Arglist: Roman (German Edition)
urteilen, ich will mich nur mit ihm unterhalten, und schon der erste Schritt war ein hartes Stück Arbeit.«
»Und warum willst du ihn zu Primo Ekerlings Tod befragen?«
»Ekerling war bei dem Prozess um die Doodoo Sluts die treibende Kraft. Er behauptet, dass Rudy Banks die Best of -CD veröffentlicht hat, ohne eines seiner Ex-Bandmitglieder zu bezahlen.«
»Und wer übernimmt nun nach Ekerlings Tod den Prozess?«
»Keine Ahnung. Ich habe zwei der Bandmitglieder kennengelernt. Der Schlagzeuger, Liam O’Dell, verabscheut Banks aus tiefster Seele. Der Gitarrist, Ryan Goldberg, ist krank. Psychische Störungen. Ekerling arbeitete immer noch aktiv als Musikproduzent – ich nehme an, für ihn war es logisch, vor Gericht zu ziehen.«
»Und du glaubst, Rudy hatte schließlich doch die Nase voll und hat Ekerling entweder selbst umgebracht oder Geraldo Perry und Travis Martel angeheuert, um Ekerling umlegen zu lassen?«
»Ich behaupte nicht, dass Banks Ekerling angerührt hat. Ich behaupte lediglich, dass Ekerling hinter einigen Gerichtsverfahren gegen Banks steckte.«
»Okay, Banks hatte also ziemlich wahrscheinlich irgendwas mit Ekerling zu tun. Aber wieso auch mit deinem ungelösten Fall?«
»Banks war Schüler an der North Valley High, als Ben Little dort unterrichtete.«
»Aha. Hatten die beiden irgendwie Kontakt?«
»Das müsste noch überprüft werden. Ich interessiere mich deshalb dafür, weil die beiden Morde sehr ähnliche modi operandi aufweisen. Beide Opfer wurden in den Kofferraum ihres eigenen Mercedes verfrachtet.«
»Ich bezweifle«, sagte Cindy, »dass Los Angeles vor Fällen mit Toten im Kofferraum strotzt, aber ganz so ungewöhnlich ist es nun auch wieder nicht.«
»In fast allen Fällen, wo sich der Tatort vom Fundort der Leiche unterscheidet, wurde das Opfer in einem motorisierten Gefährt zum Fundort transportiert. Und fast immer benutzt der Verbrecher den Kofferraum als Transportversteck. Aber ein Fall, in dem man das Auto mit der Leiche im Kofferraum findet – und dazu noch eine unversehrte Leiche, also einen Körper, dem keine Gliedmaßen fehlen und der wegen der drohenden Identifizierung nicht verbrannt oder verstümmelt wurde -, also das ist schon was anderes.«
»Und die Teenager, die sie verhaftet haben? Fühlst du dich wirklich gut dabei, Perry und Martel als Verdächtige zu streichen?«
»Nein, überhaupt nicht. Ihre Fingerabdrücke waren überall in und an Ekerlings Auto. Wenn sie als Einzige hinter Ekerlings Ermordung stecken, haben Little und Ekerling nichts gemeinsam. Aber lass uns mal rein aus Spaß an der Freud annehmen, ihre Geschichte ist wahr.«
»Von mir aus, stellen wir uns also vor, dass Perry und Martell auf der Suche nach Drogen in den Jonas Park gingen und zufällig auf den Mercedes mit Schlüssel im Zündschloss und einer Leiche im Kofferraum stießen.«
Decker lächelte. Ohne Ausschweifungen klang die Story ziemlich absurd. »Wenn du jemanden umbringst und in den Kofferraum seines oder ihres Autos verfrachtest, dann willst du doch das Auto vom Tatort verschwinden lassen und irgendwo abstellen, wo ein parkendes Auto nicht so schamlos auffällt. Der Parkplatz eines öffentlichen Parks scheint da eine gute Idee zu sein. Normalerweise ist dort nachts nichts los, und keiner sieht dir bei deinem Kommen und Gehen zu.«
»Schon, aber die Kehrseite der Medaille ist: Wie verschwindet der Mörder von dort? Die Ecke ist nicht gerade optimal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen.«
»Es muss mehr als eine Person beteiligt gewesen sein – oder der Mörder hat jemanden angerufen, der ihn abholte. Wir wissen, dass Perry und Martell das Auto abgestellt und ihre Kumpels engagiert haben, um in ihr Viertel zurückzukommen. Aber sie telefonierten von einem Restaurant aus, nicht von dem Funkmast in der Nähe des Parks.«
Cindy nickte.
Decker spannte den Bogen weiter. »Wenn wir also glauben, dass Perry und Martel den Mercedes tatsächlich im Park gefunden haben, dann ist Ekerlings Mörder vielleicht in einem zweiten Auto weggefahren. Wenn Rip Garrett und Tito Diaz sich die Mühe gemacht hätten, die Geschichte zu überprüfen, hätten sie vielleicht nicht nur die Reifenspuren von Ekerlings Mercedes gefunden, sondern auch noch die vom Fluchtfahrzeug. Wie lang ist das her? Drei Wochen? Die Spuren am Tatort sind längst verschmutzt, wenn nicht sogar vernichtet.«
Cindy dachte über die Theorie ihres Vaters nach. »Gut, selbst wenn jemand anderes als die Teenager
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