Arglist: Roman (German Edition)
Telefonnummern?«
»Nein, aber die finden Sie bestimmt ins Cals Adressbuch. Er hielt Kontakt zu seinen Jungs... hauptsächlich mit Freddy, aber er redete auch mit Cal Junior. Das war nicht immer so.«
»Nein?«
»Na ja, Sie wissen doch, wie das ist. Als Cal seinem Dad alles sagte, wollte der zuerst nichts mehr mit ihm zu tun haben. Am Ende glätteten sich die Wogen, und sie versöhnten sich. Ich bin mir sicher, die Jungs wissen, wo ihre Mutter lebt.«
»Detective Lamar«, hakte Shirley nach, »haben Sie uns wirklich alles gesagt? Da gibt es also nichts in Cals Leben, das ihn dazu getrieben hätte, sich das Leben zu nehmen?«
»Falls da etwas war, dann wusste ich nichts davon.«
»Hatte Cal das Gefühl, sich im Little-Fall zu hundert Prozent engagiert zu haben?«
Lamar reagierte empört. »Das ist eine Fangfrage, Lieutenant. Wenn ein Fall ungelöst bleibt, glaubt man immer, man hätte noch ein bisschen mehr tun können. Aber manchmal scheitert man einfach. Und wie Sie beide wissen, ist das kein besonders angenehmes Gefühl.«
11
Ein Fetzen Erinnerung kam Decker plötzlich wieder in den Sinn.
Als er Arnie Lamar nach Calvin Vittons Söhnen gefragt hatte, hatte der pensionierte Polizist geantwortet: Der Sohn in Nashville, Freddy, ist Produzent für Country-Musik, was immer das heißt. Davor, bei dem Gespräch mit Donatti, hatte der auf die Frage nach Primo Ekerling geantwortet: Der Musikproduzent. Was hat er angestellt?
Zigtausende Menschen arbeiteten in der Musikbranche. Es war also kein großer Zufall, aber Decker schwamm mutterseelenallein im weiten Ozean und griff nach jedem Stück Holz, das an ihm vorbeidümpelte. Als er in seinem Büro eintraf, rief er sofort Lamar an. »Hallo, hier ist noch mal Pete Decker.«
»Was gibt’s?«
»Nur eine kurze Frage zu Cals Jungs. Wie alt sind sie jetzt?«
»Freddy ist so um die fünfunddreißig und Cal Junior ein paar Jahre jünger. Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich mache mir gerne vorher ein Bild von meinen Gesprächspartnern.«
Lamar schwieg kurz. »Da steckt doch mehr dahinter.«
»Dann sagen Sie mir bitte, womit ich hinter dem Berg halte, denn ich kann jede Hilfe brauchen.«
»Grüßen Sie die Vitton-Jungs von mir.«
Er legte auf, bevor Decker die Chance hatte zu antworten. Gerade als er das Telefon ablegen wollte, klopfte Marge an den Türpfosten. Oliver war bei ihr, und Decker bat die beiden herein. Sie sollten ihn in Sachen Melinda Little Warren auf den letzten Stand bringen.
»Wir wollen ihre finanzielle Situation zum Zeitpunkt des Mordes überprüfen«, sagte Oliver. »Nachsehen, ob vor Littles Tod Geldsummen zu- oder abflossen.«
»Die damaligen Ermittler«, fügte Marge hinzu, »sind ihre Konten durchgegangen, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen, dass nichts übersehen wurde.«
»Klingt vernünftig«, meinte Decker, »doch ich weiß nicht, wie erfolgreich ihr bei fünfzehn Jahre alten Akten sein werdet.«
»Wir kennen ihre Bank«, erwiderte Oliver, »und vor fünfzehn Jahren war auch schon alles im Computer abgelegt. Ich glaube nicht, dass wir da Probleme haben werden.«
»Habt ihr ihre Einwilligung?«
»Sie hat zugesagt, was zu unterschreiben.«
»Und ihr verdächtigt sie immer noch?«, wollte Decker wissen.
»Sie ist spielsüchtig«, gab Oliver zu bedenken, »und Little hatte eine Lebensversicherung. Wenn sie bis zum Hals in...«
Decker sah Marge an.
»Wir haben sie jedenfalls nicht ausgeschlossen.«
»Wie hat sie auf Cal Vittons Selbstmord reagiert?«, fragte Decker.
Oliver zeigte mit dem Finger auf Marge. »Sie hat mich mitten im Satz unterbrochen. Der Sergeant will den Selbstmord als Ausrede benutzen, falls wir sie noch mal besuchen und befragen wollen.«
»Oh...« Decker nickte beifällig. »Das ist eine gute Idee.«
»Meiner Meinung nach«, sagte Oliver eingeschnappt, »wäre es sinnvoller gewesen, es ihr zu sagen und zuzusehen, wie sie reagiert.«
»Auch eine Möglichkeit. Aber wenn ihr ihre Finanzen durchgeht und dabei etwas findet, wäre der Selbstmord ein willkommener Anlass für einen erneuten Besuch. Denn seid ihr erst mal da, könnt ihr sie nach allen möglichen Unstimmigkeiten auf ihrem Konto befragen.«
Marge grinste. »Oliver, ich hab nicht nur den höheren Dienstgrad, sondern meine Stimme hat auch mehr Gewicht.«
»Ich möchte, dass einer von euch ein paar Dinge abklärt«, wechselte Decker das Thema und erklärte ihnen den schwachen Bezug zwischen Primo Ekerling und Freddy Vitton. »Es wäre interessant
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