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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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– das sehe ich immer bei CSI », sagte er augenzwinkernd.
    «Sie fallen darauf rein. Sie schlucken die Geschichte vom unbekannten Dritten – mit Stumpf und Stiel», schimpfte Daria. «Überlassen Sie es der Verteidigung, ihre Zeit und ihr Geld auf diesen Quatsch zu verschwenden. Verschonen Sie Miamis Steuerzahler.»
    «Wie schon gesagt, für so ein hübsches kleines Ding haben Sie Eier aus Stahl. Ist sicher manchmal anstrengend, damit rumzulaufen. Nur eins wüsste ich gern, damit ich Sie hier richtig verstehe: Was tun Sie in einem Fall, den Sie vielleicht nicht beweisen können, bei dem Sie sich aber ganz sicher sind, dass dem Opfer Unrecht geschehen ist? Wie gehen Sie damit um?»
    «Manchmal muss man solchen Fällen den Rücken kehren, Manny, und sich stattdessen um die kümmern, denen man helfen kann. Leicht ist das nicht. Und ich will nicht herzlos klingen, aber manchmal hat man eben keine Wahl, als jemandem zu sagen: ‹Tut mir leid, für Sie gibt es heute keine Gerechtigkeit.›»
    «Das ist hart.»
    Sie zuckte die Schultern. «Das ist das Leben. Ihr Job ist es, den Bösen zu finden. Mein Job ist es zu beweisen, dass er der Täter ist. Wenn ich es nicht beweisen kann, gibt es keinen Fall. Das hat nichts mit richtig oder falsch zu tun. Und ich werde mich ganz bestimmt nicht auf die Suche nach Fällen machen, die der Verteidigung in die Hände spielen. Ich habe schon genug auf dem Tisch.»
    «Hören Sie, Counselor, ich sehe mir die Sache erst mal genauer an, bevor ich ein Opfer im Regen stehenlasse. Das ist meine Pflicht. Wenn nichts dran ist, ist nichts dran, und ich habe nur ein bisschen Zeit verloren. Und wenn es ein Heimvideo ist, dann habe ich vielleicht Glück und lerne die Darsteller persönlich kennen. Aber ich für meinen Teil kann nicht gut schlafen, solange ich nicht weiß, wer die Frau in Todesangst ist, die wir hier sehen.»
    «Wie viele Kinder haben Sie?», fragte Daria. «Nein, streichen Sie das – wie viele Töchter haben Sie?»
    «Keins und keine. Es gibt keine kleinen Mannys und Manuelas. Nicht dass ich wüsste.»
    Daria verdrehte die Augen. «Nach Ihrem letzten Kommentar hätte ich gewettet, Sie haben einen ganzen Harem von Teenagern zu Hause.»
    «Ich habe vielleicht keine eigenen Kinder, Counselor, aber es ist nicht schwer, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn meine Tochter von einem Psychopathen mit einem Camcorder und einer Vorliebe für Haushaltsreiniger vergewaltigt und zugerichtet worden wäre. Vielleicht hat der Vater der Frau auf dem Video ja keine Ahnung, was aus seinem kleinen Mädchen geworden ist. Vielleicht ist sie eines Abends ausgegangen und nicht nach Hause gekommen, und er hat keine Ahnung, was passiert ist. Vielleicht hofft ihre Familie, dass sie einen Autounfall hatte, bei dem sie einen Schlag auf die Rübe bekommen und das Gedächtnis verloren hat, und wartet auf den Tag, an dem sie wieder zur Tür reinkommt.»
    «Sie ist ein bisschen zu alt, um sie als kleines Mädchen zu bezeichnen. Ich schätze, sie ist Ende zwanzig.»
    «Na gut, dann ist sie eben kein kleines Mädchen mehr. Vielleicht ist sie verheiratet, und ihr Mann hat jeden Kanal im Umkreis von zwanzig Kilometern nach ihr abgefischt, weil er denkt, sie hatte einen Autounfall und ist deswegen nicht zum Abendessen heimgekommen. Oder sie ist gar nicht tot. Vielleicht wurde sie vergewaltigt, und der Typ hat sie dabei gefilmt und das Video bei YouTube hochgeladen. Das sind nur ein paar der Szenarien, die mir spontan durch den Kopf gehen. Wir beide hatten ausreichend mit Mordopfern zu tun, um zu wissen, dass das Schlimmste die Ungewissheit ist. Ich muss nicht Vater oder Ehemann sein, um mich in sie hineinzuversetzen.»
    «Was, wenn sie mit sechzehn von zu Hause ausgerissen ist, um in L.A. als Callgirl zu arbeiten, und der Mist, den sie hier mit ihrem Freund treibt, ist harmlos im Vergleich zu den anderen Kunststücken, die sie mit Seilen draufhat? Das ist eins der Szenarien, die mir einfallen.»
    Manny zuckte die Schultern und ging zur Tür. «Das Video ist 42 Sekunden lang, Counselor. Stellen Sie sich einfach vor, was wir nicht zu sehen bekommen haben, die Szenen, die im Schneideraum auf dem Boden gelandet sind.»
    «Das kann man so und so sehen. Vielleicht zehn Minuten Vorspiel und die Zigarette danach.»
    «Vielleicht.»
    «Puh.» Sie drehte sich mit ihrem Stuhl um und sah hinaus zum Gefängnis. «Ich bin nicht herzlos. Ich bin pragmatisch, das ist alles.»
    «Okay», antwortete Manny, doch er klang

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