Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Sonnenlicht.
    Auf dem Weg zur Vordertür bekam Decker ein mulmiges Gefühl, als er sah, dass sie weit offen stand, obwohl die Fliegengittertür eingerastet und abgeschlossen war. Er klopfte an den Türpfosten, erst behutsam und dann immer lauter, aber er bekam keine Antwort.
    Das sah nicht gut aus.
    Durch das Drahtgeflecht konnte Decker Arnies aufgeräumtes, spärlich beleuchtetes Wohnzimmer sehen. Er hörte das Sirren eines Ventilators und spürte einen lauwarmen Luftzug durch die Tür.
    Was tun?
    Der Tag war heiß genug, um den Smog zu verbrennen, hinter dem ein mattes blaues Schimmern am Himmel hervorschaute. Der Boden dampfte, und der schwarze Asphalt schlug Wellen. Schwarze Mückenschwärme in Trichterform wirbelten herum wie ein Tornado. Fliegen bombardierten sein Gesicht. Unter seinen Achseln hatten sich dunkle Schweißflecken gebildet, sein Hemd klebte ihm am Rücken. Decker hatte den typischen Teint eines Rothaarigen und konnte keine dreißig Meter in der Sonne laufen, ohne sich die Haut zu verbrennen. Das Summen eines Moskitos kam näher an sein Ohr, und er schlug sich seitlich ins Gesicht.
    Eine gewisse Apathie umfing ihn wie ein nasses schwarzes Laken, das schwer auf seinen Schultern lastete. Sein Kopf begann zu dröhnen, seine Augen juckten.
    Er sah auf die Uhr: zehn nach zwei.
    Sie hatten zwei Uhr als Zeitpunkt vereinbart. Er sehnte sich danach, einfach in seinen Porsche zu steigen, das Gaspedal durchzudrücken und loszupreschen. Ihm war heiß, und er hatte schlechte Laune, was vielleicht an seiner Unlust lag, wieder über eine Leiche zu stolpern. Er fluchte laut, blickte sehnsüchtig zu seinem Auto hinüber, blieb jedoch, wo er war.
    Die Garage riegelte den Garten vom vorderen Hof auf der linken Seite ab, aber auf der rechten Seite gab es ein Tor, circa eins achtzig hoch und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Da er mit seiner Körpergröße das Tor überragte, konnte er vage erkennen, dass der Hinterhof genauso verbrannt und frei von Vegetation war wie der vordere Teil des Grundstücks. Noch immer fand er keine Spur von Arnie Lamar.
    »Lamar?« Er hüpfte hoch, um besser sehen zu können. »Arnie, sind Sie da? Ich bin’s, Pete Decker.«
    Keine Reaktion.
    Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund so aufgeregt, dass er keuchte. Aus einer fünfzehn Meter hohen Magnolie in einem benachbarten Garten, die esstellergroße Blüten hatte, erklang lautes Vogelgezwitscher. Decker ging zurück zur Vordertür und schlug sich die Knöchel wund. Er quetschte seinen Nase gegen das Fliegengitter und rief lautstark: »Hey, Arnie, Pete Decker hier!« Wieder sah er auf die Uhr. »Es ist jetzt Viertel nach zwei...« Ein ruppiges Klopfen. »Lamar, sind Sie zu Hause?«
    Er atmete tief aus, tief ein und brüllte: »Mir gefällt das hier gar nicht, Lamar, vor allem nach der Sache mit Cal! Ich komme jetzt ins Haus!«
    Einmal die Kreditkarte durch das Schloss gezogen, und die Fliegentür sprang auf. Das Wohnzimmer bestätigte Deckers ersten Eindruck: Leer und unbeeinträchtigt bot der Raum keinerlei Hinweise auf brutale Handlungen. Ein gewaltiger Ventilator, der wahrscheinlich für eine Werkshalle gebaut worden war, blies ihm die Luft so stark wie Fliehkraft ins Gesicht. Seine Haare zog es zwar in alle Richtungen von seinem Kopf weg, aber es fühlte sich trotzdem gut an.
    Vom Wohnzimmer kam man direkt in den Essbereich und danach in die Küche, die nicht mal zehn Quadratmeter groß und mit den heruntergelassenen Rollos dunkel war wie ein Bunker. An den Wänden hingen verschrammte Resopalschränke, und der alte Linoleumboden warf einige Wellen. Der Kühlschrank war etwas neuer, genau wie der Herd. In der Spüle stand kein Geschirr herum. Decker öffnete den Kühlschrank, in dem aber nichts lag, was gerade verrottete, nur etliche Dosen Bier und ein frischer Salat. Auf der Arbeitsplatte taute ein Steak auf.
    »Lamar?«, rief Decker noch einmal laut.
    Er machte sich daran, die Schlafzimmer zu überprüfen. Im Elternschlafzimmer – wenn man es so nennen durfte – waren die Betten gemacht. Lamar hatte die verwachsenen Wurzelstümpfe von Mammutbäumen zu Nachttischen umfunktioniert. Dem Bett gegenüber stand ein selbstgebauter Kiefernschrank mit einem altmodischen Fernseher darin. Keine Kabelbox, kein DVD-Player weit und breit. Da fiel Decker ein, dass er auf dem Dach eine Antenne gesehen hatte. Altmodischer ging’s nicht.
    »Arnie?«
    Stille.
    Am Ende des Flurs lag noch ein Schlafzimmer, die Tür war fein säuberlich verschlossen.

Weitere Kostenlose Bücher