lassen?«
»Weil Sie den Fall wieder aufgerollt haben und er vor den Bullen nicht als Stümper dastehen will.«
Ihre Geschichten stimmten überein... vielleicht zu gut. »Sie sagen«, fuhr Marge fort, »er habe sich bereiterklärt, Ihr Alibi gegenüber Ihrer Familie zu sein, aber erst, nachdem Sie zugestimmt hätten, ihn dafür zu bezahlen. Für mich klingt das wie eine Erpressung.«
Melinda lächelte zum ersten Mal. »So weit würde ich nicht gehen... ich... er brauchte Geld, und ich hatte gründlich die Nase voll von der Polizei. Es wäre nett gewesen, wenn er Bens Mord mit ein bisschen mehr Hingabe untersucht hätte, aber...« Sie seufzte. »Ich habe ihm nicht viel bezahlt. Offen gesagt verstehe ich nicht, warum ich ihn überhaupt hätte bezahlen sollen. Die Polizei hätte ja nur ihre Arbeit machen müssen.«
»Wie gut kannten Sie die ersten zwei Ermittler?«, wollte Oliver wissen.
»Am Anfang hab ich sehr oft angerufen. Dann seltener, sobald Phil nachzuforschen begann. Schließlich wurden die beiden pensioniert und der Fall ungelöst ad acta gelegt. Als ich mich irgendwann von meiner Spielerei und von meinen Ängsten und von den unendlich vielen Psychiater-Rechnungen erholt hatte, wollte ich einfach nur mein Leben weiterleben.«
»Mit wem von den Ermittlern haben Sie bei Ihren Anrufen gesprochen?«, fragte Marge weiter.
Die Frage schien Melinda einen Moment lang zu verwirren, bis sie antwortete: »Hauptsächlich mit Detective Lamar, glaube ich. Ich fand ihn angenehmer als Detective Vitton.« Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich komme zu spät zu einer Einladung, und der Ehrengast ist eine sehr enge Freundin. Ich würde jetzt gerne gehen.«
»Was würden Sie dazu sagen«, setzte Oliver an, »wenn ich Ihnen mitteilte...«
»Vielen, vielen Dank für Ihre Geduld, Mrs. Warren«, unterbrach ihn Marge.
»Keine Ursache, aber bitte melden Sie sich beim nächsten Mal vorher telefonisch an.«
Marge stand auf und winkte Oliver zur Tür. »Machen wir. Auf Wiedersehen.«
Kaum standen sie draußen, drehte sich Oliver zu seiner Partnerin um. »Warum hast du mich mitten im Satz unterbrochen?«
»Weil ich nicht wollte, dass du ihr von Vittons Selbstmord erzählst, bevor wir mehr wissen.«
»Und ich wollte sehen, wie die Eiskönigin darauf reagiert! Ich habe sie noch nicht als Verdächtige ausgeschlossen. Der Mord sieht nach einem Auftrag aus, und sie hat ein Problem mit Glücksspiel. Vielleicht hat sie ihn wegen der Versicherungssumme abknallen lassen? Oder vielleicht hat sie Shriner für den Schuss angeheuert – oder Vitton, und der hat sich deshalb umgebracht.«
»Genau deshalb will ich erst noch mehr Informationen über sie und über Vitton ausgraben, bevor wir die Bombe platzen lassen. Sachen wie: Welche Geldquellen hatte sie bis zu dem Mord an ihrem Mann? Wurde kurz nach Littles Tod Geld abgezweigt? Kannte sie Cal Vitton, bevor Ben starb? Mal angenommen, wir finden etwas über sie heraus, dann wäre der Selbstmord die perfekte Ausrede, um für ein weiteres Gespräch wiederzukommen. Und wenn wir nichts herausfinden, warum sollten wir ihr dann mit der Erwähnung des Selbstmords weiteren Kummer zufügen?«
Oliver sah immer noch verärgert aus. »Ich mag es nicht, aus meinem Lauf gerissen zu werden,
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