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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Decker wurde sich seines rasenden Pulses und seiner überaktiven Schweißdrüsen bewusst. Aus dem Zimmer drang kein übler Geruch, kein vielsagendes Summen der Fliegen in der Nähe der Tür. Eine einzige widerwärtige Pferdebremse attackierte pausenlos sein Gesicht, aber dieses Mistvieh hatte ihn von draußen bis hierher verfolgt. Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und presste dann sein Ohr an die Tür und vernahm elektronisches Gekrächze... ein Radio- oder Fernsehgerät, das mit erheblichen Störgeräuschen zu kämpfen hatte.
    Langsam drehte er den Türknopf. Die Tür schwang auf und gab den Blick in einen dunklen und brütend heißen Raum frei, in dem die Luft keinen Millimeter zirkulierte.
    Decker unterdrückte ein Keuchen, als seine Augen auf Arnie Lamar fielen, der zusammengesunken in einem Liegesessel lag, die nackten Füße angezogen, die Beine an den Knöcheln übereinandergeschlagen. Sein Kopf war zurückgefallen, der Mund stand weit offen, und der Speichel lief ihm aus den Mundwinkeln. Sein Gesicht war schweißgebadet, die Augen zugekniffen, während die Arme leblos rechts und links vom Sessel hingen.
    Er schnarchte wie ein Holzfäller.
    Auf einem Beistelltisch am Sessel stand eine leere Dose Bier, und das Radio versuchte die Störgeräusche mit Musik aus den Fünfzigern zu übertönen.
    Decker ging zu Lamar und legte ihm eine Hand fest auf die eine Schulter, aber die Berührung drang nicht zu Lamars Bewusstsein durch. Selbst ein Erdbeben hätte den Mann nicht geweckt.
    »Hey, Arnie.« Jetzt schüttelte Decker ihn kräftig und wiederholt. Lamar regte sich langsam. »Hoch mit dir!«
    Ein Auge sprang auf, und Lamar erkannte Decker sofort. Er sprang aus dem Sessel und wischte sich mit dem Arm seine feuchten Mundwinkel ab. »Du meine Güte, wie spät ist es?«
    »Fünf vor halb drei.«
    Er rieb sich die Augen. »Entschuldigung.« Er schnappte sich die Bierdose und setzte zu einem Schluck an. Als nichts mehr kam, drückte er sie zusammen. »Mann, ist das heiß hier drin.«
    »Wohl wahr.«
    »Möchten Sie ein Bier?«
    »Und wie. Am liebsten würde ich es mir über den Kopf gießen, aber wenn Sie auf guten Manieren bestehen, trinke ich es auch.«
    »Kommen Sie, wir gehen ins Wohnzimmer, da steht der Ventilator.«
    »Klingt gut.« Decker setzte sich auf die Couch, außerhalb der Reichweite des direkten Turboantriebs, der jetzt die Jalousien klappern ließ. Lamar brachte zwei kalte Budweiser mit; Decker trank seins zur Hälfte in einem Schluck aus und musste sich zwingen, den Rest nicht gleich hinterherzukippen. »Kalt... gut.«
    Lamar nippte an seinem Bier. »Im Kühlschrank ist noch mehr.«
    »Hab ich gesehen.«
    »Gesehen?«
    »Ich habe den Kühlschrank überprüft, bevor ich in den Schlafzimmern nach Ihnen gesucht habe. Nur um zu sehen, ob das Zeug noch frisch ist.«
    »Dachten Sie, ich sei vielleicht verschwunden?«
    »Verschwunden oder in einem Versteck am Vergammeln. Nach der Erfahrung mit Ihrem Partner war ich ein bisschen nervös.«
    »Tja, ich bin weder verschwunden noch am Vergammeln, mir ist nur verdammt heiß, und ich schwitze. Ich hab da draußen in der Hitze an dem Datsun gearbeitet. Plötzlich bricht der Sommer durch, und ich schwitze und keuche und wollte nur noch eine Sache zu Ende bringen. Hab mich wohl übernommen.«
    »Keine gute Idee.«
    »Nein, aber in dreißig Jahren Polizeidienst lernt man genau das: noch eine Sache erledigen, noch eine Spur weiterverfolgen. Mir wurde ein bisschen schwummrig, und ich beschloss, ein Päuschen einzulegen. War wohl viel erschöpfter, als ich dachte.«
    Decker lächelte. »Jedenfalls ist es gut, Sie quicklebendig zu sehen.«
    Lamar lächelte zurück, nahm noch einen Schluck und lehnte sich zurück. »Die Trauerfeier für Cal findet nächste Woche statt. Hat Sie jemand informiert?«
    »Nein. Sagen Sie mir, wo und wann, und ich werde da sein.«
    »Ich erzähl Ihnen das nicht, damit Sie sich verpflichtet fühlen. Aber Cals Söhne... Sie erwähnten mal, dass Sie ihnen gerne ein paar Fragen stellen würden. Die beiden werden da sein.«
    »Und bereit, mit mir zu reden?«
    »Ich denke schon.«
    »Wie geht es ihnen?«
    »Na ja, sie sind ziemlich durcheinander. Cal Junior geht das Ganze wohl noch stärker an die Nieren. Vielleicht glaubt er, es sei seine Schuld, dass Big Cal sich die Kugel gegeben hat.«
    »Das ist also die offizielle Todesursache?«, fragte Decker nach. »Cal hat sich die Kugel gegeben?«
    »Ich dachte bloß...« Lamar beugte sich nach vorne.

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