Arglist: Roman (German Edition)
Ohio, um Darnell Arlington zu befragen.«
»Stimmt, Arlington passte wie die Faust aufs Auge, leider war er weit weit weg. Wir zogen sogar einen Auftragsmord in Betracht, aber woher sollte der Knabe das Geld dafür gehabt haben?«
»Er dealte mit Drogen.«
»Er vertickerte kleine Haschischtütchen, womit er kaum seinen eigenen Konsum decken konnte. Er war kein großer Fisch, Decker, wenn Sie sich das fragen. Little hätte den ganzen Dreck nicht unter den Tisch kehren können, wenn Darnell ein ernstzunehmender Dealer gewesen wäre.«
»Trotzdem ist es erstaunlich, dass jemand die Anklage wegen Drogenbesitzes vom Tisch wischen konnte. Es musste jemand wirklich Wichtiges gewesen sein, der damals den Anruf erledigt hat.«
»Muss wohl, aber ich hab’s nicht getan.«
»Und Cal auch nicht?«
»Wir waren im Morddezernat, nicht bei der Drogenfahndung.«
»Haben Sie im West Valley jemals irgendwo anders außer beim Morddezernat gearbeitet?«
»Na klar… Autodiebstahl, Einbruch, Sitte…« Lamar zuckte mit den Achseln.
»Ich war in Foothill bei der Sitte. Hatten Sie auch Sitte und Jugendkriminalität unter einem Dach?«
»Jawoll.«
Deckers Herz fing an zu klopfen. »Wenn es also ein paar böse Jungs im Viertel gab, dann kannten Sie die?«
»Wenn wir den Fall bearbeiteten, schon.«
»War Ihnen Arlington schon bei der Jugend untergekommen?«
Lamar trank sein Bier aus. »Das alles liegt irre weit zurück. Ich kann mich nicht daran erinnern, den Jungen mal in den Fingern gehabt zu haben, und das macht auch Sinn. Er wäre ja erst um die zehn Jahre alt gewesen, als wir von der Sitte zum Mord gewechselt haben. Aber ich erinnere mich daran, dass wir, während der Ermittlungen zum Little-Mord, mit ein paar von Arlingtons Kumpeln zu tun hatten. Einer fiel besonders auf, Leroy Josephson. Er hatte das übliche Strafregister – Trunkenheit am Steuer, Einbruch, Vandalismus, Diebstahl, leichte Körperverletzung, Alkoholmissbrauch -, nichts wirklich Gewalttätiges, aber er lief aus dem Ruder. Trotzdem konnten wir ihn sofort als Verdächtigen streichen.«
»Wissen Sie noch, warum?«
»Sein Alibi war wasserdicht, glaube ich. Ich kann mich nur besonders gut an ihn erinnern, weil mich jemand aus South Central ungefähr fünf Jahre nach dem Little-Mord kontaktierte. Leroy war zur falschen Zeit am falschen Ort und kassierte eine Kugel, die den Hals durchschlug und ihn fast enthauptet hätte.« Lamar schüttelte den Kopf. »Er war gerade mal einundzwanzig.«
Decker machte sich Notizen. »Ist Ihnen während Ihrer Zeit bei der Jugendkriminalität mal ein Junge namens Rudy Banks in die Fänge geraten?«
»Rudy Banks?« Lamars Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Von allen Arschlöchern schoss Rudy Banks den Vogel ab. Ein mieser kleiner Scheißkerl.«
Decker versuchte seine Aufregung zu überspielen. »Haben Sie Lust, mir mehr über ihn zu erzählen?«
»Der Junge hatte eine engelsgleiche Stimme. Und ein Engelsgesicht. Aber seine Seele...« Lamar kicherte in sich hinein. »Ich sage Ihnen, der war mit dem Teufel im Bund.«
»Wo haben Sie ihn singen gehört?«
»Im Schulchor. In der Kirche. Er war Tenor... mit einer klaren, wunderschönen Stimme. Und mit diesen großen blauen Augen... sah aus wie ein englischer Messdiener. Aber er fluchte wie ein Matrose.«
»Weswegen haben Sie ihn festgenommen?«
»Diebstahl. Alle Varianten von Diebstahl. Handtaschenklau, Einbruch, Ladendiebstahl. Ich glaube, er hat sogar die Kirche beklaut. Soweit ich weiß, wurde er zum Rockstar einer dieser Punkbands, die ihr Publikum anspucken und wüst beschimpfen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob man ihn als Star bezeichnen würde. Er war Leadsänger in einer Punkgruppe, den Doodoo Sluts .«
Lamar grinste wieder. »Das passt zu Banks.«
»Als Erwachsener hat er sich nicht viel zuschulden kommen lassen.« Decker informierte Lamar über Rudys derzeitigen Beruf und seine zahllosen Prozesse. »Und Sie können sich gut an ihn erinnern.«
Lamar zuckte mit den Achseln. »Ja, das stimmt.«
»Hätte Cal Vitton ihn auch gekannt und sich gut an ihn erinnert?«
»Na klar. Tatsächlich... jetzt fällt’s mir wieder ein. Cal hatte es richtig auf Rudy abgesehen.«
»Wie in einem persönlichen Rachefeldzug?«
»So weit würde ich nicht gehen, aber er verabscheute den Jungen. Er war wirklich ein schlimmer Finger.«
»Ein schlimmer Finger und vielleicht auch ein Schläger?«
Lamar hielt Deckers Blick stand. »Wollen Sie von mir wissen, ob Rudy den
Weitere Kostenlose Bücher