Arglist: Roman (German Edition)
zu wissen, ob die beiden sich kannten.«
»Und was würde das beweisen?«, fragte Oliver.
»Zwei Tote innerhalb von zwei Wochen, und beide haben eine Seitenverbindung zum Little-Mord.«
»Loo, wir wissen nicht, ob zwischen Ekerling und dem Little-Mord ein Zusammenhang besteht.«
»Diesmal muss ich Oliver recht geben«, sagte Marge. »Ich sehe nicht, dass uns das irgendwie weiterbringt.«
»Im Moment bin ich nichts weiter als ein Computer. Ich sammle Unmengen von Daten und spucke Fakten aus, aber ich gebe dazu keine Meinung ab.« Decker zuckte mit den Achseln. »Ich stochere nur rum.«
»Haben die in Hollywood nicht jemanden in U-Haft für das Carjacking?«, fragte Oliver.
»Ja, sogar zwei Leute.«
»Und welche Berechtigung haben wir, neue Theorien ins Spiel zu bringen und ihnen die Aufklärung des Falls zu vermasseln?«
»Wir haben überhaupt keine Berechtigung. Trotzdem will ich die Akte sehen.«
»Dann ruf deine Tochter an und hol sie dir hintenrum.«
Decker verdrehte die Augen. »Super Idee, Oliver, ich wünschte, ich wäre selbst darauf gekommen.«
Das Haus war ein Schmuckkästchen geworden: ein perfekter kleiner Bungalow. Die bestehenden fünfundsiebzig Quadratmeter auf letztendlich hundertfünfundzwanzig zu vergrößern, hatte ein geräumiges Schlafzimmer und zweieinhalb Badezimmer hervorgebracht, außerdem noch eine Art Alkoven hinter dem Wohnzimmer, der als Besucher- oder wie zur Zeit als Fernsehecke genutzt werden konnte. Die Kinder waren dem Missions-Baustil aus der Zeit vor 1900 gefolgt, der sich gut in die Landschaft des alten Teils von L.A. einfügte. In der Gegend gab es zahlreiche hundert Jahre alte Bungalows, dazu einige im viktorianischen Stil, aber auch Neubauten im Kolonialstil oder eben aus den Fünfzigerjahren.
Das Beste an dem ganzen Umbau war eine neue und deutlich verbesserte Terrasse mit Blick über den Hügel, der mit Häusern übersät war, die wie in den Granit gehauen wirkten. An warmen Tagen vermittelte die Landschaft einem das Gefühl, irgendwo in Süditalien oder Spanien zu sein. Genau auf dieser Terrasse saß Decker mit Cindy bei einem Espresso und genoss die frühlingshaften Temperaturen und die Aussicht.
Cindy reckte und streckte sich und blickte in die Ferne. »Besser wird’s nicht werden.«
»Nein, sicher nicht.« Decker lächelte seine Tochter an. Eine Haarspange bändigte ihre wilden roten Haare zu einem Pferdeschwanz, und ihre Haut war zart und blass mit nur einem Hauch Rot auf den Wangen. Sie trug abgeschnittene Jeans und ein unförmiges T-Shirt und Flip-Flops an den Füßen. Es war ein Vergnügen, seine Tochter so entspannt zu sehen. »Der Rosengarten ist großartig«, sagte er.
»Koby bestand darauf, dass wir ihn als Einziges unverändert lassen, und er hatte vollkommen recht damit.«
»Euer Umbau ist wirklich perfekt geworden, Prinzessin. Ich weiß, es war stressig, aber es hätte nicht besser rauskommen können.«
»Vielen, vielen Dank für deine Hilfe, Daddy. Ohne dich hätten wir das nie geschafft.«
»Gern geschehen, obwohl ich wahrhaftig nicht viel gemacht habe.«
»Erstens hast du uns mit Mike Hollander zusammengebracht, und das sind schon mal neunzig Prozent der ganzen Sache. Zweitens hast du den ganzen Fliesenspiegel verlegt, und zwar wunderschön.«
»Ich bin froh, dass es dir gefällt.« Er trank seinen Espresso aus. »Jetzt sind wir quitt. Ich hab deine Küchenwände gefliest, du hast mir die Ekerling-Akte besorgt.«
»Hier geht’s nicht um quid pro quo , Dad.«
»Stimmt, dein Job war schwieriger.«
»Da ist was Wahres dran«, Cindy musste grinsen, »aber glücklicherweise habe ich dein Talent geerbt, geschmeidig und übergangslos zu lügen.«
Dies ließ sich ganz offensichtlich nicht bestreiten. »Welche Lüge hast du ihnen aufgetischt?«
»War gar nicht so schwer. Da ich ja mit als Erste am Tatort war, habe ich nur gesagt, ich bräuchte eine Kopie für meine Unterlagen. Sie waren kein bisschen misstrauisch.«
»Welche Detectives bearbeiten jetzt den Fall?«
»Rip Garrett und Tito Diaz, der mir auch die Akte gegeben hat. Das Kopieren hat eine halbe Stunde gedauert, und die Bilder sind nicht besonders gut geworden, aber besser ging’s nicht. Jedenfalls ist das Original wieder da, wo es hingehört, und du hast deine Kopie.«
»Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Detective Kutiel. Es wäre nicht sehr schlau, mich grundlos in Ihre Ermittlungen einzumischen.« Decker griff nach seiner Espressotasse, bevor ihm einfiel, dass er ihn
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