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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Müllschlucker.
    »Mr. Banks?«
    Decker öffnete und schloss Schranktüren. Er hob die Klappe zum Müllschacht an und blickte hinein. Es roch nach altem Müll, nichts Schlimmerem.
    »Mr. Banks?«
    Die Räume waren zwar nicht zwanghaft sauber, aber aufgeräumt. Zufrieden darüber, dass er nichts Ungewöhnliches bemerkt hatte, zog Decker die selbstschließende Wohnungstür wieder hinter sich zu. O’Dell saß mit seinem iPod im Treppenhaus, hatte die Augen geschlossen und bewegte seinen Oberkörper zu einem unhörbaren Rhythmus. Decker ging zu ihm hin und klopfte ihm auf die Schulter. O’Dell riss die Augen auf und sprang hoch. »Alles klar, Kollege?«
    »Alles klar.« Decker musterte ihn. »Warum haben Sie die Notiz für mich an sich genommen?«
    »Ich war ein böser Bube.« O’Dell wischte seine schweißigen Hände an seinen Shorts ab. »Dachte, ich bleib hier und gucke mal, für wen sie gedacht war. Dann hab ich Sie gesehen...« Er grinste. »Ich hätte sie auch behalten können.«
    »Danke, Kumpel, für Ihre Rücksichtnahme. Irgendeine Idee, was das für ein Notfall sein könnte?«
    »Bei Rudy kann alles ein Notfall sein. Meistens kommt es zu Notfällen, wenn er sich irgendwie aus der Affäre ziehen will.«
    »Sie sollten hier nicht so oft vorbeischauen, Liam, besonders dann nicht, wenn Sie glauben, es könnte ihm etwas zustoßen.« Decker grinste jetzt auch. »Denn so würden Sie zu einem Verdächtigen.«
    »Oho, ein Verdächtiger. Darf ich mich selbst in dem Film spielen?«
    »Ich mache keine Witze.«
    »Ja, ich weiß, Sie versuchen bloß, das Richtige zu tun, Lieutenant.« O’Dell sah auf seine Uhr. »Fast halb vier. Wenn ich Sie wäre, würde ich bald aufbrechen. Der Verkehr wird richtig übel, wenn Sie noch lange warten.«
    Decker hielt Liam die Tür zum Treppenhaus auf. »Nach Ihnen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    »Ich bestehe darauf.« Er wartete länger auf O’Dell, als er hätte sollen. Als Liam dann endlich im Treppenhaus und vor ihm auf der Treppe war, ließ Decker die Tür zuschwingen. Sie gingen, ohne ein Wort zu wechseln, hintereinander her ins Erdgeschoss, betäubt durch das Dröhnen ihrer Schuhe auf den Stahlstufen.
     
    Decker hatte sich vor seinem geistigen Auge einen fast vierundvierzigjährigen, aus dem Leim gegangenen Rockstar vorgestellt – übergewichtig, mit von Alkohol- und Drogenmissbrauch geschwollenen Augen. Aber noch vor einem Jahr war Rudy Banks ein gut aussehender Mann – schmaler Kiefer, Adlernase, klare blaue Augen, ein breites weißes Lächeln und ein gespaltenes Kinn. Er hatte dunkles, lockiges Haar, mindestens einen Dreitagebart, und seine Visage hätte locker auf Seite sechs der New York Post abgebildet sein können, mit der Bildunterschrift, er sei ein gerade angesagter Schauspieler.
    Das äußerliche Erscheinungsbild dieses Mannes passte so wenig zu seinem verdorbenen Charakter, dass Decker mehrere Bild-Suchmaschinen abfragte, nur um sicher zu sein, es mit dem richtigen Typen zu tun zu haben. Was war im Leben dieser Person passiert, dass jemand, der so gut aussah, sich zu einem derartig verbitterten, primitiven und ungehobelten Menschen entwickelt hatte?
    Vielleicht war genau sein gutes Aussehen der Grund dafür. Als Mr. Adonis scheiterte man oft daran, erfolgreich zu sein; schlichtweg, weil es nicht nötig war, wirklich wesentliche Charaktereigenschaften zu entwickeln.
    Decker spürte, dass jemand hinter ihm stand, und blickte vom Bildschirm auf in die Augen seiner älteren Tochter.
    »Sehr nett«, befand sie.
    »Nein, genau das ist er überhaupt nicht.«
    »Was hat er angestellt?«
    »Bis jetzt noch nichts.« Decker gab Cindy ein Küsschen. »Seit wann bist du hier?«
    »Ungefähr seit zehn Minuten.«
    Er lächelte seine Polizistinnen-Tochter an. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und schwarze Pumps. Ihr Haar glänzte flammend rot. »Du siehst wunderbar aus.«
    »Man tut, was man kann.«
    »Wo ist mein Freund Koby?«
    »Er kommt später.« Sie zog einen Stuhl neben ihn und setzte sich. »Also, wer ist dieser Typ?«
    »Rudy Banks. Er war Gründungsmitglied einer Punkband, den Doodoo Sluts . Genau wie Primo Ekerling.«
    »Aha.« Sie schaute auf den Bildschirm und las den Text. »Wie ich höre, haben Rip Garrett und du fast eine Annäherung hinbekommen.«
    »Zusammenarbeit ist immer besser als Feindseligkeit. Aber warum das ›fast‹?«
    »Rip und Tito sind immer noch nicht sonderlich begeistert über deine Einmischung. Aber wenigstens starren sie mich nicht

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