Arglist: Roman (German Edition)
Wildwasser-Rafting, Wandern, Lachsfischen, Goldsuche und ein Hubschrauberflug zu einem Gletscher. Und dann sprang ihm das Kleingedruckte ins Auge: Die Ausflüge waren im Preis nicht inbegriffen.
Na, er musste ja nicht überall dabei sein.
»Was meinte Rina, als du das Thema angeschnitten hast?«
»Wie ich schon sagte, sie wäre mit von der Partie, aber natürlich hättest du das letzte Wort.«
Decker dachte einen Moment nach. Sie fuhren sonst in seinem Urlaub nie irgendwohin, abgesehen von einem Besuch bei den Jungs im Osten. Wenn die Küche ihnen entgegenkam, war das Ganze in seinen Augen eine gute Sache. Einmal alles auspacken und dann die offene See genießen, auch wenn das Durchschnittsalter an Bord vermutlich um die siebzig war.
Siebzig kam ihm gar nicht mehr so alt vor.
Am meisten berührte ihn, dass seine Tochter ihn in ihre Ferienpläne einpassen wollte. Das war der Traum fast aller Eltern: sich entspannen und herumalbern mit den erwachsenen Kindern. »Ich glaube, damit könnte ich mich anfreunden.«
Cindy strahlte ihn an. »Du denkst also darüber nach?«
Decker musste lachen. »Ist das so ungewöhnlich?«
»Ja. Normalerweise, wenn ich was vorschlage... Na ja, dann klappt es nie. Ich freue mich irrsinnig!«
»Als Erstes muss ich es mit Rina besprechen. Dann muss ich meine Planung im Büro überprüfen. Dann müssen wir mit den Jungs reden. Ich werde alles dransetzen, dass es klappt, Cindy. Es klingt tatsächlich nach einer Reise, von der jeder etwas hat. Und ich lade euch beide ein. Das wird mich schon nicht ins Armenhaus bringen.«
»Auf gar keinen Fall. Koby wäre niemals einverstanden. Aber wenn du den Hubschrauber bezahlst, damit wir auf einem Gletscher spazieren gehen können, sage ich nicht nein.«
Decker nippte an seinem Espresso. »Das war eine teure Tasse Kaffee.«
Cindy griff in ihre Handtasche und holte ein paar Zettel hervor. »Du glaubst doch nicht etwa, ich habe den ganzen Weg hierher auf mich genommen, nur um dich zu einer Reise nach Alaska zu überreden.«
Genau das hatte er geglaubt. »Was hast du da?«
»Ich habe ein paar Hintergrundinformationen zu Travis Martel und Geraldo Perry gesammelt.«
»Mit oder ohne Rip Garretts Erlaubnis?«
»Ich habe ihn nicht um seinen Segen gebeten, aber selbst wenn er es herausfindet, wäre mir das egal. Beide Jungs haben eine lange Liste vorzuweisen: Drogenbesitz, Ladendiebstahl, Einbruch, Trunkenheit am Steuer, Autodiebstahl, Kontaktanbahnung, unerlaubter Waffenbesitz.« Sie blickte auf einen Zettel. »Für deine Unterlagen.«
»Danke.« Er wusste das bereits, aber warum sollte er ihr ein schlechtes Gefühl geben.
»Ich habe auch noch ein paar Nachforschungen jenseits des Offensichtlichen angestellt. Perry ist aus Indiana, daher weiß ich nicht sehr viel über seine Jugend, aber Martel stammt hier aus der Gegend. Er ging ungefähr ein Jahr auf die L.A. High, dann schmiss er die Schule. Ich habe sein Jahrbuch gefunden. Er war im Club der Rapper.«
»Sie haben einen Club der Rapper an der Highschool?«
»Diese Clubs spiegeln die Interessen der Schüler wider. Du brauchst nur einen Sponsor und ein paar Kids, die die Mitglieder bilden. Jedenfalls passt es ja, dass er in einem Rapperclub war, denn bei seiner Verhaftung gab er als Beruf ›aufstrebender Rapper‹ an.«
»Was bedeutet, dass er noch nie eine Platte gemacht hat.«
»Das stimmt so nicht ganz, und, Daddy, man sagt wirklich nicht mehr ›eine Platte machen‹. Das klingt so nach alter Schallplatte.«
»Eine CD geschnitten?«
»Heutzutage braucht man kein Label und keinen Produzenten mehr, um seine Songs zu veröffentlichen, denn es gibt das Internet. Kennst du MySpace?«
»Eine Website zum Kontakteknüpfen.«
»Stimmt. Genauer gesagt ist es eine Internetseite für private Netzwerke, wo man Inhalte zur Verfügung stellt. Jeder, der ein Profil bei MySpace hat, kann auf dein Profil gehen, wenn es nicht besonders gesperrt ist. Viele Sänger und Bands ohne Vertrag nutzen MySpace als Bühne für ihr Material. Die Seite ist besonders auf das Downloaden von Musik ausgerichtet. Also habe ich ein bisschen rumgesurft und geguckt, ob Perry oder Martel ein Profil haben.«
»Und du hast etwas entdeckt.«
»Ich wäre sonst nicht hier.« Sie wurde rot. »Also, will sagen, ich verbringe wahnsinnig gerne Zeit mit dir, aber ich weiß ja, dass du so beschäftigt bist, und da störe ich dich nur ungern...«
»Du störst mich nie. Was hast du herausgefunden?«
»Travis hat ein MySpace-Profil
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