Arglist: Roman (German Edition)
hatte. Warum fragen Sie? Hat der Knabe eine Vorgeschichte?«
»Er unterrichtet jetzt Sport an einer Highschool in Ohio.«
»Freut mich zu hören, dass er auf dem rechten Weg ist.«
»Also haben Sie ihn nie verdächtigt?«, hakte Oliver nach.
»Natürlich habe ich ihn verdächtigt. Ich habe ihn jedoch schnell ausgeschlossen, da er ein gutes Alibi hatte, was genau das war, fällt mir allerdings gerade nicht ein.«
»Anscheinend spielte er Basketball vor großem Publikum.«
»Stimmt, das war’s. Schwer, an zwei Plätzen zur selben Zeit zu sein, außerdem schien er mir nicht wütend genug, um sechs Monate später einen Killer anzuheuern. Aber überprüfen Sie ihn. Wie ich bereits sagte, ich habe nicht gerade Unmengen Zeit mit dem Fall verbracht.«
»Haben Sie jemals von einem Mann namens Primo Ekerling gehört?«, wechselte Marge das Thema.
Zum ersten Mal ließ sich der Privatdetektiv Zeit mit der Beantwortung einer Frage. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Er war Musikproduzent«, sagte Marge, »und wurde vor ungefähr zwei Wochen ermordet und in den Kofferraum seines Mercedes-Benz gepackt. Hollywood hat ein paar Cholos verhaftet, die aber die Anschuldigungen weit von sich weisen. Sie haben den Autodiebstahl gestanden, den Mord nicht.«
»Mag sein, dass ich in der Zeitung etwas über ihn gelesen habe...«
»Und Sie erinnern sich nicht im Zusammenhang mit Ihrer Mini-Investigation des Little-Mordes an Ekerlings Namen?«
»Mini-Investigation…« Shriner grinste. »Das trifft es genau. Vielleicht habe ich den Namen damals mal gehört. Sollte sich daraus eine Spur ergeben, lassen Sie mich es wissen. In der Zwischenzeit habe ich eine Verabredung mit meinen Golfschlägern. Das ist nicht so aufregend wie echte Polizeiarbeit, aber dadurch gerate ich nicht in Schwierigkeiten.«
Decker hatte gerade sein Lunchpaket geleert, als Marge anrief und ihn über das Gespräch mit Phil Shriner auf den neuesten Stand brachte. Nachdem sie mit allem durch war, fragte er: »Und wie schlimm genau ist die Spielsucht?«
»Genau das«, sagte Marge, »haben wir auch versucht herauszufinden. Ich bin mir sicher, dass Melinda Little deinen Anruf bereits erwartet. Ich denke, du solltest sie quasi überfallen, bevor sie sich ein paar sehr schlaue Ausreden einfallen lässt.«
»Ich bin noch in Simi Valley.« Decker hielt das Handy ans andere Ohr. »Außerdem habe ich in genau fünfzehn Minuten eine Verabredung mit Arnie Lamar auf dem Revier. Wie sieht dein Nachmittag aus?«
»Ich habe noch Luft.«
»Dann musst du ihr zusammen mit Oliver einen Besuch abstatten.«
»Und wenn sie sich mit einem Anwalt wappnet?«
»Dann sagt uns das etwas.« Ein anderer Anrufer klopfte an. »Da will noch jemand was von mir, Marge. Arrangiere ein Treffen mit Melinda und halte mich auf dem Laufenden, okay?«
»Mach ich. Viel Glück.«
Decker beendete das Gespräch und nahm den privaten Anruf entgegen. »Decker hier.«
»Was wollen Sie?«
Die leise, weiche Stimme war sofort zu erkennen und ließ Decker in seinem Auto aufrecht sitzen und nach Stift und Notizblock greifen. Normalerweise hätte er sich bei Donatti für den Rückruf bedankt, aber mit Chris gab es kein nettes Vorgeplänkel. »Was wissen Sie über den Mord an Bennett Little?«
Die Leitung blieb lange still. »Sie verdächtigen mich?«
»Bis jetzt weiß ich nur, dass Sie zu dem Zeitpunkt fünfzehn Jahre alt und in New York waren. Irre ich mich?«
»Warum rufen Sie dann an?«
»Sie waren in L.A., als der Mord noch ganz frisch war. Sie können gut zuhören. Vielleicht haben Sie was mitbekommen.«
Wieder eine Pause. »Das ist lange her, und ich habe ein Drogenproblem. Wenn ich jemals ein gutes Langzeitgedächtnis besessen haben sollte, dann ist es jetzt garantiert futsch.«
»Aber Sie erinnern sich an den Fall.«
»Ein Typ wird vorsätzlich ermordet, und Sie fragen sich, wer das Terrain damals bearbeitet hat.«
»Sie glauben, es war ein professioneller Killer?«
Ein kurzes Auflachen drang durch die Leitung. »Na klar.«
»Keine Idee, wer’s war?«
»Alles vor meiner Zeit. Hätten wir’s jetzt?«
»Da wir gerade über Suchtprobleme sprechen: Man munkelt, dass Littles Ehefrau ein kleines Geheimnis hatte.«
Noch eine Pause. »Glücksspiel. Wie hieß sie noch? Rhoda, Melinda?«
»Melinda. Woher kennen Sie sie?«
»Mein Onkel war stiller Teilhaber in mehreren Spielclubs in Gardenia.« Pause. »Das ist lange her. Joey hat die Casinos vor zehn Jahren abgelegt. Er ist
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