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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schwulen Cal J verprügelt hat?«
    »Ich denke schon.«
    »Und ich weiß es nicht. Cal J redete nicht mit mir über seine Probleme, genauso wenig wie mit seinem Vater. Aber jetzt wo Sie’s sagen, Rudy war tatsächlich zur gleichen Zeit wie die Vitton-Jungs auf der Schule. Wenn jemand Cal J verprügelt hat, dann Rudy Banks.«
    »Hat Vitton Rudy deshalb gehasst?«
    »Pete, jeder hasste Rudy Banks... außer vielleicht ein paar dumme Hühner, die auf ein hübsches Gesicht abfuhren. Die Ironie des Ganzen ist ja, dass der Junge tatsächlich Talent hatte. Er hätte mit dem Singen wahrscheinlich viel Geld verdienen können, wäre er nur ein winziges bisschen netter gewesen. Aber das lag nicht in seinen Genen, er war einfach ein schlechter Kerl.«
    »Und Sie sind sich ziemlich sicher, dass Cal J und Rudy Banks zur selben Zeit auf die Schule gingen?«
    »Nein, bin ich mir nicht, aber das ließe sich ja ganz einfach überprüfen.« Lamar stand auf und wischte sich mit einem Tuch über das Gesicht. »Mann, was für eine Bullenhitze. Noch ein Bier?«
    »Lieber ein Glas Wasser.«
    »Da kann ich Ihnen nur lauwarmes Leitungswasser anbieten.«
    »Dann ein Bier.«
    Lamar kam ein paar Minuten später mit zwei kalten Dosen wieder. »Sie werden also mit Rudy reden?«
    »Wenn ich ihn drankriege.« Decker öffnete die Dose und nahm genussvoll einen Schluck. »Er scheint mir aus dem Weg zu gehen. Bis jetzt habe ich ihn nur ein einziges Mal am Telefon erwischt, und wie Sie sagten, hat er nur gemeckert und gelästert.«
    »Primo Ekerling wurde genau wie Little im Kofferraum eines Autos gefunden?«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen mit Rudy über den Mord an Ekerling reden, weil Primo und Rudy in einem langjährigen Rechtsstreit lagen?«
    »Ja.«
    »Obwohl Hollywood bereits zwei Carjacker in Untersuchungshaft hat. Nehmen die Ihnen Ihre Schnüffelei in dem Fall nicht übel?«
    »Sie sind nicht besonders glücklich darüber, aber wir befinden uns jetzt im kalten Krieg und haben ein Stillhalteabkommen geschlossen.«
    Lamar blickte auf die Uhr. »Ich würde gerne noch ein bisschen vom Tageslicht profitieren. Macht es Ihnen was aus?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Decker, und ich mach’s genauso. Mein Gedächtnis ist nicht mehr besonders gut, aber wenn man ihm hier und da ein bisschen auf die Sprünge hilft, wird’s vielleicht wieder munter und rattert wie ein Uhrwerk.«

22
     
    Banks’ Handy sprang sofort auf die Mailbox um. Höchstwahrscheinlich war es reine Zeit- und Energieverschwendung, für die Verabredung über den Hollywood Hill zu pilgern, aber Decker sprang ins kalte Wasser und stand eine Stunde bei Schritttempo im Stau. Er war nicht sonderlich überrascht, als sein gereiztes Klopfen ohne Reaktion blieb. Diesmal hatte Banks sich nicht die Mühe gemacht, eine Nachricht zu hinterlassen, also schrieb Decker ihm einen Zettel.
    Er war schon dabei zu gehen, als er bemerkte, dass die Tür zum Treppenhaus aufging und ein ordentlich gekleideter Mann Mitte zwanzig näher kam. Er trug einen ordentlich ausrasierten Ziegenbart, seine Haare waren raspelkurz. Er hatte ein weißes T-Shirt an, dazu abgeschnittene Jeans und Sandalen, er schleppte eine Tüte mit der Aufschrift »L.A. Künstlerbedarf«. Er versuchte, sich von Deckers eins fünfundneunzig großer und hundert Kilo schwerer muskulöser Erscheinung unbeeindruckt zu zeigen, doch seine Pupillen schwirrten wie eine Biene nervös hin und her. Er blieb gegenüber von Banks’ Tür stehen, und als er ein Schlüsseletui hervorholte, sah Decker, dass seine Hände zitterten.
    »Entschuldigen Sie, Sir.« Der Mann blickte hoch. »Ich bin Lieutenant Decker von der Los-Angeles-Polizei. Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    Der Mann ließ sich Zeit. »Um was geht’s?«
    »Um Ihren Nachbarn, Rudolph Banks.« Decker zückte seine Dienstmarke.
    Der Mann erwiderte nichts, aber sein Blick wanderte zu der aufgeschlagenen Brieftasche.
    »Ich war heute Nachmittag mit Mr. Banks verabredet. Er scheint gerade nicht zu Hause zu sein, und soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, ist das öfters der Fall.«
    »Ich habe nicht viel mit ihm zu tun. Er war nicht besonders freundlich.«
    »Und ich habe gehört, er ist ein Mistkerl.«
    »Na ja, dem würde ich zustimmen.« Der Mann stellte seine Tüte mit Künstlerbedarf ab. »Er ist am Wochenende ausgezogen.«
    Decker spürte, wie sich sein Kiefer verkrampfte. »Wann genau?«
    »Am Samstag.«
    Decker atmete tief aus. »Ich nehme mal an,

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