Arglist: Roman (German Edition)
Geld von der Versicherung bekommen hatte.«
»Genau das ist der Punkt. Sie konnte ihnen über das Spielen nicht die Wahrheit sagen. Sie spürte, sie würden ihren psychischen Zustand nicht verstehen.«
»Oder sie waren es vielleicht einfach leid, ihrer Tochter ihr hart verdientes Geld hinterherzuschmeißen.«
»Deshalb hatte sie panische Angst davor, ihnen gegenüberzutreten. Sie erzählte mir, ihre Eltern würden ihr die Kinder wegnehmen, wenn sie ihre Spielsucht zugäbe. Sie fragte mich, ob ich nicht eine Idee hätte, ihr aus der Klemme zu helfen.«
»Also haben Sie für sie gelogen.«
»Nicht ganz. Ich schlug vor, sie könnte ihren Eltern ja sagen, sie hätte das Versicherungsgeld für einen Privatdetektiv ausgegeben. Und ich würde ihre Geschichte bestätigen.«
»Haben sie Sie angerufen?«
»Na klar. Ich spürte, dass sie Ben sehr gern gehabt hatten. Geld für Ben auszugeben, das fanden sie hinnehmbar.«
»Was haben Sie ihnen erzählt?«
»Dass ich dabei wäre, den Fall unter die Lupe zu nehmen, und in engem Kontakt mit der Polizei stünde. Sie akzeptierten es.«
»Melindas Mutter meinte, sie wusste, dass es so nicht war.«
»Mir hat sie davon nichts verraten.«
»Mit welchem Polizisten haben Sie gesprochen?«
»Arnie Lamar. Sein Partner und er glaubten beide an ein Carjacking. Er sagte mir auch, dass sie Darnell Arlington in Verdacht hätten, es ihm aber nicht nachweisen könnten, weil sein Alibi wasserdicht sei. Deshalb habe ich Darnell angerufen. Und wie ich es Ihnen schon beim ersten Mal gesagt habe, wirkte er ziemlich verzweifelt wegen Littles Tod.«
»Warum verdächtigte Lamar Arlington, wo der Junge doch ein Alibi hatte?«
»Weil Arlington schwarz ist und Grund hatte, sauer auf Little zu sein. Eine ganze Weile gingen die beiden davon aus, Arlington hätte einen seiner Freunde angestiftet, doch das führte zu nichts. Arlington schien nicht viel Kontakt zu seinen Freunden zu haben, nachdem er weggezogen war, und ganz bestimmt hatte er kein Kopfgeld übrig, um den Mord zu bezahlen.«
»Vielleicht haben sie es als Freundschaftsdienst getan.«
»Lamar sagte, dass es, den Telefonprotokollen nach zu urteilen, wenige Anrufe zwischen Arlington und seinen Freunden gab. Vielleicht hielt Darnell den Kontakt über Brieftauben, aber ich hatte keine Möglichkeit, das zu überprüfen.« Er blickte wieder auf die Uhr. »Oliver, alle Spuren waren kalt, als ich mich an den Fall gemacht habe. Und weil ich ein guter Detektiv war, arbeitete ich auch nicht gern für Peanuts. Ich habe einen Bericht geschrieben und ihre Ausreden gedeckt, damit sie vor ihren Eltern das Gesicht wahren konnte.«
»Und Sie beide hatten nie eine Affäre?«
»Sie hatte kein Interesse an mir, und ich wollte nicht aufdringlich sein. Damals war ich von meiner Frau getrennt, also gab es keine moralischen Bedenken. Ich hielt es damals wohl für keine besonders gute Idee, wenn sich zwei Spieler zusammentun, selbst wenn es nicht lange gehalten hätte. Außerdem hätte ich so meine Chance auf eine Versöhnung mit meiner Frau verspielt. Wenigstens einmal habe ich versucht, schlau zu sein.«
Er seufzte und betrachtete sehnsüchtig seinen Golfschläger.
»Ich würde wirklich gerne pünktlich zu dem Spiel erscheinen.«
Oliver ignorierte das. »Eine Frage noch, Shriner. Wenn Sie wüssten, dass Melinda während ihrer ganzen Ehe gespielt hat und verschuldet war: Glauben Sie, sie wäre in einem Moment tiefster Verzweiflung bereit gewesen, für das Geld der Versicherung zu töten?«
»Sie hat ihn nicht umgebracht.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Weil ich es weiß, Oliver. Wir waren über ein Jahr zusammen bei den ›Anonymen Spielern‹. Man gesteht eine Menge Zeugs, vor sich selbst und vor der Gruppe. Dabei lernt man die Leute verdammt gut kennen.«
»Sie würde kaum einen Mord gestehen.«
Shriner ging in die Wohnung, betrat einen begehbaren Schrank und erschien wieder mit einer Golftasche. »Ich behaupte ja gar nicht, dass sie ein Engel war. Sie war wahrscheinlich keine besonders gute Mutter. Sie war wahrscheinlich keine besonders gute Ehefrau. Sie trank wahrscheinlich zu viel, und vielleicht machte sie ein bisschen in der Gegend rum, aber ich halte sie nicht für eine Mörderin.«
» Machte ein bisschen in der Gegend rum? « Oliver gestattete sich ein anzügliches Grinsen. »Woher wissen Sie denn, dass sie es locker nahm, wenn Sie beide nicht miteinander gevögelt haben?«
Shriners Gesicht lief feuerrot an. »Sie nahm es
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