Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman

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dass jemand anderes die Frau umgebracht hat, die zuletzt mit deinem Sohn in einer Bar gesehen wurde, jetzt schickt dir auch noch jemand einen Videoclip, auf dem der echte Mörder perversen Sex mit einer Frau hat, die rein zufällig genauso aussieht wie die, die dein Sohn ermordet haben soll? Blicke ich hier irgendwas nicht, oder klingt das einfach völlig an den Haaren herbeigezogen?»
    «Na ja, so gesehen schon.»
    Daria machte ein finsteres Gesicht. «Wie soll man es denn sonst sehen?»
    «Ich weiß nicht. Dem Sohn dieser Lady wird Vergewaltigung und Mord vorgeworfen. Er behauptet, er wäre es nicht gewesen.»
    Daria schüttelte den Kopf. «Das behaupten sie alle. Wann sind Sie zum letzten Mal einem Mörder begegnet, der die volle Verantwortung dafür übernimmt, dass er jemandem die Kehle durchgeschnitten hat? Kommen Sie schon.»
    «Na gut. Aber Sie haben nach der Sicht der Lady gefragt. Ihr Sohn sagt, er war’s nicht. Es ist ihr einziger Sohn. Und er behauptet, er wäre ein Opfer der Umstände. Dann bekommt sie direkt vor dem Haftprüfungstermin eine anonyme E-Mail geschickt, auf der eine fast identische Blondine gefoltert wird, soweit ich das sehe, und im Hintergrund liegt eine Auswahl von Spritzen und Chemikalien herum – zufällig genau der gleiche perverse Kram, mit dem ihr Sohn angeblich sein Opfer gequält hat. Nur dass der Typ auf dem Video nicht ihr Sohn ist.»
    «Das behauptet sie. Außerdem ist die Frau auf dem Video nicht tot.»
    Manny zuckte die Schultern. «Jedenfalls nicht, dass wir wüssten.»
    «Wie alt ist Abby Lunders gewesen, als sie ihr Söhnchen bekam? Achtzehn? Und dank Botox sieht sie aus wie seine gottverdammte Schwester. Das ist gruselig.»
    «Vorsicht, Counselor. Sie klingen neidisch.»
    «Bin ich auch. Aber auf ihre Handtasche, nicht auf ihr Gesicht. Ich bin neunundzwanzig. Die Sorgenfalten, die Sie mir machen, werden erst in ein paar Jahren sichtbar.»
    Manny lachte.
    «Und wie alt ist Daddy Freddy?», fragte Daria. «So um die zwanzig, einundzwanzig Jahre älter? Offensichtlich ist sie ein Vorzeigeweibchen.»
    «Korrekterweise Stief-Daddy Freddy. Er ist an die siebzig. Und sieht auch so aus. Abby ist tatsächlich ein Vorzeigeweibchen, aber sie war kein Teenager mehr, als Fred und sie zusammenkamen. Sie war dreißig. Freddy hat den jungen Talbot adoptiert und ihn den Familiennamen annehmen lassen. Ich glaube, der Alastair war sein Adoptionsgeschenk, damit er unter den Kennedys und Rockefellers nicht auffällt», sagte Manny grinsend. Er zog eine Packung Marlboros aus der Jackentasche. «Ich finde, Mom sieht verdammt gut aus, egal wie alt», erklärte er, nahm eine Zigarette aus der Schachtel und klopfte sie auf den Schreibtisch. «Nicht dass ich mir davon den Durchblick trüben ließe.»
    Wieder sah Daria ihn finster an. «Die zünden Sie aber nicht hier drinnen an.»
    «Ich bereite mich nur auf meinen Abgang vor.»
    «Hm. Ich sehe jedenfalls immer noch nicht mehr als den Qualm von der Rauchbombe, die sie abgeworfen hat, und Sie gehen ihr voll auf den Leim.»
    «Hören Sie mal, ich bin kein Idiot, aber ich bin doch etwas irritiert.» Manny steckte sich die Zigarette hinters Ohr. «Sie etwa nicht? Ich meine, was zum Teufel hat es mit diesem Video auf sich? Das Ding ist ziemlich abgefuckt, Counselor.»
    Daria seufzte. «Nicht mal ihr eigener Anwalt wollte es heute ins Spiel bringen, Manny, weil er es sich für die Hauptverhandlung aufhebt. Weil er weiß, dass da nichts als Rauch ist, und mit diesem höchst nachteiligen, extrem reißerischen Video will er uns lieber erst gegen den Karren fahren, wenn wir die Geschworenen vereidigt haben und Strafklageverbrauch eingetreten ist. Das Ganze ist an den Haaren herbeigezogen – sie versuchen es mit einer Strategie, die auf begründeten Zweifel zielt. Je mehr Aufmerksamkeit Sie der Sache widmen, desto schlechter stehen wir später vor den Geschworenen da, weil es dann so aussieht, als hätten wir ihnen den Blödsinn abgekauft. Als würden wir der Sache Bedeutung beimessen.»
    Manny nickte nachdenklich. Er wog den USB-Stick in der Hand und stand auf. «Wahrscheinlich. Aber ich werde mal sehen, was sie im Labor noch aus diesem Clip rausziehen können. Vielleicht können sie den Ton verstärken oder das Bild vergrößern. Ich sehe mir auch den Computer der holden Mom an, vielleicht kriegen wir ja den Absender raus, oder noch besser, wo das Video herkommt. Ich bin kein Computerfreak, aber ich weiß, dass die Freaks alles Mögliche finden können