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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Ameisenarmee hatte das Eishörnchen inzwischen nicht nur geschultert, sondern bereits quer durch den gesamten Blumentopf transportiert, und versuchte jetzt, es irgendwie über den Rand zu bugsieren. «Jetzt verstehe ich», sagte er lachend. «Ich habe Sie von drüben beobachtet und mich schon gefragt, was Sie da mit dieser Palme anstellen. Ich dachte, Sie reden vielleicht mit ihr, was völlig in Ordnung wäre. Das habe ich nach ein paar Drinks auch schon hin und wieder gemacht. Aber irgendwie wirkten Sie verstört. Da dachte ich, womöglich hat sie Ihnen geantwortet.»
    Daria rollte ihre Serviette in der Hand zusammen. «Nein, ich rede nicht mit Pflanzen – nur mit Insekten. Kleiner Scherz. Ich habe telefoniert. Geschäftlich.»
    «Sind Sie allein hier?»
    «Ja. Nur ich und meine Freundin, die Palme.»
    Er lachte. «Vielleicht darf ich mich ja zu Ihnen beiden setzen?»
    Sie warf einen letzten Blick auf ihr Handy, ehe sie antwortete. Nichts. Zum Teufel mit Manny . Betrunken oder nicht, sie hatte ihm immerhin ihr Herz offenbart wie die letzte Idiotin. Gar nicht auf ihr Liebesgeständnis zu reagieren war noch schlimmer als eine Abfuhr. Das hieß doch, dass ihm nichts an ihr lag. Kein kleines bisschen. Nicht mal so viel, um zurückzurufen und ihr zu erklären, wie idiotisch sie sich aufführte. Oder ihr vorzuwerfen, dass sie es nicht ernst meinte. Oder ihr zu sagen, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Es hieß, dass sie ihm nicht mal einen einzigen blöden Anruf wert war. Sie bedeutete ihm nichts – sie war nichts als ein Gelegenheitsfick bei der Arbeit gewesen, und dann hatte sie ihn so verärgert, dass er es eben schon etwas früher beendet hatte als ursprünglich geplant. Mehr war sie nicht für ihn: eine Eroberung. Sonst nichts.
    Und so sagte sie: «Warum nicht?», deutete auf den Sessel gegenüber und trank einen großen Schluck von dem frischen Cosmopolitan. Zum Teufel mit all den Kollegen, für die sie so perfekt sein wollte. Die meisten von denen waren selber längst besoffen. Sie kannte keinen einzigen Polizisten, der nicht als Letzter aus der Kneipe gekehrt wurde. Heute Abend wollte sie sich amüsieren. Sie würde Manny zeigen, was er sich entgehen ließ. «Danke für den Drink.»
    «Das Vergnügen ist ganz meinerseits», sagte der Mann und setzte sich lächelnd. Er hatte wirklich ein nettes Lächeln. Daria warf einen Blick auf seine linke Hand. Kein Ring. Auch keine ringförmige Aussparung in der Sonnenbräune. Das hieß zwar noch nicht viel, aber wenn er sich schon die Mühe gemacht hatte, bei ihr nachsehen zu lassen, dann hatte die Kellnerin vielleicht doch recht, und er war kein Schwein. Er war vielleicht sogar ein netter Kerl. Daria brauchte keinen Märchenprinzen, aber ein Arschloch konnte sie nicht verkraften. Nicht heute.
    Sie wischte sich eine Träne weg, die ihr über die Wange lief, und sah zum Palmentopf hinüber. Das Eishörnchen war verschwunden. Daria schaute auf den Boden. Nichts zu sehen.
    Sie schaltete das Handy aus und schob es in ihre Handtasche. Scheiß drauf . Glückwunsch an die Ameisen und ihren unermüdlichen Eifer, aber sie persönlich hatte es satt, sich anzustrengen. Und sie wollte auch keine bescheuerten SMS mehr von ihm lesen, die sie nur wieder durcheinanderbrachten. No más Manny Alvarez .
    «Ich heiße Daria», sagte sie. «Darf ich Sie etwas fragen? Sind Sie wegen der SMART-Konferenz hier?»
    Er schüttelte den Kopf. «Was für eine Konferenz?», fragte er neugierig.
    Gut. Bloß keine Polizisten mehr. Keine Bewährungsbeamten, keine Richter, keine Staats- und keine Rechtsanwälte. Keine Verbrecher. Daria versuchte, sich wieder an ihre alte Liste zu erinnern – an die Männer, von denen sie einmal geglaubt hatte, sie könnten sie dauerhaft glücklich machen. Ein Banker wäre schön. Ein reicher Mann, der sie von jetzt auf gleich mit seinem Privatjet entführen würde. Das war vermutlich ein bisschen viel verlangt. Aber ein Arzt vielleicht oder ein Feuerwehrmann. Oder ein Golfprofi. «Dann sind Sie also nicht Polizist? Oder Bewährungshelfer?»
    Er lachte wieder. «Polizist? Nein, nein, Gott bewahre. Ich bin Filmemacher in New York. Zurzeit bin ich wegen eines Projekts hier. Freut mich, Sie kennenzulernen, Daria.» Er streckte ihr über den Tisch hinweg die Hand hin. «Ich heiße Reid …»

45
    M anny starrte auf sein Handy und rieb sich den Schädel. Was zum Teufel sollte er denn damit anfangen?
    Ich liebe dich?
    Daria war eindeutig betrunken. Hicke-hacke-knülle. Sie

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