Arglist: Roman (German Edition)
bei ihren Schulfreunden. Koby kam ihr zu Hilfe. »Wenn es für dich okay ist, Peter, täte mir ein kleiner Spaziergang ganz gut.« Er sah seinen Schwiegervater an. »Du entscheidest.«
Decker hob beide Hände in die Luft. »Wie dieses Mädchen manipulieren kann.«
»Ich nenne das lieber geschäftstüchtig. Das heißt ja?«
»Dieses eine Mal«, gab Decker nach. »Danke, Koby.«
»Ja, danke.« Sie sprang vom Tisch auf. »Ich pack schnell meinen Kram zusammen.«
Rina hielt sie am Arm fest. »Wir sind noch nicht fertig.«
»Oh...« Sie setzte sich wieder hin. »Entschuldigung.« Sie hetzte durch die Schabbes-Danksagungen und richtete sich auf, bevor alle geendet hatten, flog aus ihrem Stuhl und raste türenknallend in ihr Zimmer.
»Sie hasst uns«, sagte Decker, als er mit seinen Gebeten fertig war.
»Sie liebt uns«, korrigierte ihn Rina. »Sie will nur nicht mit uns zusammen sein. Wir sind langweilig.«
»Woher soll sie das denn wissen?«, beschwerte sich Decker. »Sie redet ja nie mit uns.«
Cindy klopfte beruhigend auf den Arm ihres Vaters. »Das legt sich, Daddy. Sieh mich an. Ich hielt dich und Mom für die peinlichsten Menschen dieses Planeten...«
»Ach ja? Wieso war ich denn peinlich?«
»Daddy, es ging nicht darum, wie du warst, sondern wer du warst. Eltern sind peinlich. Und als Zugabe warst du auch noch dieser riesige Klotz von einem Polizisten. Also hatten alle Angst vor mir.«
»Du hattest Freundinnen«, protestierte Decker. »Und du hattest Freunde!«
»Ein Beweis meines Charmes und Charismas.«
Koby räusperte sich und verdrehte die Augen zur Decke. Cindy knuffte ihn in die Schulter. Sie redeten noch dreißig Sekunden über die Kindheit, bis Hannah mit ihrem Koffer in der Hand vor ihnen stand. »Fertig.«
»Das ging schnell«, sagte Koby.
»Sie hat ihn schon vor Tagen gepackt, sie kann es nicht erwarten, von hier wegzukommen«, klärte Decker ihn auf.
Hannah stellte den Koffer ab und schlang ihre Arme um den Nacken ihres Vaters. » Abba , du bist der Beste! Ich hab dich ganz doll lieb, für immer und ewig. Aber manchmal muss man Prioritäten setzen.« Sie lächelte Koby an. »Von mir aus können wir los.«
»Sei vorsichtig, Koby.« Cindy klang unsicher. »Vielleicht solltest du meine Waffe mitnehmen.«
»Das ist keine so gute Idee«, sagte Koby, »denn wenn die Nachbarn einen Schwarzen mit Waffe sehen, schade ich mir mehr damit, als dass es mir was nützt.«
»Ich begleite euch beide«, beschloss Rina. »Ein kleiner Spaziergang wird mir auch guttun.«
»Das musst du nicht, Rina. Ich bin mir sicher, ich werde nicht gelyncht. Und wenn doch, dann sind wenigstens die Umbauarbeiten am Haus abgeschlossen, und Cindy kann sich entspannen.«
»Das ist nicht witzig«, sagte Cindy.
»Ehrlich, Koby«, meinte Rina, »ich würde wirklich gern ein paar Schritte gehen.«
»Können wir jetzt los?«, quengelte Hannah.
Rina gab Decker einen Kuss. »Wir sind in einer halben Stunde wieder da.«
»Und wenn nicht«, fügte Koby hinzu, »dann ruft die Polizei.«
20
Sie räumten den Tisch ab und stapelten das Geschirr und das Silberbesteck in einem mit warmem Seifenwasser gefüllten Spülbecken. Cindy band sich eine Schürze um und krempelte die Ärmel ihres Kleides hoch. »Wasch ich das alles ab, oder spül ich nur drüber oder was?«
»Spül es einmal kurz ab und stell die Sachen auf ein Handtuch. Ich räum den Geschirrspüler ein. Er ist nicht nur Schabbes-kompatibel, sondern auch noch darauf programmiert, erst um drei Uhr morgens loszugehen.«
»Ist das nicht einfach wunderbar? Man wacht am nächsten Morgen auf, und alles ist blitzeblank sauber. Ich bin so begeistert von unserer neuen Küche. Mike Hollander hat tolle Arbeit geleistet. Ich glaube, er hat sich noch mal extra ins Zeug gelegt, weil ich deine Tochter bin. Oder weil du ihm ermöglichst hast, wieder Polizist zu spielen.«
»Und wie. Er war wieder Polizist. Er hat die Technik gefunden, mit der wir Beth Hernandez identifizieren konnten. Auch als Rentner bleibt Mike ein Ass im Ärmel. All die Jahre an Erfahrung sind einfach unbezahlbar.«
Cindy hob eine Handvoll Silberbesteck hoch und reichte es Decker. »Wodurch genau wird denn nun das gute Aussehen von Mr. Banks befleckt?«
»Tja, er redet unflätig, er ist in eine Reihe von Prozessen verwickelt, er wird von mehreren Leuten beschuldigt, sie abzuzocken, er bricht Verabredungen, und er scheint in allen Bereichen absolut unzuverlässig zu sein. Aber ich muss nicht über ihn
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